Köln – Felix Ulrich ist Metal-Fan durch und durch. Der 25-Jährige fährt seit acht Jahren immer Anfang August in das schleswig-holsteinische Dorf Wacken und besucht das Wacken Open Air Festival (W:O:A). Was ihn dabei jedes Mal ein bisschen nervt: die Anreise. Kurz nach der Autobahnabfahrt „Wacken“ beginnt in der Regel der Stau – um von dort die knapp fünf Kilometer bis auf einen Campingplatz zurück zu legen, kann es durchaus acht Stunden dauern, bis das Zelt aufgeschlagen werden kann. „Zeit, die sich sinnvoller nutzen lässt“, dachte sich Felix Ulrich und entwickelte kurzerhand eine außergewöhnliche Idee, über die er im DKMS Sommergespräch berichtet. Er entgeht dem Verkehrschaos einfach dadurch, dass er einen Marathon zugunsten der DKMS läuft. Da sein Wohnort nur knapp 42 Kilometer vom Festivalgelände entfernt ist, lag die Idee für den leidenschaftlichen Sportler und DKMS-Unterstützer schnell auf der Hand.
Was war damals der Anlass, Dich bei der DKMS zu registrieren?
Für mich war es klar, dass ich mich nach meinem 18. Geburtstag zeitnah registrieren lassen möchte. Einfach um Menschen zu helfen, die die Hilfe so dringend benötigen. Durch Zufall fand in diesem Zeitraum eine Registrierungsaktion in meiner Berufsschule statt. Da musste ich nicht lange überlegen.
Warum ist es Dir ein Anliegen, die DKMS zu unterstützen?
Es ist grässlich, einen Menschen zu verlieren, egal aus welchen Gründen. Mit dem Engagement für die DKMS haben wir die grandiose Möglichkeit, mit verhältnismäßig wenig Aufwand so viel zu helfen! Einem Menschen das Leben zu retten. Leider sind noch immer viel zu wenig Menschen registriert. Ich persönlich kann das nicht nachvollziehen und auch nicht tatenlos akzeptieren. Es ist doch eigentlich so einfach! Zwar bin ich schon jahrelang registriert – allerdings kann ich jetzt nicht einen Haken machen und mir sagen „du hast ja geholfen“. Zurücklehnen und Entspannen fällt mir ohnehin schwer. Ich bin froh jetzt einen Weg gefunden zu haben, die DKMS ein weiteres Mal und vielleicht auch längerfristig zu unterstützen.
Wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen, in diesem Jahr nach Wacken zum Festival zu laufen und auf die DKMS aufmerksam zu machen?
Ich gebe zu, ein bisschen verrückt muss man schon sein. Durch Zufall ist mir aufgefallen, dass die Strecke von meiner Haustür bis zum Campground ziemlich genau 42 Kilometer entsprechen – genau die Entfernung, die man bei einem Marathonlauf zurücklegen muss. Einen Marathon laufen steht sowieso auf meiner Liste. Warum also nicht nach Wacken laufen? Im Rahmen des DKMS World Blood Cancer Days konnte ich einige meiner Spielerinnen von einer Registration überzeugen. Diese Aktion und die Idee des Marathonlaufes fielen in denselben Zeitraum. Ich habe mir in diesem Zusammenhang die Frage gestellt „Warum registrieren sich so viele Leute einfach nicht? Es ist so einfach?!“ Wenn ich es also schaffe 42.000 Meter nach Wacken zu laufen, dann können es andere doch auch schaffen die paar Schritte auf dem Infield zu gehen, um sich zu registrieren. Mit der Aktion habe ich die Möglichkeit, ein Zeichen gegen Bequemlichkeit zusetzen und gleichzeitig auf die beiden Registrierungsstände in Wacken aufmerksam zu machen. Ich kann es mir beweisen, die Strecke bewältigen zu können und gleichzeitig noch was Gutes tun – perfekt!
Wie lange wirst Du ungefähr unterwegs sein?
Ich denke, ich werde zwischen sieben und acht Stunden unterwegs sein. Dabei ist einmal Verlaufen und die ein oder andere kurze Pause eingerechnet.
Treibst Du regelmäßig Sport oder warum bist Du so fit?
Ich spiele seit ich Laufen kann Handball, außerdem gehe ich nebenbei regelmäßig ins Fitnessstudio. In der Handball-Sommerpause nehme ich an verschieden Hindernisläufen wie „Fishermans Strongman Run in Wacken“, „Dirty Coast Run in Lübeck“ oder „Tough Moudder“ in Hamburg teil.
Was hast Du sonst noch für Hobbys?
Ich spiele nicht nur Handball, sondern trainiere auch eine Frauenmannschaft. Neben Handball und Arbeit bleibt dann noch ein wenig Zeit für die Arbeit in der örtlichen Feuerwehr, als aktiver Kamerad und als Atemschutzgerätewart.
Auf was freust Du dich besonders, wenn Du Wacken erreichst?
Ich glaube, am meisten freue ich mich auf meinen gemütlichen Faltstuhl, ein kühles Bier und darauf, für meine Gruppe grillen zu können. An meinen Grill lasse ich nämlich normalerweise niemanden anderes. Außerdem ist es schön, dieses Jahr mal nicht mit aufbauen zu müssen.
Ehrensache, dass Du auch den DKMS-Stand besuchen wirst: Wie kommt dein Engagement bei Deinen Freunden an?
Ich gebe zu, bei Aktionen wie diesen bekommt man neben großem Zuspruch auch die ein oder andere gerunzelte Stirn zu Gesicht. Das ist für mich aber nichts Negatives, weil ich dann weiß, dass sich die Leute erst Recht mit der Sache auseinander setzen. Meine Freunde wissen: Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann mache ich das auch! Die meisten finden das Engagement klasse und unterstützen mich natürlich dabei!
Was macht das W:O:A und die Fans so besonders?
Für mich ist das W:O:A das am besten organisierte Festival, welches ich kenne. Es macht sehr viel aus, dass man sich um alles rundherum keine Gedanken machen muss. Durch die große Toleranz der Metalheads, den bunten internationalen Mix der Besucher und die gemeinsame Liebe zur Musik kommt einfach eine unvergleichbare Stimmung auf. Diesen Zusammenhalt gibt es sonst nirgends. Metal – in welcher Form auch immer – hört man nicht einfach nebenbei, irgendwo im Radio und in 10 Jahren wird der Künstler nicht mehr gekannt. Metal lebt man. Das verbindet in Wacken einfach alle, egal ob jung oder alt, schwarz oder weiß, dick oder dünn. Ich liebe das!
Mehr als 6000 Menschen haben sich seit 2014 im Zuge des W:O:A registrieren lassen – was denkst Du, warum ist die Bereitschaft unter den Fans so hoch?
Allgemein ist die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt unter Metalheads überdurchschnittlich hoch. Eben weil man eine große Familie ist. Dieser Zusammenhalt zeigt sich dann in solchen Aktionen. Wir haben alle viel Spaß auf dem Festival und es ist sehr vielen Leuten ein Anliegen, auch denen diesen Spaß zu ermöglichen, die ihn vielleicht im Moment nicht haben können. Die Leute und die Stimmung auf dem Festival sind einfach einmalig!