Berlin – Neun von zehn Erwachsenen haben zumindest leichte Veränderungen der Beinvenen, meist so genannte Besenreiser. Mit steigendem Alter nehmen Häufigkeit und Schweregrad der Venenleiden zu. Das neue Heft der Gesundheitsberichterstattung (GBE), Venenerkrankungen der Beine, beschreibt Entstehungsursachen und Risikofaktoren, Prävention und Behandlung, Verbreitung und Versorgung sowie Kostenaspekte.
Die Venen müssen rund 7.000 Liter Blut pro Tag entgegen der Schwerkraft zum Herzen zurückbefördern, ohne dass ihnen dazu – wie für den Blutfluss in den Arterien- das Herz als Pumpe zur Verfügung steht. Diese Arbeit übernimmt die Muskel-Venen-Pumpe des Beines: Beim Anspannen der Muskeln, etwa beim Gehen, pressen sie die zwischen ihnen liegenden Venen zusammen und das Blut zum Herzen zurück.
Akute Störungen der Venenfunktion werden vor allem durch Thrombosen (Blutgerinnsel) hervorgerufen. Diese stellen ein Abflusshindernis dar, das zu Schwellung und Schmerzen im Bein führen kann, oft aber symptomlos bleibt. Lösen sie sich nicht wieder komplett auf, entwickeln sich Umgehungsgefäße (Varizen). Ohne adäquate Behandlung tritt in rund 50 % der Fälle nach einer Beinvenenthrombose ein postthrombotisches Syndrom mit Ödem (Flüssigkeitsansammlung im Gewebe) und Hautveränderungen auf, zum Beispiel entzündlich schuppende Veränderungen. In der Folge kann Gewebe absterben und sich ein Unterschenkelgeschwür entwickeln. Gleichartige Symptome können auch Spätfolge eines zunächst nur kosmetisch störenden Krampfaderleidens sein und werden als chronische venöse Insuffizienz bezeichnet.
Alter, eine familiäre Veranlagung und starkes Übergewicht sind die wichtigsten allgemeinen Risikofaktoren sowohl für akute Venenerkrankungen (Thrombosen) als auch für chronische Venenleiden (Krampfadern). Menschen mit angeborenen oder erworbenen Störungen des Blutgerinnungssystems tragen ein höheres Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Dies gilt insbesondere, wenn weitere Risiken hinzutreten, wie zum Beispiel größere Operationen und schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzversagen, vor allem wenn gleichzeitig eine Immobilisation in Form von Bettruhe oder Ruhigstellung der betroffenen Körperregion erfolgt.
Zur Prävention von Thrombosen bei Personen mit bekanntem erhöhtem Risiko stehen wirksame Verfahren (Kompressionstherapie, Frühmobilisation, medikamentöse Gerinnungshemmung) zur Verfügung. Dennoch starben laut Statistischem Bundesamt 2006 circa 7.600 Menschen aufgrund einer Lungenembolie, die meist auf eine Beinvenenthrombose zurückzuführen ist. Zur Vorbeugung und Beschwerdelinderung bei Krampfadern werden neben der Vermeidung starken Übergewichtes Bewegungen empfohlen, die zur Aktivierung der Muskelvenenpumpe führen, zum Beispiel Gehen, Schwimmen oder Radfahren. Langes Sitzen oder Stehen sollen vermieden werden.
Die gesundheitsökonomische Bedeutung von Venenerkrankungen ist hoch: Im Jahr 2006 wurden circa 2,2 Mrd. zu ihrer Behandlung ausgegeben, Varizenoperationen zählen zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Eingriffen und etwa 7 % der Erwachsenen haben sich bereits einmal einer Operation der Krampfadern unterzogen.
Das (44.) GBE-Heft Venenerkrankungen der Beine kann schriftlich kostenlos bestellt werden (Robert Koch-Institut, GBE, General-Pape-Straße 62, 12101 Berlin, E-Mail: gbe@rki.de, Fax: 030-18754-3513) und ist abrufbar unter http://www.rki.de