Berlin – Eine Analyse der Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beweist es: die Kostenexplosion im Arzneimittelbereich entsteht ausschließlich in den Segmenten, in denen es keine Generika-Konkurrenz gibt. Obwohl ihre Versicherten in den ersten neun Monaten des Jahres nur zu weniger als einem Drittel patentgeschützte Arzneimittel oder Medikamente ohne Generika-Konkurrenz (zusammen 31 Prozent) verordnet bekamen, mussten die gesetzlichen Krankenkassen fast zwei Drittel (61 Prozent) ihrer gesamten Arzneimittelausgaben dafür aufwenden.
Bezogen auf den Herstellerabgabepreis, den einzigen Preis, den die Unternehmen selbst beeinflussen können, wird dieses Missverhältnis noch deutlicher. Laut IMS Health liegt der GKV-Umsatzanteil der Unternehmen, für deren Produkte es keine Generika gibt, sogar bei 68 Prozent. Die forschenden Arzneimittelhersteller konnten ihren Absatz zwar nur um 0,2 Prozent steigern, legten beim Umsatz aber um 11,2 Prozent zu.
Genau umgekehrt ist es bei Generika. Mit 57 Prozent ist heute mehr als jedes zweite zu Lasten der Krankenkassen verordnete Arzneimittel ein preiswertes Generikum. Die niedergelassenen Ärzte verordneten zwar 8,7 Prozent mehr Generika als im Vorjahreszeitraum. Aufgrund der massiven Preissenkungen (im Schnitt 31 Prozent) sinken aber gleichzeitig die Umsätze der Generika-Hersteller mit den gesetzlichen Krankenkassen. Hinzu kommen noch die Preisnachlässe, die aus den Rabattverträgen resultieren.
Der erhebliche Sparbeitrag der Generikaindustrie reicht aber bei weitem nicht aus, um die Mehrausgaben zu kompensieren. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sind die GKV-Arzneimittelausgaben von Januar bis September 2007 um 7,7 Prozent gestiegen. Davon gehen 2,7 Prozentpunkte auf das Konto der Mehrwertsteuererhöhung. Für den Rest sind ausschließlich die forschenden Unternehmen verantwortlich. Der bislang verfolgte Ansatz des Gesetzgebers, zur Kostendämpfung allein auf Maßnahmen im Generika-Segment zu setzen, ist damit gescheitert.