Mainz – Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das Universitätsklinikum nehmen mit zwei Einrichtungen an einem groß angelegten Forschungsprojekt zur Untersuchung und Therapie der sozialen Phobie teil. Bei der sozialen Phobie handelt es sich um eine Angststörung, die ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens entwickeln. Ohne Behandlung ist der Verlauf oft chronisch. Durch Psychotherapie ist die soziale Angst jedoch sehr gut behandelbar. Der Forschungsverbund “Sopho-Net” ist ein Zusammenschluss mehrerer Universitätseinrichtungen, der mit finanzieller Förderung des Bundes die Erforschung der sozialen Phobie und eine Verbesserung der Behandlung zum Ziel hat. Das Projekt ist im ersten Abschnitt zunächst auf drei Jahre angelegt. An der Johannes Gutenberg-Universität sind daran die Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Manfred E. Beutel und die Poliklinische Institutsambulanz für Psychotherapie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hiller beteiligt.
Menschen mit sozialen Ängsten vermeiden es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie erleben sich im Umgang mit anderen Menschen als deutlich gehemmt oder befangen oder haben den Eindruck, durch Leistungsdruck stärker beeinträchtigt zu sein als andere. In den gefürchteten Situationen oder auch schon beim Gedanken daran treten Ängste auf, die sich bis zur Panik steigern können. Häufig gehen damit körperliche Symptome wie zum Beispiel Zittern, Erröten, Schwitzen, Magen- oder Darmprobleme einher. Die Betroffenen versuchen, die gefürchteten Situationen möglichst zu vermeiden – oder ertragen sie mit einem starken Unbehagen. Diese als “soziale Angst” oder “soziale Phobie” bezeichnete Erkrankung ist vergleichsweise häufig: Etwa 15 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen entwickeln irgendwann in ihrem Leben eine Angststörung.
Der Forschungsverbund zur Psychotherapie der sozialen Phobie “Sopho-Net” will dazu beitragen, die Erkrankung besser zu erkennen und die Behandlung zu optimieren. Insbesondere sollen zwei bereits etablierte Therapieverfahren miteinander verglichen werden. Es haben sich dazu verschiedene Universitätseinrichtungen in Bochum, Dortmund, Dresden, Erfurt, Göttingen, Jena, Leipzig und Mainz zusammengeschlossen. Im Rahmen des Forschungsprojektes erhalten Betroffene, die an der Studie teilnehmen, die Möglichkeit einer qualifizierten Kurzzeitbehandlung im Rahmen von 25 Stunden. Erfahrene und speziell geschulte Therapeuten werden dabei wissenschaftlich überprüfte und wirksame Therapieverfahren einsetzen. Neben einer ausführlichen Diagnostik zu Beginn der Behandlung werden auch die Therapie und der weitere Verlauf wissenschaftlich begleitet.
Mit der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und der Poliklinischen Institutsambulanz für Psychotherapie verfügt die Johannes Gutenberg-Universität über zwei Einrichtungen, die sich aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung bestens für die Teilnahme an dem Projekt qualifizieren und den Betroffenen als kompetenter Partner bei der Bewältigung der Erkrankung zur Verfügung stehen. “Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und kognitive Verhaltenstherapie sind die am weitesten verbreiteten und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit am besten untersuchten Psychotherapieverfahren, die sich auch bei Angststörungen als hilfreich erwiesen haben”, erläutert Univ.-Prof. Manfred E. Beutel. “Wir können heute davon ausgehen, dass in den meisten Fällen die soziale Phobie bereits durch eine Kurzzeittherapie mit 25 Stunden geheilt oder zumindest erheblich gebessert werden kann”, führt Univ.-Prof. Wolfgang Hiller aus.
“Vermeiden Sie es im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen? Erleben Sie sich im Umgang mit anderen Menschen als deutlich gehemmt und befangen? Haben Sie den Eindruck, dass Sie durch Leistungsdruck stärker beeinträchtigt werden als andere?” Wer eine dieser Fragen mit “ja” beantwortet, könnte an sozialer Angst leiden. Betroffene können sich Klarheit darüber verschaffen, ob sie einfach sensibler sind als andere oder ob sie an einer behandelbaren Störung leiden, indem sie an der Untersuchung von “Sopho-Net” teilnehmen. Die beiden Einrichtungen in Mainz versuchen, Termine für Erstgespräche mit möglichst kurzer Wartezeit zu vereinbaren. Interessenten wenden sich an die Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tel. 06131 17-2999, oder an die Institutsambulanz für Psychotherapie der Universität Mainz, Tel. 06131-39-24621.