Bonn – Der zunehmende Einsatz digitaler Technik im Gesundheitswesen und die Folgen für die Hersteller von Arzneimitteln – mit diesem Thema hat sich gestern die erste Regionalkonferenz des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) in Bonn ausgiebig beschäftigt. Vertreter von Pharmafirmen, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Landes- und Bundespolitik sowie von Krankenkassen und wissenschaftlichen Institutionen nahmen Stellung zu Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung.
„Der intelligente Einsatz digitaler Technik eröffnet neue Chancen für wirksame, sichere und effiziente Arzneimittelanwendungen.“ Dieses Fazit zog Dr. Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BAH. Dies könne mittelfristig aber nur funktionieren, wenn IT-Systeme und IT-Anwendungen interoperabel seien – also Informationen gegenseitig technisch und semantisch lesbar sind –, da sonst die Gefahr bestehe, dass wichtige Daten auf der Strecke und somit ungenutzt blieben, führte Kortland weiter aus.
Als Experten diskutierten auch Dr. Sylvia Thun, Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen an der Hochschule Niederrhein in Krefeld, Mirjam Sell von der Janssen-Cilag GmbH und Dr. Axel Wehmeier, Sprecher der Geschäftsführung der Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH, mit Firmenvertretern.
Thun verwies auf die Initiative der Arzneimittelbehörden in Zusammenarbeit mit der Industrie, die nun dabei wären, die von der ISO (International Organization for Standardization) entwickelten IDMP-Standards (identification of medicinal products) zur weltweit einheitlichen Identifizierung von Arzneimitteln zur Verbesserung von Pharmakovigilanz und Kommunikation in Versorgung und Zulassung zu implementieren.
Kortland ergänzte, dass bereits heute in Umsetzung der Fälschungsschutzrichtlinie im deutschen securPharm-Projekt eine eineindeutige Identifizierung und Verifizierung einzelner Arzneimittelpackungen auf der Basis der Pharmazentralnummer und einer packungsindividuellen Seriennummer erfolge.
Mit dem Thema Digitalisierung ist das neue Konzept der Regionalkonferenzen des BAH in Nordrhein-Westfalen gestartet. Weitere Regionalkonferenzen mit Themen rund um das Arzneimittel werden noch in diesem Jahr folgen. Kortland: „Der BAH wird sich in Zukunft verstärkt in den Regionen engagieren – dort, wo unsere Mitglieder ihren Firmensitz haben. Nordrhein-Westfalen ist mit 20 Prozent unserer Mitglieder eine bedeutende Region für uns und bildet für die noch kommenden Aktivitäten in anderen Regionen Deutschlands einen gelungenen Auftakt.“
Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) ist der mitgliederstärkste Branchenverband der Arzneimittelindustrie in Deutschland. Das Aufgabenspektrum des BAH umfasst sowohl die verschreibungspflichtigen als auch die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel sowie die stofflichen Medizinprodukte. Mit seiner hohen Fach- und Sachkompetenz ist der BAH enger Ansprechpartner von Politik, Behörden und Institutionen im Gesundheitswesen sowie ein starkes Bindeglied zwischen den verschiedenen Interessengruppen.