Frechen – Dr. Reinhard Rauball ist Präsident des Ligaverbandes und des amtierenden Deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund. Der einstige Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen legt großen Wert auf die soziale Verantwortung des Profifußballs in Deutschland.
Unmittelbar nach den Olympischen Spielen finden in London die Paralympischen Spiele 2012 statt. Welche Bedeutung hat dieses Ereignis für Sie?
Ich freue mich auf einen herausragenden Sportsommer, erst mit der Fußball-Europameisterschaft und dann natürlich mit den Olympischen und Paralympischen Spielen in London, die ich selbstverständlich interessiert verfolgen werde.
Sport verbindet die Menschen miteinander – egal ob Fußball, Leichtathletik oder all die anderen olympischen bzw. paralympischen Disziplinen, die nicht so sehr im Fokus der öffentlichkeit stehen. In der jeder Sportart bringen die Spitzenathleten Höchstleistungen. Und es ist faszinierend zu sehen, wie sehr Sport Menschen mit und ohne Behinderung verbindet. Vor allem vor den Leistungen der Athleten bei den Paralympischen Spielen habe ich höchsten Respekt.
Wie werden Sie die Paralympischen Spiele in London verfolgen?
Leider kann ich aufgrund von Verpflichtungen verschiedenster Art nicht nach London reisen. Zum Zeitpunkt der Paralympischen Spielen rollt auch bereits wieder der Bundesliga-Fußball. Ich werde aber nach Möglichkeit so viele Wettbewerbe, wie es die Zeit zulässt, vor dem heimischen Fernseher verfolgen.
Verfolgen Sie den Behindertensport auch zwischen den Paralympischen Jahren? Haben Sie für eine der Sportarten besondere Bewunderung? Kennen Sie eine(n) Sportler(in) mit Behinderung persönlich?
Selbstverständlich verfolge ich – soweit möglich – auch einzelne Sportevents des Behindertensports. Eine Sportart oder einen Sportler einzeln herauszugreifen, wäre aber den anderen Athleten gegenüber unfair – denn alle treiben Hochleistungssport und verdienen gleichermaßen Respekt. Im Rahmen einer Veranstaltung in Berlin habe ich zuletzt die zwölffache Paralympics-Siegerin Verena Bentele getroffen.
Wie kann die öffentliche Aufmerksamkeit für den Sport von Menschen mit Behinderung gesteigert werden?
Der Profifußball leistet hier schon einen Beitrag. Es gibt bereits große Solidarität und einige bemerkenswerte Partnerschaften, in denen die Unterstützung und Anerkennung der Bundesliga für die Athleten mit Behinderung zum Ausdruck kommt. Hier geht insbesondere unsere Bundesliga-Stiftung vorbildlich voran, in dem sie mediale Aufmerksamkeit schafft und gezielt Menschen mit Behinderung fördert.
Unterstützt die Bundesliga-Stiftung auch Menschen und Sportler mit Behinderungen? Gibt es Zukunftspläne?
Ja. Die Bundesliga-Stiftung unterstützt beispielsweise den Förderverein acLive e.V., der sich für den Behindertensport des TSV Bayer 04 Leverkusen engagiert. Gegründet wurde diese Initiative übrigens von Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius – hier zeigt sich auch die Solidarität von Sportlern für Sportler anderer Sportarten. Ein anderes Beispiel sind die Blindenreporter im Stadion und extra eingerichtete Plätze für sehbehinderte und blinde Fans. Nicht zu vergessen auch der barrierefreie Zugang, der Rollstuhlfahrern das Mitfiebern in vielen Arenen der Bundesliga deutlich erleichtert.
Wie erleben Sie die Begeisterung der Fußballfans mit Behinderungen, die wöchentlich in die Stadien der Fußballbundesligisten strömen?
Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie Sport, und speziell Fußball, Menschen miteinander verbindet. Dies gilt insbesondere für die Zuschauer – ganz egal ob mit oder ohne Behinderung. Seit der WM 2006 hat diese Begeisterung nochmals zugenommen. Die Bundesliga hat heute mit knapp 45.000 Besuchern pro Spiel weltweit die meisten Zuschauer im Fußball. Ich bin guter Hoffnung, dass diese Begeisterung noch lange anhalten wird.