Berlin – Anlässlich des heutigen internationalen Tages gegen den Drogenmissbrauch erklärt Harald Terpe, sucht- und drogenpolitischer Sprecher:
Politik reagiert häufig erst dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Hierbei ist die derzeitige Drogen- und Suchtpolitik keine Ausnahme. Suchtprävention wird von der Bundesregierung häufig als Öffentlichkeitsarbeit missverstanden. Plakatkampagnen, Internetseiten und Fernsehspots können allerdings langfristig angelegte und aufeinander abgestimmte Maßnahmen der Prävention nicht ersetzen.
Notwendig ist aus unserer Sicht hingegen die Stärkung der Prävention mit der Arbeit vor Ort, der Beeinflussung des Lebensumfeldes und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen sowie der Zusammenarbeit vieler Ebenen und Akteure. Auch die Glaubwürdigkeit der Maßnahmen hat eine große Bedeutung. So ist es für viele Menschen nicht nachvollziehbar, dass staatliche Kampagnen einen maßvollen Alkoholkonsum propagieren, während die Alkoholindustrie insbesondere an Jugendliche gerichtet für ihre Produkte mit dem Ziel der Absatzsteigerung werben kann. Bund und Länder sind daher in der Pflicht, wirksam auszuschließen, dass Jugendliche zu Adressaten der Alkoholwerbung werden. Falsch und unglaubwürdig ist aus unserer Sicht auch die Verweigerung einer differenzierten Beurteilung des Cannabisgebrauchs, weil diese Verweigerung die gesellschaftlichen Realitäten mit weit über 3 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland verdrängt und hierbei nicht zwischen unbedenklichen und riskanten Konsumformen unterschieden wird.