Berlin – Das Neugeschäft der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat auch im Jahr 2012 deutlich zugenommen. Die Zahl der Verträge stieg netto um 552.900 auf insgesamt 32,03 Millionen Versicherungen. Besonders stark war der Anstieg bei privaten Pflegezusatzversicherungen: Ihre Zahl nahm um 16,3 Prozent auf einen Gesamtbestand von 2,2 Millionen Versicherungen zu.
„Die Debatte um die Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung hat vielen Bürgern die Augen dafür geöffnet, dass ihnen ohne zusätzliche private Vorsorge im Pflegefall die finanzielle Überforderung droht“, erklärte der Vorsitzende des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, Reinhold Schulte, bei der Vorstellung der vorläufigen Branchenzahlen für das Geschäftsjahr 2012 in Berlin. „Umso mehr ist es zu begrüßen, dass der Staat die Bürger seit diesem Jahr beim Aufbau einer privaten Pflegevorsorge unterstützt.“ Die Leistungsstärke der kapitalgedeckten Finanzierung zeigt sich auch dadurch, dass in diesem Jahr die Beiträge in der Privaten Pflegepflichtversicherung gesenkt werden konnten – obwohl mehr Leistungen in Anspruch genommen wurden als je zuvor.
Mehr als 23 Millionen Zusatzversicherungen
Auch bei anderen privaten Zusatzversicherungen gab es 2012 ein solides Wachstum: Der Gesamtbestand wuchs netto um 573.000 Verträge, sodass zum Jahresende insgesamt 23,07 Millionen Zusatzversicherungen bestanden. Das ist ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Gesamtzahl der Zusatzversicherungen damit um fast neun Millionen oder knapp zwei Drittel erhöht.
In der Krankenvollversicherung hat sich der Bestand verglichen zum Jahresende 2011 leicht verringert: Die Zahl der Versicherten sank auf 8,96 Millionen Personen, 20.100 weniger als Ende 2011. Grund dafür sind mehrere Sondereffekte: So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen aufgrund der guten Lage am Arbeitsmarkt auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren. Viele privatversicherte Kleinselbstständige, die in ein Arbeitnehmerverhältnis gewechselt sind, mussten somit zwangsweise in die Gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren. Darüber hinaus hat auch die verpflichtende Einführung von Unisex-Tarifen zum Jahresende 2012 bei vielen potenziellen Kunden zu einer abwartenden Haltung geführt.
Moderate Ausgabenentwicklung
Die Beitragseinnahmen in der Privaten Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich 2012 um 2,9 Prozent auf insgesamt 35,7 Milliarden Euro. Dabei verringerten sich die Einnahmen in der Pflegepflichtversicherung dank einer Beitragssenkung um 5,0 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro. Die Versicherungsleistungen in der Privaten Kranken- und Pflegeversicherung stiegen um 2,3 Prozent auf insgesamt 23,3 Milliarden Euro.
180 Milliarden Euro Vorsorge für Generationengerechtigkeit
Einen Teil der Beiträge ihrer Kunden legt die Private Krankenversicherung auf dem Kapitalmarkt an. Aus diesem Geld werden die im Alter steigenden Gesundheitskosten der Versicherten finanziert. Diese Alterungsrückstellungen stiegen bis Ende 2012 in der Krankenversicherung auf 155 Milliarden Euro und in der Pflegeversicherung auf 25 Milliarden Euro – also insgesamt auf 180 Milliarden Euro. Das sind 6,2 Prozent oder knapp 11 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. „Unser nachhaltiges Prinzip der Kapitaldeckung erweist sich damit auch in der Banken- und Staatsschuldenkrise als krisenfest“, so Schulte.