Mainz – Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen in der Pflege sind Thema einer Reihe von regionalen Tagungen des Sozialministeriums gemeinsam mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung. Die Veranstaltungsreihe war im vergangenen Jahr von Sozialministerin Malu Dreyer im Rahmen ihrer Initiative Menschen pflegen angestoßen worden. Nachdem die Veranstaltungen auf überaus positive Resonanz gestoßen sind, wird der Diskussionsprozess in diesem Jahr mit vier weiteren regionalen Veranstaltungen unter dem Titel “Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Diskussion: Würde und Freiheit – Halt geben” fortgesetzt. Seit dem vergangenen Jahr seien eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet worden, wie Malu Dreyer heute in Trier zum Auftakt der diesjährigen Veranstaltungsreihe unterstrich.
Ziel der Fachtagungen im vergangenen Jahr sei es gewesen, alle handelnden Akteure zu sensibilisieren, ihnen Gelegenheit zu geben, Erfahrungen auszutauschen und neue Lösungswege und Ideen zur Problembewältigung zu entwickeln. Durch die Veranstaltungsreihe 2006 sei ein Prozess mit ersten konkreten Arbeitsschritten in Gang gesetzt worden. Dazu gehörten die Überarbeitung der rheinland-pfälzischen Musterdokumentation für die Pflege mit Blick auf Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen, das Angebot eines Schulungskonzepts zu solchen Alternativen und die engere Kooperation der Beteiligten, wie Betreuerinnen und Betreuer, Vormundschaftsgerichte, Heimaufsicht und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegeheime. Die diesjährige Veranstaltungsreihe befasse sich vor allem mit der Frage haftungsrechtlicher Aspekte der Vermeidung freiheitsbeschränkender Maßnahmen. Außerdem werde ein Konzept für Altenpflegeeinrichtungen vorgestellt, das den Pflegekräften vor Ort ermögliche, der Erforderlichkeit von Fixierungsmaßnahmen durch andere Handlungsmöglichkeiten entgegenzuwirken. “Freiheitsentziehende Maßnahmen wie beispielsweise die Fixierung von demenzkranken Menschen zum Schutz vor Verletzungen oder Unfällen sind zu Recht ein vieldiskutiertes Thema in der Pflege”, sagte die Ministerin. Die häufig sehr anstrengende Pflegetätigkeit führe dazu, dass in freiheitsentziehenden Maßnahmen oftmals die einzige Möglichkeit zum Umgang beispielsweise mit unruhigen demenzkranken Menschen gesehen werde. Solche Maßnahmen seien jedoch vermeidbar. “Es gibt Alternativen. Zunächst das Problem analysieren, die eigentlichen Bedürfnisse der Menschen hinterfragen und durch wertschätzende Maßnahmen den Halt wiedergeben – das muss der Weg sein, den wir gehen wollen”, so die Ministerin. Insbesondere durch den fachlich qualifizierten und an der Biographie der Menschen orientierten Umgang mit Bewohnerinnen und Bewohnern, durch eine entsprechende Raumgestaltung oder durch gezielte tagesstrukturierende Maßnahmen könnten sich freiheitsbeschränkende Maßnahmen erübrigen.
“Mit geeigneten Konzepten kann es gelingen, freiheitseinschränkende Maßnahmen zu vermeiden und trotzdem den Schutz der betroffenen Menschen zu gewährleisten. Dies kommt letztlich nicht nur den Pflegebedürftigen, sondern auch den Pflegekräften zugute, deren Arbeitszufriedenheit dadurch nachweislich steigt”, so Malu Dreyer.