Dortmund – Fast drei Viertel (72 Prozent) der Bevölkerung in Westfalen-Lippe möchte sich gern nachhaltiger ernähren. Allerdings wissen nur 38 Prozent, was genau mit einer „klimaschonenden Ernährung“ gemeint ist. Und sogar 24 Prozent haben davon bislang noch gar nichts gehört. Das geht aus einer repräsentativen forsa-Bevölkerungsumfrage zur klimaschonenden Ernährung im Auftrag der AOK NordWest hervor. „Wenn wir wollen, dass Menschen sich nicht nur gesund, sondern auch klimaschonend ernähren, müssen wir gesamtgesellschaftlich die hierfür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Denn Klima und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen. Beide Bereiche gemeinsam zu denken, macht absolut Sinn“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.
Verständliche Lebensmittelkennzeichnung zum Klimaschutz von Politik gefordert
Das Bestreben, sich nachhaltiger zu ernähren, fängt bereits beim Einkauf an. Hier wünschen sich mehr drei Viertel der Befragten (81 Prozent) in Westfalen-Lippe, dass sich die Politik für eine verpflichtende und verständliche Lebensmittelkennzeichnung zum Klimaschutz einsetzen sollte. „Ein Klima-Label wäre ein erster wichtiger Schritt, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel ganz einfach nach klimafreundlich und klimaschädlich unterscheiden können“, so Ackermann. Die Bundesregierung hatte diesen Aspekt in den Eckpunkten ihres kürzlich vorgestellten Strategiepapiers für eine gesunde und nachhaltige Ernährung zwar berücksichtigt, allerdings ohne eine klare Vorstellung zu formulieren.
Tierische Lebensmittel reduzieren
Aus der forsa-Umfrage geht weiter hervor, dass nur jeder Dritte (32 Prozent) in Westfalen-Lippe weiß, dass ein reduzierter Konsum tierischer Lebensmittel wie Fleisch oder Milchprodukte in punkto Ernährung die effektivste Maßnahme mit der größten positiven Auswirkung für das Klima ist. Im Vergleich der Altersgruppen ist dieses Wissen jedoch am häufigsten bei den jüngeren Befragten vorhanden. Auch wissen mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Westfalen-Lippe (39 Prozent) nicht, dass Milchalternativen wie Hafermilch klimafreundlicher sind als Kuhmilch. Und fast ein Viertel (23 Prozent) glaubt fälschlicherweise eher oder definitiv, dass nur tierische Produkte den Körper mit ausreichend Eiweiß versorgen können.
Weiterhin hoher Fleischkonsum
Schon länger bekannt ist, dass sich Fleisch und Fleischprodukte besonders negativ auf das Klima auswirken. 18 Prozent der Befragten in Westfalen-Lippe geben an, mehrmals täglich oder (fast) täglich Fleisch- oder Geflügelprodukte zu essen. Etwa die Hälfte (52 Prozent) der Befragten verzehrt zwischen zwei- und fünfmal in der Woche Fleisch oder Geflügel. Sieben Prozent geben an, komplett auf Fleisch zu verzichten.
Mehrheit möchte Fleischkonsum stark reduzieren
Insgesamt 71 Prozent der Befragten können sich vorstellen, ihren Fleischkonsum künftig stark zu reduzieren. Hingegen kommt dies für ein Fünftel (21 Prozent) nicht in Frage. Der am häufigsten genannte Grund: „Fleisch schmeckt und wird gerne gegessen“ geben 78 Prozent der Befragten an. 34 Prozent sind der Meinung, dass ihnen Fleischersatzprodukte nicht schmecken.
Politik soll steuerliche Anreize schaffen
Um den Verzehr von pflanzenbasierter und damit klimafreundlicher Ernährung zu fördern, sollten nach Meinung der von forsa in Westfalen-Lippe befragten Personen auch steuerliche Anreize geschaffen werden: 81 Prozent finden, dass gesunde Lebensmittel niedriger besteuert werden sollten. Für eine höhere Besteuerung von klimaschädlichen Nahrungsmitteln sprechen sich mehr als die Hälfte (60 Prozent) aus.
Bewussterer Umgang und Konsum von Lebensmitteln
86 Prozent in Westfalen-Lippe sind der Ansicht, dass jede oder jeder Einzelne durch die eigene Ernährung einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Und fast alle Befragten (95 Prozent) stimmen der Aussage ‚voll und ganz‘ oder ‚eher‘ zu, dass wir in der Gesellschaft einen bewussteren Umgang und Konsum von Lebensmitteln brauchen.
Hintergrund
Im Auftrag der AOK hat forsa vom 24. November bis 6. Dezember 2023 bundesweit eine repräsentative Befragung zum Thema ‚Ernährung 2.0‘ durchgeführt. Im Rahmen der Untersuchung wurden auch 501 Personen ab 18 Jahren in Westfalen-Lippe befragt.