Berlin – Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler sollte genauer auf den Heil- und Hilfsmittelbereich achten, wenn er weiter laut über eine Ausweitung der Vorkasse-Tarife der gesetzlichen Krankenkassen nachdenken will, kommentiert Kathrin Senger-Schäfer, pflegepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, den heute vorgestellten Heil- und Hilfsmittelreport 2010 der Barmer GEK. Kathrin Senger-Schäfer weiter:
Der Heil- und Hilfsmittelbereich beweist, dass die von der Regierungskoalition angestrebte Ausweitung von Vorkasse und Kostenerstattung im Gesundheitsbereich nicht zu mehr Transparenz führt. Im Gegenteil: Für die Patientinnen und Patienten führt das eher zu Mehrkosten. Bei der Hilfsmittelversorgung ist nämlich derzeit kein erhöhtes Kostenbewusstsein oder etwa eine Leistungssteuerung zu erkennen. Dabei ist das Prinzip der Vorkasse hier seit langem üblich.
Viel wichtiger wäre es, im Heil- und Hilfsmittelbereich endlich zu einer Kosten- und Nutzenbewertung zu kommen. Dafür muss das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) gestärkt werden. Eine weitere Vernachlässigung der Versorgungsforschung können wir uns schlicht nicht leisten.
Dass sich die Medizinisierung der Kindheit im Heil- und Hilfsmittelbereich niederschlägt, ist dann ein Hinweis auf einen weiteren Handlungsbedarf, der weit über den Bereich der gesundheitlichen Versorgung hinausgeht. Denn wenn bei Kindergartenkindern ein Anstieg von Krankengymnastik-Verordnungen aufgrund von Rückenschmerzen zu verzeichnen ist, dann hat das häufig auch mit den Bedingungen zu tun, in denen die Kinder groß werden müssen. Insofern muss die Auswirkung von Armut und sozialer Ausgrenzung auf die Gesundheit von Kindern ernst genommen und angegangen werden.