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Für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen: Interaktives Trainingsprogramm ‘DigiTrain’ für zu Hause verbessert Reha-Nachsorge

Presse-Information

Bad Driburg/Dortmund – Patienten mit chronischen Rückenschmerzen profitieren in der Marcus Klinik in Bad Driburg ab sofort von einem bundesweit einmaligen Forschungsprojekt. Mit dem interaktiven, telemedizinischen Trainingsprogramm ‚DigiTrain‘ werden Patienten nach einer stationären Rehabilitation künftig im häuslichen Umfeld weiter betreut. Dazu erhalten sie einen Rechner, Fernseher und eine 3D-Kamera. Über einen Zeitraum von drei Monaten wird der Patient dann bei seinem individuellen Training durch einen interaktiven Therapeuten (Avatar) begleitet, um die erzielten Therapie-Erfolge über den stationären Aufenthalt hinaus sicher zu stellen. Entwickelt wurde das Programm von der AOK NORDWEST in enger Zusammenarbeit mit dem AOK-Bundesverband, der Marcus Klinik und Fraunhofer FOKUS in Berlin. „Mit unserem neuen Programm wollen wir den Therapieerfolg unserer Versicherten in der Nachsorge von Rückenschmerzen nachhaltig sichern, ihre Gesundheitskompetenz stärken und die Lebensqualität verbessern“, sagt Dr. Martina Niemeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK NORDWEST.

In der Rehabilitation von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen stellen gezielte körperliche Aktivitäten ein zentrales Element dar. „Die in unserer Klinik gemachten Erfolge können aber nur dann von Dauer sein, wenn die spezifischen Übungen und Verhaltensweisen anschließend auch regelmäßig weitergeführt werden“, sagt Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, Geschäftsführer der Gräflichen Kliniken. Leider fallen viele Patienten nach der Reha schnell wieder in ihren alten, ungünstigen, bewegungsarmen Lebensstil zurück. „An dieser Stelle setzt ‚DigiTrain‘ an: Unsere Versicherten erhalten bereits in der Klinik ein individuelles, auf ihre persönlichen Beschwerden passgenau zugeschnittenes Trainingsprogramm für zu Hause“, so Forschungsprojektleiter Prof. Dr. Michael Tiemann von der AOK NORD-WEST. Dabei beinhalten die Trainingseinheiten ausschließlich Übungen, die vom Klinikaufenthalt bereits bekannt sind. Das Training soll dann an zwei bis drei Tagen in der Woche an selbst gewählten Terminen durchgeführt werden. „Ziel ist es, wichtige Muskelgruppen gezielt, individuell und indikationsbezogen zu kräftigen“, sagt Dr. Heinke Michels, Dipl.-Sportwissenschaftlerin in der Marcus Klinik, die die Patienten während ihres Klinikaufenthaltes begleitet und mit ihnen gemeinsam den individuellen Trainingsplan für zu Hause erstellt. Wie gut ‚DigiTrain‘ funktioniert, demonstrierte Peter Buschmeyer, Patient in der Marcus Klinik. Sein Fazit: „Die Übungen werden verständlich angeleitet und sind einfach nachzumachen. Ich finde es gut, dass sofort angezeigt wird, ob ich die Übungen richtig mache. Ich kann mir gut vorstellen, das Trainingsprogramm auch zu Hause einzusetzen.“

Möglich macht dies ein interaktiver Therapeut (Avatar) auf dem Monitor. Dieser führt die Übungen vor, motiviert den Patienten zum Mitmachen und überprüft die korrekte Ausführung. Dabei wird der Patient von der 3D-Kamera gefilmt und erhält sein Spiegelbild auf den Bildschirm projiziert. So erkennt er, ob er seine Bewegungen synchron zum Therapeuten durchführt. Bewegungsabläufe, die nicht der optimalen Ausführung entsprechen, können dadurch sofort korrigiert werden. „Das Training ist so programmiert, dass es sich an das Leistungsvermögen des Patienten anpasst und auf dessen Rückmeldung reagiert. Technisch besonders anspruchsvoll sind die Bewegungsanalyse und die unmittelbare Ausgabe der Bewegungskorrektur an den Übenden“, erklärt Dr. Michael John, stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums E-Health beim Fraunhofer FOKUS in Berlin, und damit zuständig für die technische Umsetzung des Projektes.

Wie wichtig nachhaltige Programme in der Reha-Nachsorge von Patienten mit Rückenschmerzen sind, verdeutlichen aktuelle Zahlen: Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückens gehören bundesweit zu den häufigsten Gründen für berufliche Fehlzeiten sowie für Leistungen zur medizinischen Rehabilitation. So gingen nach dem aktuellen Fehlzeitenreport der AOK NORD WEST im vergangenen Jahr knapp ein Viertel (24,1 Prozent) aller Arbeitsunfähigkeitstage in Westfalen-Lippe (OWL: 24,2 Prozent) auf das Konto der Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hinzu kommt, dass diese häufig lange Ausfallzeiten verursachen – in Westfalen-Lippe im Durchschnitt 16 Tage je Arbeitsunfähigkeitsfall. Insbesondere Rückenschmerzen führten in Westfalen-Lippe zu insgesamt fast 1,8 Millionen Fehltagen. Sie gehören zu den kostenintensivsten Indikationen. Bundesweit belaufen sich die direkten und indirekten Kosten von Rückenerkrankungen auf etwa 40 Mrd. Euro jährlich.

Hintergrund:
Die AOK NORDWEST hat ‚DigiTrain‘ im Verbund mit der Marcus Klinik, dem Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikation FOKUS und dem AOK-Bundesverband entwickelt. Das bundesweit einmalige Forschungsprojekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Im Falle positiver Ergebnisse der hierzu durchgeführten wissenschaftlichen Studie soll das Programm auf andere Kliniken ausgeweitet werden. Die Kosten werden im Rahmen der ergänzenden Leistungen zur Rehabilitation (§ 43 SGB V) von der AOK NORDWEST ausschließlich für ihre Versicherten übernommen.