Schwerin – Fälle von Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern erlangen immer wieder traurige Aktualität. Gefährdete Kinder und Jugendliche müssen rechtzeitig erkannt werden, damit ihnen und ihren Familien Hilfe und Unterstützung angeboten werden können. Erhöhte Aufmerksamkeit und ein zuverlässiges Frühwarnsystem sind dabei wichtige Bausteine. Und die Handelnden – wie etwa Ärzte – müssen sicher sein, welche Regelungen und Vorschriften es gibt. Die Techniker Krankenkasse (TK), das Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern und die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern e.V. haben deshalb gemeinsam einen neuen Handlungsleitfaden für Ärzte “Gewalt gegen Kinder” herausgegeben.
“Es ist uns als Krankenkasse ein besonderes Anliegen, verschiedene Akteure des Gesundheitswesens bei einem gemeinsamen Ziel zu unterstützen – dem Schutz unserer Kinder”, sagt Dr. Volker Möws, Leiter der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern. Erst durch den gemeinsamen Einsatz von medizinischem, psychologischen, sozialpädagogischen und jugendpflegerischen Fachwissen und die Überwindung sektoraler Grenzen kann den vielfältigen Dimensionen von Kindesmissbrauch entgegengewirkt werden. Gesundheitsminister Erwin Sellering sagte: “Nicht wegsehen – das gilt für alle, die mit Familien in Kontakt stehen. Ärzte bauen ein Vertrauensverhältnis zu den Patienten auf. Sie bekommen viele wichtige Einblicke, wie es einem Menschen geht.” Wenn ein Arzt den Verdacht habe, dass ein Kind misshandelt oder vernachlässigt wird, dann müsse er dringend handeln. “Auf Hinweise müssen alle Beteiligten sensibel, aber auch konsequent reagieren”, sagte Sellering. Dabei sei es wichtig sich mit anderen Fachleuten austauschen. Der Leitfaden solle dabei helfen, die Akteure zusammenzuführen und ihnen den Rücken zu stärken.
Die Broschüre “Gewalt gegen Kinder” ist eine grundlegend überarbeitete Nachauflage einer erstmals 2000 veröffentlichten Publikation. Sie enthält auf rund 200 Seiten u.a. Grundlagen für das Fallmanagement in der Arztpraxis wie beispielsweise Hinweise zu rechtlichen Bestimmungen, Diagnostik und Befunderhebung sowie Dokumentationsbögen. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Publikation ist der Serviceteil mit rund 500 Adressen bzw. Telefonnummern und Ansprechpartnern verschiedener örtlicher Institutionen und Einrichtungen der einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte Mecklenburg-Vorpommerns sowie Adressen überregionaler Hilfeangebote.
Der Leitfaden “Gewalt gegen Kinder” wird in den kommenden Tagen an niedergelassene Kinderärzte, Kinderpsychologen und Kinderpsychotherapeuten sowie Krankenhäuser mit Kinderstationen in Mecklenburg-Vorpommern verschickt. Er ist eine wichtige Hilfe, um Symptome von Misshandlungen und Gewalt rechtzeitig zu erkennen und bei entsprechendem Verdacht die richtigen Partner für eine weiteres Vorgehen einzubeziehen. Die positive Resonanz auf den ersten Handlungsleitfaden für Früherkennung, Handlungsmöglichkeiten und Kooperation hat die Partner darin bestärkt, das Projekt “Gewalt gegen Kinder” weiter auszubauen.