Eschborn – In Deutschland sind vor wenigen Wochen die ersten Rabattverträge von Krankenkassen mit Generikaherstellern in Kraft getreten. Kassenspezifische Arzneimittellisten könnten damit in Deutschland bald zur Regel werden – alles wird eine Frage der Konditionen. Ein Modell für ganz Europa? Zur EXPOPHARM 2007 wird die Zukunft von Rabatten im Arzneimittelmarkt ein zentrales Thema sein. Europas Leitmesse für den Pharma- und Apothekenmarkt findet vom 27. bis 30. September in Düsseldorf statt.
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die Kassen künftig den Warenstrom steuern: Nur die Produkte von Herstellern, die bestimmte Konditionen einräumen, kommen ins Portfolio. Während die Politik hofft, im Gesundheitswesen von Einsparungen in Millionenhöhe zu profitieren, müssen sich Patienten wie Apotheken auf völlig neue Spielregeln einstellen. Lieferprobleme seitens der Hersteller und enorme administrative Belastungen belasten den Versorgungsalltag. Weil die Apotheken, bei denen auch die komplette Last der differenzierten Lagerhaltung aufläuft, nicht finanziell an den Einsparungen beteiligt werden, wächst für sie die Notwendigkeit, alles genau zu hinterfragen, was den Geschäftsbetrieb beeinflussen könnte.
Für die Generikahersteller geht es um Marktanteile und Millionen. Bislang weniger etablierte Anbieter vergrößern ihr Geschäft zulasten der bisherigen Marktführer; internationale Konzerne, die in Deutschland noch eine untergeordnete Rolle spielten, fassen Fuß. Aber das Spiel birgt Risiken: Insbesondere die dominierenden Kassen haben sich Klauseln vorbehalten, die den Unternehmen schnell zur Investitionsfalle werden können. Die Verträge laufen nur Monate; danach müssen sich die Firmen dem Preisdiktat beugen, wollen sie nicht auf ihren angelegten Vorräten sitzen bleiben.
In anderen Ländern, wo kassenspezifische Arzneimittellisten im Rahmen von Managed-Care-Modellen (HMO) längst zum Versorgungsalltag gehören, lässt sich ein mögliches Szenario für den Apothekenmarkt bereits absehen: In Israel gehört die Hälfte aller Apotheken speziellen Versicherungen an und darf nur noch Kassenmitglieder mit den jeweiligen Arzneimitteln versorgen.
Vom 27. bis 30. September werden zur EXPOPHARM 2007 in Düsseldorf rund 500 Unternehmen und 25 000 Fachbesucher aus ganz Europa die Gelegenheit nutzen, sich über die aktuellen Entwicklungen auszutauschen und über das künftige geschäftliche Miteinander zu verständigen.