Heidelberg – In der aktuellen Ausgabe des International Journal of Cancer (IJC) schreiben britische Forscher, dass Früherkennungsprogramme zu Gebärmutterhalskrebs bei jungen Frauen möglicherweise weniger nutzen als bisher angenommen. Ein weiteres Thema im Heft: Kopf- und Halstumoren treten familiär gehäuft auf. Die neue Ausgabe des IJC erscheint heute, am 15. Januar. In der vorherigen Ausgabe, die am 1. Januar erschienen ist, geht es unter anderem um neue, epigenetische Krebsmedikamente.
Vorsorgeprogramme zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs sind bei jungen Frauen womöglich weniger sinnvoll als bisher angenommen. Das zeigt eine Untersuchung, die Wissenschaftler vom Cancer Research UK Centre for Epidemiology, Mathematics and Statistics durchgeführt haben. Die Forscher schätzten die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs bei 20- bis 29-jährigen Frauen für den Fall, dass diese Frauen nicht an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Dazu zogen sie alle registrierten Fälle von Frauen aus England und Schottland heran, bei denen in den vergangenen 20-30 Jahren eine Wucherung im Gebärmutterhals registriert wurde. Aufgrund ihrer Ergebnisse vermuten die Forscher, dass sich die Wucherungen bei Frauen bis zu 25 Jahren deutlich seltener zu einem invasiven Krebs entwickeln als allgemein angenommen. Wahrscheinlich, so die Wissenschaftler, bilden sich die Wucherungen in diesem Alter häufig wieder zurück. Der Befund wirft die Frage auf, ob bei jungen Frauen das Aufwand-Nutzen-Verhältnis der entsprechendn Früherkennungsprogramme gerechtfertigt ist.
Alkohol- und Tabakkonsum verursachen etwa 75 Prozent der Kopf- und Halstumoren (HNC) in den reichen Industrieländern. Zusätzlich scheinen aber auch genetische Vorbelastungen eine Rolle zu spielen, wie italienische Forscher um Mario Negri vom Istituto di Ricerche Farmacologiche in Mailand herausgefunden haben. Die Wissenschaftler analysierten Daten des International Head und Neck Consortiums (Inhance) und fanden heraus, dass HNC familiär gehäuft auftreten. Die Gefahr, an solchen Tumoren zu erkranken, ist erhöht, wenn Geschwister oder Eltern bereits daran erkrankt sind. Der Konsum von Alkohol und Tabak führt zu einer weiteren, drastischen Risikosteigerung: Alkohol- und Tabakkonsumenten, bei denen Verwandte ersten Grades an HNC erkrankt sind, tragen ein bis zu 7 fach erhöhtes Risiko für diese Tumoren. Die Forscher räumen ein, dass die familiäre Häufung von HNC zum Teil darauf zurückzuführen sein dürfte, dass enge Verwandte häufig einen ähnlichen Alkohol- und Tabakkonsum entwickeln.
In klinischen Studien werden derzeit neue Krebsheilmittel erprobt, die epigenetische Veränderungen des Erbguts beeinflussen. Sie lösen eine chemische Veränderung des Erbguts aus und beeinflussen dadurch die Aktivität von Genen. Es ist noch nicht vollständig geklärt, an welchen Abschnitten der Erbsubstanz die Medikamente wirken und wie sie die Genregulation verändern. Eine britische Forschergruppe prüfte jetzt 48 Lungenkrebs-Gewebeproben und stellte fest, dass große Abschnitte des Erbguts in den Krebszellen, so genannte Retrotransposons, chemisch modifiziert (hypomethyliert) und deshalb aktiver als gewöhnlich sind. Eine Behandlung mit gebräuchlichen epigenetischen Medikamenten verstärkt diese Modifikationen und kurbelt die Aktivität der Retrotransposons zusätzlich an. Weil dadurch die Gefahr von Mutationen im Erbgut steigt, müssen die neuen epigenetischen Behandlungsmethoden genauer untersucht werden, schreiben die Autoren.
Sasieni et al. How many cervical cancers are prevented by treatment of screen-detected disease in young women? DOI: 10.1002/ijc.23922
Negri et al. Family history of cancer: pooled analysis in the International Head and Neck Cancer Epidemiology Consortium. DOI: 10.1002/ijc.23848
Daskalos et al. Hypomethylation of retrotransposable elements correlates with genomic instability in non-small cell lung cancer. DOI: 10.1002/ijc.23849
Weitere Artikel sind unter folgenden Links verfügbar:
http://www3.interscience.wiley.com http://www3.interscience.wiley.com
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