Deutsche Fachpflege Gruppe, München – Beim 11. MAIK Münchner Außerklinischer Intensiv Kongress am 26. und 27. Oktober 2018 Holiday Inn Munich – City Centre in München wurde einesteils hart um neue Lösungsansätze für eine bessere Versorgung der rund 25 000 außerklinisch beatmeten Kinder und Erwachsenen hierzulande gerungen, andererseits zeigte der Kongress erneut, mit welcher Freude und welch großem Engagement die Angehörigen der verschiedenen Berufsgruppen in ihrem jeweiligen Bereich tätig sind. Zu den rund 900 Teilnehmenden, die aus dem ganzen Bundesgebiet angereist waren, gehörten Ärzte und Medizinwissenschaftler, Therapeuten aller Fachrichtungen, Leistungsträger, Pädagogen (insbes. Sozialpädagogen), Medizintechnik und Industrie, Case Manager, Verbände und Selbsthilfegruppen, Pflegedienste und Pflegekräfte (stationär, ambulant). Sie alle müssen Hand in Hand arbeiten, damit eine wirklich lückenlose Versorgung der Kinder und Erwachsenen gewährleistet ist. Jeder von ihnen hat ganz spezielle Bedarfe, abhängig von ihrer jeweiligen Erkrankung, Lebensgeschichte und Lebenssituation.
Deshalb, und dafür zeichnet sich der Fachkongress aus, ist es wichtig, die von außerklinischer Beatmung betroffenen Menschen sowie ihre pflegenden Angehörigen zu Wort kommen zu lassen. Dies war auch in diesem Jahr wieder der Fall. Mehr denn je berichteten die Expert*innen in eigener Sache, was aus ihrer Sicht gute Pflege ist und was vor allem die Politik tun muss, damit sowohl eine hohe Pflegequalität als auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben weiterhin (und in noch viel höherem Ausmaß als bisher) möglich sind. „Es geht beim MAIK, seit es ihn gibt, um die Menschen, die völlig abhängig von Dienstleistern in der außerklinischen Intensivversorgung sind“, sagte Kongresspräsident Christoph Jaschke in seiner Begrüßung. Er ist seit Mai 2018 Marketingmanager und Pressesprecher der in München ansässigen Deutschen Fachpflege Gruppe (DFG), die nun auch Veranstalter des Fachkongresses ist. Er kündigte für das neue Jahr eine Veranstaltung, aus dem MAIK heraus, in Berlin an.
Allein schon die Eröffnung des MAIK, über den die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml, die Schirmherrschaft übernommen hatte, bot viele Highlights. Das erste Highlight war das aufrüttelnde und sehr bewegende Impulsreferat von Kerstin Schreyer, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales. Sie wies darauf hin, wie wichtig es sei, Barrieren in den Köpfen abzubauen. Man müsse Menschen mit Behinderung als Ganzes sehen, als Menschen wie du und ich. Sie seien eine unglaubliche Bereicherung für unsere Gesellschaft und zeigten uns eine andere Sicht auf das Leben: entspannt, voll Lebensfreude. Was die Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen angehe, stellte sie klar, dass sie keiner Absenkung des Niveaus der Pflege zustimmen werde. Auch bei der erforderlichen Sprachkompetenz sei sie „streng“, denn gerade bei Menschen, die sich ohnehin schwer verständlich machen könnten, müsse jemand sein, der in der Lage sei, mit ihnen zu sprechen. Sie wies auf das Inklusionsamt beim Zentrum Bayern Familie und Soziales als wichtige Anlaufstelle hin und lobte die Einführung des Persönlichen Budgets als eine der größten Errungenschaften für Menschen mit Behinderung in den letzten Jahren.
Das zweite Highlight war die Videobotschaft der Bandenchefin „Grüne Bande“, Sina und ihrer Stellvertreterin Laura-Jane. Die „Grüne Bande“ ist ein Club für schwerstkranke Jugendliche, der vom Bundesverband Kinderhospiz e.V. getragen wird. Beide rufen schwerstkranke Jugendliche, ihre Geschwister und Freunde zum Mitmachen auf. Christine Bronner vom Vorstand des Bundesverband Kinderhospiz überbrachte die Videobotschaft, die unter dem Link VIDEO angesehen werden kann.
