FRANKFURT – Um die Qualität und Struktur der Allgemeinen und Speziellen Schmerztherapie in Deutschland zu fördern haben gestern die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. (DGS) und die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) in Frankfurt den »Berufsverband der Schmerztherapeuten in Deutschland e.V.« (BSD) gegründet. Der Verband wird auf Landes- und Bundesebene die Interessen der in der Schmerztherapie Tätigen vertreten und die einschlägigen Gremien beraten. Außerdem soll er helfen, die Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen zu verbessern. »Damit werden die Interessen der Schmerztherapie in Deutschland künftig regional und bundesweit einheitlich vertreten«, erklärt Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie. »Die beiden großen Schmerzgesellschaften schließen so eine Lücke in der gesundheitspolitischen Landschaft.«
Der Berufsverband mit Sitz in Frankfurt will insbesondere die schmerztherapeutische Versorgung besser organisieren und mit geeigneten Vertragspartnern, etwa Krankenkassen und der kassenärztlichen Bundesvereinigung, direkt verhandeln. Ziel sind Vereinbarungen über die Sicherstellung der umfassenden schmerztherapeutischen Versorgung. Verbessern will der Berufsverband auch die Zusammenarbeit von Ärzten und Psychologen mit anderen Heil- und Heilhilfsberufen, deren Organisationen sowie mit den Krankenhäusern. Außerdem soll der Verband die fachlichen Standards pflegen und weiterentwickeln.
Auf der Agenda des Verbandes steht aktuell etwa die Aufnahme der Schmerztherapie und Palliativmedizin als Pflichtfächer in die Approbationsordnung für Ärzte. Denn noch immer können Mediziner ihr Studium ohne jegliches Wissen in der Schmerztherapie abschließen. Dies hat Folgen für die Patienten: Experten führen die Chronifizierung von Schmerzen in vielen Fällen auf die mangelhafte Ausbildung der konsultierten Ärzte zurück. Besser ausgebildete Mediziner könnten hingegen durch eine frühzeitige angepasste Therapie bei vielen Patienten verhindern, dass ein akuter Schmerz zu einer chronischen, eigenständigen Schmerzkrankheit wird.
Ein anderer Schwerpunkt des Berufsverbandes wird sein, auf Veränderungen der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD 10) hinzuwirken. Diese Klassifikation bildet die Grundlage für die Ermittlung sogenannter Fallpauschalen, nach denen medizinische Leistungen vergütet werden. Im derzeitigen Katalog sind Schmerzkrankheiten und ihre verschiedenen Schweregrade jedoch nicht ausreichend abgebildet. Dies erschwert eine angemessene Abrechnung von Leistungen. Die künftige Position der Schmerztherapie innerhalb der neuen Gebührenordnung für Ärzte ist ebenfalls ein wichtiges Thema des Berufsverbandes. Ziel ist eine bundeseinheitliche, angemessene Vergütung schmerztherapeutischer Leistungen. Denn derzeit wird aufgrund regionaler Zuständigkeiten die Schmerztherapie in Würzburg beispielsweise anders vergütet als in Bremen. »Die Vergütung schmerztherapeutischer Leistungen kann nicht zufällig vom Wohnort des Versicherten abhängen, sondern muss bundesweit einheitlich und adäquat geregelt sein«, sagt DGS-Präsident Müller-Schwefe.
Der Berufsverband steht allen Ärzten offen, die über die Zusatzbezeichnung »Spezielle Schmerztherapie«, »Algesiologie« der DGS oder »Algesiologie« der DGSS verfügen. Mitglied werden können auch psychologische Psychotherapeuten mit schmerztherapeutischer Qualifikation nach den Richtlinien der Gesellschaften DGSS, DGS, DMKG (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft) oder DGPSF (Deutsche Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung) sowie alle klinisch tätigen Ärzte und Psychologen ohne spezielle Qualifikation, die nachweislich vorwiegend schmerztherapeutisch tätig sind. Außerordentliche Mitglieder können alle an der Schmerztherapie interessierten Ärzte und Psychologen werden. “Wir rechnen für die Zukunft mit über 3000 Mitgliedern”, schätzt Müller-Schwefe.
In den Interimsvorstand, der bis zur ersten Delegiertenversammlung beim Deutschen Schmerztag im März 2007 im Amt sein wird, wurden gewählt: Dr. Reinhard Thoma, Tutzing, als Präsident, Dipl.-Psych. Anne Willlweber-Strumpf, Bremen, als Vizepräsidentin. Dr. Hubertus Kayser, Bremen, wurde zum Schriftführer gewählt und Dr. Benedikt Eberhardt, Frankfurt, zum Schatzmeister. Weitere Mitglieder des Vorstands sind Dr. Olaf Günther, Magdeburg und PD Dr Michael Strumpf (Bremen).