Mainz – Arzneimittelfälschungen haben sich in den vergangenen Jahren zu einem ernst zu nehmenden, weltweiten Problem entwickelt. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sechs bis sieben Prozent der Medikamente in Industrieländern und inzwischen 80 Prozent aller Arzneimittel in Entwicklungsländern wirkstofffreie oder gefährliche Fälschungen sind. Auch während Urlaubsreisen im Ausland oder im Internet bei unseriösen Online-Anbietern besteht der Anreiz, vermeintlich günstige Arzneimittel zu kaufen. In einer gemeinsamen Initiative und mit neuem Informationsflyer klären das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD), die Landesärztekammer (LÄK), die Landesapothekerkammer (LAK) Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitspolitischen Arbeitskreis Mitte (GPA-Mitte) über das Gesundheitsrisiko durch Arzneimittelfälschungen auf.
Gefälscht wird alles: Lifestyle-Arzneimittel wie Potenz- und Schlankheitsmittel genauso wie blutdruck- und cholesterinsenkende Arzneimittel, Malaria-, Tuberkulose-, HIV-Medikamente und Präparate zur Krebsbehandlung. Die Bandbreite der Arzneimittelfälschungen reicht von Plagiaten über schwerwiegende Qualitätsmängel bei den verarbeiteten Stoffen bis hin zu falschen Inhaltsangaben der Arzneimittel. Die Gewinnspannen bei Arzneimittelfälschungen sind höher als beim Handel mit harten Drogen und längst in Händen von weltweit operierenden organisierten Fälschersyndikaten.
Als Einfallstor von Arzneimittelfälschungen hat sich in Europa der Verkauf über virtuelle Apotheken im Internet erwiesen. Europäische Zollbehörden beschlagnahmten im Jahr 2011 rund 27 Millionen gefälschte Arzneimittelpackungen. Innerhalb von nur zwei Monaten waren es 34 Millionen gefälschte Tabletten. Da aber tatsächlich nur drei Prozent des gesamten Warenstromes mit Arzneimitteln überprüft werden können, ist zu vermuten, dass die Dunkelziffer höher liegt.
Die gemeinsame Informationsinitiative soll die Patienten sensibilisieren, im Internet bei virtuellen Anbietern, die kein offizielles Sicherheitslogo haben und vorab kein Rezept einfordern, keine verschreibungspflichtigen Arzneien zu kaufen. Auch auf Urlaubsreisen sollten Bürgerinnen und Bürger keine in Deutschland verschreibungspflichtigen Arzneimittel kaufen, die dort eventuell billiger, aber höchstwahrscheinlich eben auch minderwertig oder sogar gefälscht sind. Auch das Verhalten bei einem Verdacht auf Arzneimittelfälschung wird den Patientinnen und Patienten im Flyer erklärt. Die zuständigen Behörden sollten sofort informiert werden, um ein gezieltes und schnelles Eingreifen zu ermöglichen.
Zur Information der Bürgerinnen und Bürger wird der Flyer „Gefälschte Medikamente“ rheinland-pfälzischen Arztpraxen und Apotheken kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Der Flyer kann auch auf der Seite des Ministeriums unter Publikationen heruntergeladen werden.