Bonn – Nach einer radikalen Entfernung der Prostata klagen bis zu 50 Prozent aller Männer über dauerhafte Erektionsstörungen, selbst wenn beim Eingriff die Nerven geschont wurden. Medikamente wie Sildenafil (Viagra) oder Prostaglandin E1 (Caverject) können den Betroffenen helfen. Eine Gemeinschaftsstudie will nun klären, welche Arznei besser wirkt. Auch das Universitätsklinikum Bonn ist beteiligt.
Auch eine Erektion ist letztlich Frage des Trainings. Nach einer Prostata-Operation hat man aber meist in den ersten Wochen andere Probleme. “Die lange Pause kann dazu führen, dass sich der Penis nicht mehr ausreichend versteift”, erläutert Professor Dr. Stefan C. Müller, Urologe an der Universität Bonn. “Wenn Sie Ihren Arm brechen, ist er auch nicht sofort voll einsatzfähig, sobald der Gips abkommt.”
Schlafft beim Armbruch die Muskulatur ab, ist es nach einer Prostata-Operation bei jedem zweiten Mann genau andersherum: Die glatte Muskulatur im Schwellkörper entspannt sich nicht mehr ausreichend. Dadurch können die Penisarterien nicht mehr genügend Blut in die Schwellkörper pumpen: Der Penis bleibt schlaff.
Bei sexueller Erregung sorgen normalerweise bestimmte Botenstoffe dafür, dass die Schwellkörpermuskeln erschlaffen: Der Penis füllt sich mit Blut und richtet sich auf. Bei Erektionsproblemen ist dieser Signalweg gestört. Medikamente wie Sildenafil oder Caverject wirken gewissermaßen als Signalverstärker. Außerdem scheinen sie zu verhindern, dass der Erektions-Mechanismus dauerhaft “Rost ansetzt”.
Härtetest für Viagra & Co.
In ihrer Vergleichsstudie unterziehen die Urologen aus Bonn beide Wirkstoffe im wahrsten Sinne des Wortes dem “Härtetest”. Die Probanden erhalten mehrmals wöchentlich entweder Sildenafil oder Caverject. Die Behandlung beginnt schon wenige Tage nach der Prostata-Operation und erstreckt sich über 36 Wochen. Während der Studie und am Ende erfassen die Mediziner die Erektionsfähigkeit ihrer Patienten per Fragebogen. Professor Müller: “Wir erhoffen uns so wichtige Erkenntnisse für eine bessere Rehabilitation von Prostata-Patienten.”