Frechen – Mit Thomas Nolte, Georg Kreiter und Franz Hanfstingl komplettieren drei Monoskifahrer das Deutsche Paralympische Skiteam alpin in Sotschi. Das Ziel des Trios in Russland: eine paralympische Medaille. Denn die fehlt den Dreien bisher in ihrer Sammlung.
Georg Kreiter hatte auch noch gar nicht die Möglichkeit dazu. Für den 28-Jährigen sind es seine ersten Spiele. „Die Paralympics 2006 habe ich noch im Fernsehen geschaut und mir gedacht, dass ich den Monoski auch mal ausprobieren möchte“, erklärt Kreiter. Das machte der Thanninger auch, und zwar in einem Kurs bei der mehrfachen Paralympics-Siegerin Gerda Pamler. Die Begeisterung war schnell entfacht.
Dass er acht Jahre später aber selbst bei den Paralympics an den Start gehen wird, damit war damals noch nicht zu rechnen. Doch der ehrgeizige Sportler trainierte hart und wurde immer besser. So wie er sich nach seinem Motorradunfall mit 17 Jahren und der daraus resultierenden Querschnittslähmung auch zurück ins Leben kämpfte.
In Sotschi möchte Georg Kreiter aufs Podium fahren. „Das wäre das Größte. Möglich ist an einem guten Tag alles“, betont der 28-Jährige. Die besten Chancen rechnet er sich im Riesenslalom aus. Leider fehle ihm in den entscheidenden Momenten etwas Routine. „Da bin ich manchmal noch ein kleiner Grünschnabel“, sagt Kreiter. So wie kürzlich in Frankreich, als er in Führung liegend im zweiten Durchgang ein Tor ausgelassen hatte und seinen ersten Weltcupsieg verpasste. Der ließ allerdings nicht lange auf sich warten: Wenige Tage später spielten die Nerven mit und Kreiter schaffte es im Riesenslalom auf Platz eins.
Sogar bei einem Großereignis ganz nach oben aufs Treppchen schaffte es Franz Hanfstingl. Der 33-Jährige aus Bruckmühl wurde im März 2013 im spanischen La Molina Weltmeister und holte Gold in der Abfahrt – mit teils über 140 Stundenkilometern auf dem Monoski. „Dieser Erfolg motiviert enorm, das Training hat sich gelohnt“, sagt Hanfstingl.
Bei den Paralympics will er erneut angreifen. „Ich konzentriere mich nur auf die Piste und die Tore und möchte in jedem Rennen den perfekten Lauf herunterbringen, egal ob bei einem Weltcup oder den Paralympics“, erklärt der 33-Jährige und ergänzt gelassen: „Im Ziel schauen wir dann weiter.“
Allerdings landete Hanfstingl beim Abfahrtstraining in Kanada in einem Fangzaun und musste zuletzt mit einer gebrochenen Rippe eine Zwangspause einlegen. „Das war ärgerlich, aber ich habe mich zum Glück nicht schlimmer verletzt.“ So wie Anfang 2006 als er ebenfalls beim Skifahren schlimm stürzte und seitdem querschnittsgelähmt ist. „Im Krankenhaus konnte ich es mir nicht vorstellen, dass ich noch einmal auf der Piste lande“, sagt Hanfstingl, der jedoch nur ein Jahr später wieder den Hang hinunter düste – auf dem Monoski. „Das habe ich mir selber beigebracht. Es ist meine einzige Möglichkeit, in die Berge zu kommen. Eine Mischung aus Skifahren und Motocross – das macht richtig Laune.“
Nicht gerade ein Kind der Berge ist Thomas Nolte aus dem niedersächsischen Räbke bei Braunschweig. „Ohne den Autounfall 1993 und die Querschnittslähmung wäre ich wohl nie Ski gefahren“, erzählt der 29-Jährige. Knackpunkt war ein Skiurlaub mit der Familie. „Da saß ich den ganzen Tag nur im Bergrestaurant und habe gesagt: Entweder probiere ich nächstes Mal den Monoski aus oder ich bleibe zu Hause.“
Noltes Wahl fiel auf den Monoski, nebenbei spielte er anfangs aber auch noch erfolgreich Tennis und Basketball im Rollstuhl. Erst 2004 traf er die Entscheidung, sich zukünftig auf den Wintersport zu fokussieren. „Ich hatte die Perspektive, 2006 mit zu den Winterspielen nach Turin zu fahren.
Die Paralympics sind für jeden ein Traum“, sagt Nolte. Dabei mag der 29-Jährige Schnee und Kälte überhaupt nicht. „Aber auf dem Monoski ist mir das egal.“
In Turin platzte sein Traum, eine Verletzung verhinderte die Teilnahme. In Vancouver verpasste er das Podium in der Abfahrt als Vierter hauchdünn. Jetzt soll es also in Sotschi klappen. Trotz eines langwierigen Ausfalls im Herbst präsentiert sich Nolte in guter Form und fährt vor allem im Slalom in der Weltspitze mit. „Ich habe gezeigt, dass mit mir zu rechnen ist.“ Das logische Ziel: Mindestens einen Platz besser sein als in Vancouver.
Dafür opfert Nolte gerne seine Freizeit und spult häufig die rund 1500 Kilometer von Niedersachsen in den Süden und zurück ab, um bei Training und Lehrgängen an seiner Form zu feilen. „Ich bin meinem Arbeitgeber EEW Energy sehr dankbar, dass er mich dafür immer wieder freistellt.“ Denn Thomas Nolte hat nach WM-Bronze 2011 noch zwei große Ziele offen: eine Weltcup-Kugel und eine Paralympics-Medaille. Die will er am liebsten schon in Sotschi holen – genau wie Georg Kreiter und Franz Hanfstingl.