Berlin – Für Herbst und Winter rechnen Experten mit massiven Engpässen bei Arzneimitteln. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will vor allem die Versorgung der Kinder sicherstellen. Doch die Probleme sind viel größer, wie eine Umfrage von APOTHEKE ADHOC zeigt.
Schon jetzt ist die Beeinträchtigung über verschiedene Arzneimittelgruppen hinweg groß, wie die Befragung von mehr als 300 Apothekenleiter:innen und -mitarbeitenden zeigt. Als sehr groß, groß oder eher groß wird die Problematik bei folgenden Gruppen bewertet:
Kinderantibiotika: 95 Prozent
Schmerz- und Fiebermittel für Kinder: 57 Prozent
abschwellende Nasensprays und -tropfen für Kinder: 52 Prozent
Antibiotika (feste Darreichungsformen): 90 Prozent
Blutdruckmittel: 49 Prozent
Hustenmittel: 43 Prozent
Omeprazol: 32 Prozent
Lipidsenker (Rosuvastatin): 86 Prozent
Oxycodon: 28 Prozent
Methylphenidat: 29 Prozent
Hydromorphon: 32 Prozent
Dass die Politik das Problem der Lieferengpässe lösen wird, glauben nur 6 Prozent der Befragten – dass die Lage sich im Laufe des Jahres verschärfen wird hingegen 96 Prozent. Rund 68 Prozent glauben nicht, dass die Lagerbestände der Apotheke – Vorbestellungen inklusive – für die herbstliche Erkältungswelle ausreichen werden.
Sind also Massenimporte, wie vom Minister geplant, die Lösung? Knapp 73 Prozent der Befragten halten es für unrealistisch, dass der Einkauf im Ausland die Engpässe hierzulande beheben kann. Die von Lauterbach erstellte Liste kommt viel zu spät (86 Prozent). Mehr noch: Die Zusammenstellung wird wirkungslos bleiben, sagen rund 78 Prozent der Befragten. Außerdem wird die Aufstellung dazu führen, dass die Versorgung teurer wird (75 Prozent) und der Mehraufwand in den Apotheken massiv sein wird (83 Prozent).
Und darauf, dass die Apotheken wie im Vorjahr die schlimmsten Lieferengpässe mit Rezepturen abfedern, darf der Minister nicht hoffen, denn mit Rezeptursubstanzen bevorraten sich nur 23 Prozent der befragten Kolleg:innen.
Zur Methodik: An der aposcope-Befragung zu Lieferengpässen in Vor-Ort-Apotheken nahmen vom 7. bis 9. September insgesamt 336 Apotheker:innen, PKA und PTA teil.