Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach treibt die Digitalisierung in der Pflege weiter voran. Die Ministerin stellte hierzu am Dienstag im Kabinett die Maßnahmen der HighCare Agenda vor. Gerlach betonte: „Das Thema Pflege ist eine der ganz großen Herausforderungen – für den Staat, das Gemeinwesen und für jeden Einzelnen! Es geht uns alle an.“
Die Ministerin fügte hinzu: „Alleine in Bayern wird die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit rund 580.000 auf mindestens 820.000 bis zum Jahr 2050 steigen. Die Menschen werden älter, die Fachkräfte weniger. Dies trifft genau die, die besonders schützenswert sind – Pflegebedürftige jeden Alters. Die Pflege ist eine der Schicksalsfragen unserer Zeit und wir wollen die Werkzeuge der Digitalisierung bestmöglich in der Pflege nutzen.“
Gerlach erläuterte: „Den Herausforderungen in der Pflege können wir nur gemeinsam begegnen. Wir haben daher gemeinsam mit rund 40 Vertreterinnen und Vertretern aus Bayerns Pflegepraxis, der Gesundheits- und Pflegewirtschaft, aus Wissenschaft und Verbänden der Leistungserbringer und Leistungsträger sowie Vertreterinnen und Vertretern pflegender Angehöriger und Pflegebedürftiger ein passgenaues Maßnahmenbündel erarbeitet. Unter dem Titel ‚Pflege für morgen – selbstbestimmt, ganzheitlich, generationengerecht, regional verfügbar und digital unterstützt‘ wollen wir mit der HighCare Agenda bis 2029 rund 31 Millionen Euro in die Hand nehmen, um mit Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Zukunftstechnologien die Pflege für morgen fit zu machen und die Pflege von morgen in Bayern zu starten.“
Gerlach führte zu den Einzelmaßnahmen, die der Ministerrat nun so beschlossen hat, aus: „So werden wir im Rahmen unserer 100%-WLAN-Strategie weitere Mittel zur Förderung der Digitalisierung in Pflegeeinrichtungen bereitstellen und sie darin unterstützen, überall WLAN-Zugänge zu errichten. Wir wollen den Helfenden helfen und digitale Tools für Pflegende und damit Unterstützung im Alltag in die Versorgung zu bringen. Hierzu werden wir mit einem Förderwettbewerb KI-gestützte Softwarelösungen zur Pflegedokumentation unterstützen, damit wir den Dokumentationsaufwand reduzieren – Bürokratieabbau durch Digitalisierungsausbau also.“
Die Ministerin erklärte: „Pflegende und Pflegebedürftige wissen noch zu wenig, welche digitalen Tools in welcher Situation bei der Pflege konkret helfen können. Mit einer breit angelegten Kampagne werden wir Pflegende und Pflegebedürftige mit Musterpflegeheimen und mobilen Pflege-Labs innovative Pflegetechnik vor Ort erfahrbar machen und verstärkt über technische Hilfen informieren, die heute schon den Versorgungsalltag spürbar vereinfachen und verbessern können. Denn die beste Technik hilft nichts, wenn die Menschen sie nicht kennen oder nicht akzeptieren.“
Gerlach ergänzte: „Daneben soll der bereits etablierte ‘Pflegefinder‘ mittelfristig zu einer zentralen, digitalen Informationsplattform im Bereich der Betreuung und Versorgung von Pflegebedürftigen erweitert werden. In Bayern gehen wir voran und wollen digitale Technologien in der pflegerischen Versorgung nachhaltig etablieren und so Pflegebedürftige und Pflegende unterstützen.“
Die Ministerin erläuterte: „Zudem treiben wir die Forschung und Entwicklung von Pflegeassistenzsystemen und Robotik-Innovationen voran. Aber der Einsatz von Technik kann auch gezielt im häuslichen Umfeld erfolgen, um beispielsweise mittels Sturzerkennung durch Sensorik und Monitoring der Vitalfunktionen die Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu verbessern. Darin liegt ein großes Potenzial in Bayern, länger selbstbestimmt im eigenen zuhause bleiben zu können. Hier nutzen wir die Erkenntnisse aus unseren Projekten von DeinHaus 4.0 und CARE REGIO.“
Gerlach betonte: „Wir sind in Bayern bereits auf einem sehr guten Weg. Wir müssen für die Pflege für morgen aber die parallel laufenden Initiativen koordinieren, Wissen sammeln und Kräfte bündeln. Dazu bauen wir das ‘Kompetenzcluster innovative Pflege’ (KiPf) am Zentrum für Telemedizin (ZTM) e.V. in Bad Kissingen in Unterfranken auf. Das KiPf wird viele bereits existierende Innovationsinitiativen zusammenbringen und so die interdisziplinäre und (inter-) nationale Zusammenarbeit sowie den Wissenstransfer in der Pflege institutionalisieren und damit weitere Synergien schaffen.”
Die Ministerin ergänzte: „Außerdem starten wir die ‚Bayerische Forschungsinitiative Pflegetechnik’ (FiPtec) beim Bayerischen Zentrum Pflege Digital an der Hochschule Kempten. Die FiPtec konzentriert sich im Verbund mit allen bayerischen Hochschulen und Universitäten mit pflegewissenschaftlicher Ausrichtung auf eine Forschungsoffensive zur ‘guten Pflege für morgen’. Diese Forschungsoffensive verbessert das Wissen über Technologien in der Pflege, koordiniert die entsprechenden Forschungsschwerpunkte und sorgt zusammen mit dem KiPf dafür, dass die Forschungsergebnisse auch in der pflegerischen Praxis ankommen können.“
Gerlach fügte hinzu: „Die HighCare Agenda ist im Umfang und hinsichtlich der Investition, die der Freistaat für die Pflege für morgen aufwendet, nicht nur in Deutschland einzigartig. Ein solches Programm kann aber nur gemeinsam mit allen an der Pflege beteiligten Akteuren gelingen. Ich lade daher alle relevanten Vertreterinnen und Vertreter aus der bayerischen Pflegebranche ein, mit uns den ‚Digitalpakt Pflege‘ zu schließen. Im Rahmen dieses Digitalpakts Pflege können sich die Unterzeichner des Paktes freiwillig verpflichten, die Umsetzung der HighCare Agenda zu unterstützen und darauf hinzuwirken, dass die geplanten Maßnahmen umgesetzt und zur Verfügung gestellte Mittel abgerufen werden. Hier bietet sich die einmalige Chance, Teil eines bayerischen Ökosystems für Pflegetechnologie zu werden und so die Pflege von morgen in Bayern und für Bayern mitzugestalten.“
Gerlach fasste zusammen: „Die Bayerische Staatsregierung investiert mit der HighCare Agenda bis 2029 beispiellos in die Weiterentwicklung und Implementierung neuer Technologien in der Pflege. Mit diesen Maßnahmen stemmen wir uns in Bayern kraftvoll gegen den Pflegenotstand und schaffen die Grundlage für eine Pflege für morgen – selbstbestimmt, ganzheitlich, generationengerecht, regional verfügbar und digital unterstützt.“