Stuttgart – „Gut, dass nun ein Vorschlag für ein ‚Digitale-Versorgung-Gesetz‘ (DVG) auf dem Tisch liegt. Angesichts der aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen, die digitale Innovation mehr bremsen als befördern, war es überfällig, dass die Bundesregierung Bewegung in dieses Gebiet bringt“, so Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, gestern (02.07.2019) am Rande der Sitzung des Beirats Digitalisierung der AOK Baden-Württemberg. Der vorliegende Referentenentwurf skizziere, so Siegmar Nesch, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, echte neue Handlungsspielräume, in denen regional maßgeschneiderte digitale Innovationen im Interesse der Versicherten noch rascher vorangetrieben werden könnten. Weniger glücklich sei man über die Vorschläge des Bundesgesundheitsministeriums zur Preisbildung digitaler Gesundheitsanwendungen. Dazu Hermann: „Das vorgesehene System der Preisbildung bei digitalen Gesundheitsanwendungen öffnet Tür und Tor für überhöhte Preise. Bei Arzneimitteln hat sich gezeigt, dass es schnell zu Mondpreisen führt, wenn Hersteller zunächst ihre Preise nach Gutdünken selbst festlegen können. Warum wird aus Fehlern nicht gelernt?“
„Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss den Bedürfnissen der Menschen vor Ort entsprechen“, so Prof. Dr.-Ing. Prof. e. h. Wilhelm Bauer, geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Vorsitzender des Beirats Digitalisierung der AOK Baden-Württemberg. „Als regional verwurzelte Kasse mit vertrauensvollen lokalen Netzwerken und starkem regionalen Gestaltungswillen und -können besitzt die AOK Baden-Württemberg die besten Voraussetzungen, die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung im Interesse der Versicherten und Leistungserbringer zu gestalten.“ Erste IT-Vernetzungsprodukte mit Partnern vor Ort seien vor Kurzem bereits ans Netz gegangen.
„Eine erfolgreiche Digitalisierung, die die Menschen mitnimmt, braucht zwingend regionale Präsenz und Ansprechpartner für unsere Kundinnen und Kunden vor Ort“, so Hermann. „Diese starke regionale Verankerung steht durch die Ausgestaltung des Referentenentwurfs zum sogenannten ‚Faire-Kassenwahl-Gesetz‘ derzeit auf der Kippe.“
Die Kundencenter der AOK Baden-Württemberg, so Nesch, seien für viele Menschen erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um Gesundheits- und Pflegeversorgung. Diese Erwartungshaltung der Versicherten wolle man auch in der digitalen Welt erfüllen. Online-Angebote wie Meine AOK, die GESUNDNAH-Community und perspektivisch auch die elektronische Patientenakte im Digitalen Gesundheitsnetzwerk der AOK schafften den Versicherten Zugang zu Services der AOK sowie zu ihren eigenen Gesundheitsdaten und gäben ihnen die Möglichkeit, sich dazu weitergehend zu informieren und Fragen zu diskutieren. Das DVG schaffe in diesem Sinn neue Chancen, den Versicherten passende individuelle Versorgungsangebote zu machen.
Hinweise für die Redaktionen:
Mitglieder des Beirats Digitalisierung der AOK Baden-Württemberg sind: Prof. Dr. Ing.-Prof. e. h. Wilhelm Bauer, geschäftsführender Leiter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Dr. med. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender MEDI, Harry Gatterer, Geschäftsführer Zukunftsinstitut, Prof. Dr. Christoph Igel, Leiter Educational Technology Lab am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Dr. rer. pol. Ilona Köster-Steinebach, Geschäftsführerin Aktionsbündnis Patientensicherheit, Prof. Dr. Jörg Martin, Medizinischer Geschäftsführer Regionale Kliniken Holding RKH, Dr. Alexander Schachinger, Geschäftsführer EPatient RSD, Frank Stratmann, Vorstand Bundesverband Internetmedizin und digitaler Berater und Blogger, Roland Hamm, Versichertenvertreter , Götz Anselm Maier, Arbeitgebervertreter.