Stuttgart – „Spiel nicht mit dem Feuer“ oder „Finger weg vom Herd“ – Sätze, die jedes Kind von seinen Eltern schon gehört hat. Anlässlich des „Tages des brandverletzen Kindes“ am 7. Dezember hat die AOK Baden-Württemberg ausgewertet, wie häufig Kinder und Jugendliche mit Brandverletzungen in ärztlicher Behandlung waren. 2021 waren 4.858 Versicherte unter 18 Jahren auf Grund einer Verbrennung bei einem Arzt in ambulanter oder stationärer Behandlung. Jungen oder junge Männer (2.507) haben sich dabei etwas häufiger verbrannt oder verbrüht als Mädchen oder junge Frauen (2.351). Kinder im Alter von 1-4 Jahren waren am häufigsten betroffen (1.525). Insgesamt ging die Zahl der zu Behandelnden zwischen 2017 und 2021 jedoch zurück: Die mittlere jährliche Veränderung lag bei minus 9,4 Prozent. Die höchste Zahl der Betroffenen innerhalb der vergangenen fünf Jahre gab es mit 6.105 im Jahr 2017.
Auch wenn die LED-Technik Kerzen in vielen Weihnachtsgestecken, Adventskränzen oder Weihnachtsbäumen abgelöst hat, ist der umso vorsichtigere Umgang mit offenem Feuer geboten. Andere Gefahrenquellen wie Herde, Öfen oder Wasserkocher sind in jedem Haushalt zu finden. Grundsätzlich ist die Neugier bei kleinen Kindern sehr ausgeprägt. Alles Mögliche, z. B. flackernde oder leuchtende Kerzen, muss entdeckt, erkundet und ausprobiert werden. „Vor dem Hintergrund des fehlenden bzw. noch nicht voll ausgebildeten Gefahrenbewusstseins, einer unsicheren Umgebung oder mangelnder Aufsicht kommt es häufig zu Verletzungen oder eben Verbrennungen im Alltag“, sagt PD Dr. Sabine Knapstein, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg. Der Unfallprävention komme deshalb eine besondere Bedeutung zu. Experten gehen davon aus, dass viele Unfälle durch situationsangepasstes Verhalten und Prävention weitgehend vermeidbar wären.
Zu unterscheiden sind einmal Vergiftungen durch das Einatmen von Kohlenmonoxid mit Kopfschmerzen, Übelkeit und mehr (Notrufnummer bei Vergiftungen 004919240) sowie Verbrennungen der Haut. Flammen sollten direkt mit Wasser bekämpft oder mit einem Brandtuch erstickt werden. Wenn Kleidung brennt, sofort in die horizontale Lage bringen, um das Aufsteigen von Flammen und die Einatmung zu mindern. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, die Kontaktzeit mit der Hitzequelle so kurz wie möglich zu halten und die Haut als Erste-Hilfe-Maßnahme mit lauwarmem Wasser sofort für 10 bis 20 Minuten abzuspülen. Jedoch gilt es auch vor Unterkühlung zu schützen. Eine oberflächliche Verbrennung kann ambulant beim Haus- und Kinderarzt versorgt werden. Bei Kindern ist jedoch bei einer Verbrennung von 5 Prozent der Körperoberfläche oder mehr eine Versorgung im Krankenhaus (Notruf 112) notwendig, je nach Bedarf mit Schmerzkontrolle und Flüssigkeitsersatz. Sind bei einem Kind von den Verbrennungen 10 Prozent oder mehr der Körperoberfläche betroffen, ist die Behandlung in einer auf Verbrennungen spezialisierten Einrichtung sinnvoll.
Hintergrundinfo:
Der Gesundheitstag ist von Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e. V. im Jahr 2010 initiiert worden und hat sich mittlerweile als bundesweiter Aktionstag am 7. Dezember etabliert. Im Mittelpunkt der Aktion steht die Unfallprävention von Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen im Kindesalter. Weitere Infos unter www.paulinchen.de.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin gibt es in Baden-Württemberg vier Verbrennungszentren in Mannheim, Stuttgart (2x) und Tübingen. Weitere Infos unter www.verbrennungsmedizin.de.
Die AOK Baden-Württemberg versichert über 4,5 Millionen Menschen im Land und verfügt über ein Haushaltsvolumen von über 20 Milliarden Euro.
Informationen zur AOK Baden-Württemberg unter www.aok.de/bw