Das dritte Highlight war die Verleihung des diesjährigen MAIK Award an Dr. med. Paul Diesener, Leitender Arzt – Intensivmedizin im Hegau-Jugendwerk Gailingen, einem Neurologischen Krankenhaus und Rehazentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Landkreis Konstanz. Diese Auszeichnung wird seit 2012 Personen bzw. Unternehmen verliehen, die sich in besonderem Maße für Menschen mit Behinderung, Krankheit und/oder Beatmung und dabei mit Bezug zur außerklinischen Intensivpflege einsetzen. Dies legte in seiner Laudatio Dr. med. Kurt Wollinsky, Oberarzt i.R., Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin & Schmerztherapie der RKU Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm an mehreren Eckpunkten dar. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Dr. Paul Diesener seit über 10 Jahren als Gründungsmitglied im Dysphagie-Netzwerk-Südwest. Im Rahmen von Fortbildungen und Tagungen hat Dr. Diesener u.a. beim MAIK Münchner außerklinischer Intensiv Kongress wie auch bei vielen anderen Anlässen im gesamten Bundesgebiet sowie in Österreich und in der Schweiz seine umfangreichen Erfahrungen und Neuentwicklungen zum Nutzen der betroffenen Patienten weitergeben können. Hierbei hat er stets das Leitmotiv im Auge, einem gesundheitlichen Handicap nicht mit Einschränkungen entgegenzutreten, sondern die vorhandenen Fähigkeiten der Betroffenen mit der Unterstützung von teils intensivmedizinischen Hilfen derart zu fördern, dass trotz Beatmung und Luftröhrenschnitt die von ihm betreuten Kinder und Erwachsenen genussvoll essen und wieder sprechen können. Hierbei bleibt es nicht aus, sich auch gegen althergebrachte und nach Meinung von Dr. Paul Diesener überholte medizinische Standards zur Wehr zu setzen.
Der Fachkongress mit begleitender Fachausstellung dauerte zwei Tage und bot eine Fülle an Fachvorträgen, Workshops und Diskussionsrunden. Obwohl schonungslos Missstände wie Abrechnungsbetrug, Fachkräftemangel, Probleme durch Ausschreibungen, Mängel in der Kommunikation, Probleme bei Kostenübernahme und Finanzierung diskutiert wurden, trübte dies nicht die positive Grundstimmung unter den Besucher*innen, das engagierte und begeisterte Miteinander. Jede Berufsgruppe kann stolz darauf sein, was sie für die Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen leistet. Mit berechtigtem Selbstbewusstsein wurde miteinander diskutiert, wurden neue Ideen vorgetragen, Konzepte entwickelt und vorgestellt. Vielversprechend sind beispielsweise neue telemedizinische Möglichkeiten.
„Lasst uns miteinander reden und handeln“, dieser Wunsch wurde immer wieder, gerade auch in den politischen Diskussionsrunden, laut. Denn nur so entstehen, wenn auch langsam, mehr und mehr Transparenz und eine Weiterentwicklung der Versorgung außerklinisch beatmeter Kinder und Erwachsener. Wichtig ist auch, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein hoher Prozentsatz der betroffenen Menschen jung ist, etwas lernen, erleben und zu dieser Gesellschaft beitragen möchte.
“Alles in allem hat uns dieser Kongress wieder sehr inspiriert und beschwingt“, resümiert Kongresspräsident Jörg Brambring, Leiter Qualität – Integration – Innovation, Deutsche Fachpflege Gruppe. Zum Abschluss lud er zum 12. MAIK Münchner Außerklinischer Intensiv Kongress am 25. bis 26. Oktober 2019 im Holiday Inn Munich – City Centre nach München ein.
Weitere Informationen zum MAIK unter www.maik-online.org
Fotos sind unter www.maik-online.org/download/presse.html zum Download eingestellt.