Mainz – Universitätsmedizin Mainz ist einziges Zentrum in Rheinland-Pfalz mit Berechtigung zum Einsatz dieses neuen Verfahrens zur zellulären Krebstherapie
Moderne Krebstherapien machen sich insbesondere Effekte des körpereigenen Immunsystems erfolgreich zunutze. Eine moderne Behandlungsform, welche die drei innovativen Therapieverfahren Immun-, Zell- und Gentherapie miteinander kombiniert, ist die individuelle CAR-T-Zell-Therapie (chimeric antigen receptor t-cell therapy). Die Universitätsmedizin Mainz mit ihrem Universitären Centrum für Tumorerkrankungen Mainz (UCT Mainz) ist das einzige Zentrum in Rheinland-Pfalz, das diese neue vielversprechende Therapie bei Patienten mit B-Zell-Lymphomen und Akuter Lymphatischer Leukämie anbieten darf. Der Einsatz an der Universitätsmedizin Mainz hat die Wirksamkeit der Therapie bestätigt: Mit konventionellen Verfahren austherapierte Patienten mit bösartiger Lymphknotenerkrankung, sind mit der neuen CAR-T-Zell-Therapie erfolgreich behandelt worden.
Die Krebsforschung ist eines der großen Forschungsfelder der modernen Medizin. Als vielversprechender Erfolg kann die 2018 in Europa erstmals zugelassene „chimeric antigen receptor t-cell therapy“, kurz CAR-T-Zell-Therapie, gewertet werden. Die neue Therapieoption beruht auf körpereigenen gentechnisch veränderten T-Lymphozyten, also einer Gruppe von weißen Blutzellen, die Teil der erworbenen Immunabwehr sind. Diese lassen sich durch molekularbiologische Verfahren so verändern, dass sie in besonderem Ausmaß bösartige Zellen erkennen und abtöten können. Am weitesten entwickelt ist dieses Verfahren zurzeit bei den sogenannten malignen Lymphomen.
Eine CAR-T-Zell-Therapie hat folgenden Ablauf: Im ersten Schritt werden den Patienten körpereigene Lymphozyten entnommen. Diese gelangen dann per Kurier zur Weiterverarbeitung in die USA. Dort werden sie molekularbiologisch modifiziert, indem den Immunzellen der Patienten durch Genmanipulation ein neuer „Rezeptor“, der sogenannte Chimeric Antigen Receptor (CAR), eingesetzt wird. Diese chimäre Antigenrezeptoren erkennen das CD19-Molekül auf der Oberfläche der Tumorzellen, wodurch die Patienten-Immunzellen in der Lage sind, die Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören. Nach dem Rücktransport der Zellen nach Deutschland und einer vorbereitenden Chemotherapie der Patienten, erhalten diese schließlich die genveränderten Zellen per Infusion.
Als Ort der universitären Spitzenmedizin und als anerkanntes Comprehensive Cancer Center (CCC) zählt die Universitätsmedizin Mainz zu den bundesweit rund 20 ausgewählten Zentren, die berechtigt sind, das komplexe Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt durchzuführen. Vorausgegangen war ein lang anhaltender, ausführlicher und erfolgreich abgeschlossener Qualifikationsprozess. Eine der erforderlichen Voraussetzungen ist eine spezifische Infrastruktur zur Behandlung der Patienten. Neben den Hämatologen der III. Medizinischen Klinik besteht das CAR-T-Zell-Behandlungsteam unter anderem aus Intensivmedizinern und Neurologen. Die Expertise des Teams steht allen Patienten offen, die an B-Zell-Lymphomen oder einer Sonderform der akuten lymphatischen Leukämie leiden und bei denen die Standard-Therapie nicht den gewünschten Erfolg zeigt. Die Kosten für diese innovative, jedoch sehr aufwendige, Therapieform betragen pro Behandlung rund 350.000 Euro. Patienten, die an einer CAR-T-Zell-Therapie interessiert sind und eine Beratung oder eine Zweitmeinung wünschen, wenden sich bitte an die KMT-Koordination ( KMT-Koordination@unimedizin-mainz.de, Tel. 06131 17-5060).
„Wir freuen uns, dass wir unseren Patienten, die an einem Rückfall bestimmter aggressiver Lymphome leiden, dieses innovative Therapieoption anbieten können. Die CAR-T-Zell-Therapie hat sich als sehr wirksam erwiesen. Unsere ersten CAR-T-Zell-Therapie-Behandlungen sind erfolgreich verlaufen – sogar ganz ohne schwerwiegende Komplikationen. Dies erachten wir als außerordentlich positives Ergebnis, denn in den ersten Wochen nach einer CAR-T-Zell-Infusion können sehr schwere Nebenwirkungen auftreten. Deshalb ist eine engmaschige Überwachung durch ein spezialisiertes Behandlungszentrum notwendig. Diese Voraussetzungen sind in Mainz gegeben“, betont der Leiter des UCT Mainz, PD Dr. Thomas Kindler.
„Die erste Patientin, die wir mit der CAR-T-Zell-Therapie bereits Anfang 2019 behandelt haben, litt an einer seltenen Form eines B-Zell-Lymphoms, einer Tumorart des Lymphsystems. Da alle möglichen Therapie-Ansätze in der Vergangenheit nicht erfolgreich waren, drohte die junge Patientin an ihrer Tumorerkrankung zu versterben. Mit der CAR-T-Zell-Therapie bot sich die Chance, die Lebenserwartung der Patientin deutlich zu verlängern oder sie sogar zu heilen“, berichtet die behandelnde Ärztin sowie Leiterin der Stammzelltransplantation und des CAR-T-Zell-Programms Dr. Eva Maria Wagner-Drouet von der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, die Teil des UCT Mainz ist.
„Die CAR-T-Zell-Therapie ist damit ein sehr positives Beispiel für interdisziplinäres, translationales Arbeiten am einzigen universitären Zentrum für Tumorerkrankungen in Rheinland-Pfalz“, sagt Univ.-Prof. Dr. Matthias Theobald, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz.