European Doctors and AI Report: Europäische Ärzte sehen KI-Einsatz teils sehr unterschiedlich
München – Der „European Doctors and AI Report“ von Medscape zeigt die ambivalenten Haltungen zur KI-Nutzung im Gesundheitswesen auf: Während deutsche Ärzte KI als Chance zur Optimierung von Diagnosen und Verwaltungsaufgaben sehen, ziehen sie eine klare Grenze, wenn es um die Patientenkommunikation geht. 47 % der Befragten in Deutschland lehnen eine direkte KI-Kommunikation mit Patienten strikt ab. Hierzulande wird von den befragten Medizinern beim Thema KI ein strukturierter, verantwortungsvoller Einsatz gefordert. Offen sind die Ärzte vor allem für KI zur Unterstützung administrativer Aufgaben. Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass in Spanien und Frankreich ein größerer Anteil der Ärzte (43 % bzw. 44 %) dem „Early Adopter“-Ansatz aufgeschlossen gegenübersteht, insbesondere in administrativen und diagnostischen Bereichen. Der Medscape-Report beleuchtet diese und weitere Erkenntnisse zur KI-Nutzung in Europa. Die gesamten Ergebnisse finden Sie hier.
Für den aktuellen europäischen Medscape-Report „Doctors and AI“, durchgeführt zwischen Januar und Juni 2024, wurden 5.355 Ärzte aus Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien und dem Vereinigten Königreich befragt. Die Ergebnisse geben dabei die Meinung der befragten Mediziner wieder, nicht jedoch die Meinung aller Ärzte des jeweiligen Landes. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass KI besonders im Bereich der Diagnostik und Dokumentation breite Akzeptanz findet. In Deutschland nutzen 13 % der Ärzte KI zur Diagnose von Krankheiten, während in Spanien und Frankreich je 11 % der Ärzte die Technologie verwenden. Besonders in Spanien wird KI zur Zusammenfassung elektronischer Patientenakten eingesetzt: 12 % der Ärzte gaben an, dies regelmäßig zu tun.
Recherche nach Krankheitsbildern für europäische Mediziner sehr relevant
Ein Ergebnis der Studie ist die hohe Zustimmung zur potenziellen Nutzung von KI für die Recherche nach Krankheitsbildern. In Frankreich und Italien gaben rund 20 % der Befragten an, KI in diesem Bereich bereits zu nutzen, was ihre Offenheit für technische Hilfsmittel in der klinischen Praxis unterstreicht. In Deutschland sind die befragten Ärzte zurückhaltender: Hier wird KI in erster Linie als unterstützende Technologie betrachtet, wobei viele Mediziner den Einsatz dieser Technologie
mit einer neutralen Haltung bewerten. Am häufigsten sagten Ärzte in Portugal und Frankreich, dass sie sich als „nicht sehr“ oder „gar nicht“ informiert fühlen über die Nutzung von KI in der Medizin (54 % und 50 %).
Skepsis bis Ablehnung bei der Kommunikation mit Patienten
Die Zurückhaltung gegenüber dem Einsatz von KI in der direkten Patientenkommunikation ist in Deutschland mit 47 % deutlich spürbar. Frankreich zeigt eine ähnliche Haltung, während in Italien sogar 62 % der Ärzte den Einsatz von KI in der Behandlung ablehnen. Beim Thema Prognosen gaben 46 % der französischen und 37 % der italienischen Ärzte an, KI für diesen Zweck nicht nutzen zu wollen. In Deutschland teilt nur rund ein Drittel der Ärzte diese Vorbehalte.
Gleichzeitig herrscht eine gewisse Offenheit, da ein signifikanter Anteil der Ärzte in Europa betont, dass KI zukünftig eine bedeutende Rolle spielen könnte, insbesondere bei der Unterstützung von administrativen Aufgaben. Diese Ambivalenz zeigt, dass die Ärzteschaft einerseits den potenziellen Nutzen erkennt, andererseits aber die Sorge um Datensicherheit und mögliche Abhängigkeiten bleibt.
Regulierungsbedarf und Datenschutzbedenken weit verbreitet in Europa
Die Umfrage zeigt, dass eine breite Mehrheit der europäischen Ärzte den Bedarf nach klaren gesetzlichen Regelungen unterstützt. In Spanien befürworten 93 % der befragten Ärzte eine solche Regulierung, gefolgt von Portugal mit 91 % sowie Deutschland und Italien mit jeweils 88 %. Der Ruf nach einer gesetzlich abgesicherten Nutzung von KI ist nicht nur Ausdruck des Wunsches nach klaren Richtlinien, sondern auch einer tiefen Sorge um den Schutz der Patientendaten. In Frankreich äußerten 45 % der Ärzte Zweifel an der Fähigkeit der Regulierungsbehörden, die Vertraulichkeit der Daten zu wahren. In Deutschland lag dieser Anteil bei 35 %, während sich 34 % der befragten Mediziner unsicher waren.
Zukunftsperspektiven: Warten oder Vorantreiben?
Während die Mehrheit der europäischen Ärzte die ‚Abwarten-und-Beobachten‘-Strategie bevorzugt, gibt es Unterschiede in der Bereitschaft, als ‚Early Adopter‘ zu agieren. In Spanien und Frankreich tendieren 43 % bzw. 44 % der Ärzte dazu, KI frühzeitig zu implementieren, was ihre Offenheit gegenüber technologischen Innovationen zeigt. Insgesamt bevorzugen jedoch mehr als
50 % der Ärzte in allen europäischen Ländern die vorsichtige Herangehensweise, die Entwicklung zunächst zu beobachten, bevor sie KI umfassender integrieren.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.medscape.com/2024-europe-docs-and-ai
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