Mainz – “Jeden Tag sterben Menschen, weil sie vergebens auf die lebensrettende Spende eines Organs gewartet haben”, sagte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer heute in Frankfurt, wo auf der Konferenz der Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder (GMK) das Thema Organspende beraten wurde. Die Ministerin warb für die sogenannte Entscheidungs- bzw. Erklärungslösung, bei der alle gefragt werden, ob sie Organe spenden wollten, nicht spenden wollten oder sich zurzeit dazu nicht erklären möchten. Zwar seien in den vergangenen Jahren die Zahlen der Organspenden gestiegen, doch nur mit Änderungen in den Rahmenbedingungen könnten nachhaltige Verbesserungen erreicht werden, so Dreyer.
“Die Menschen für das Thema stärker zu sensibilisieren und eine Steigerung der Organspenden zu erreichen, ist das gemeinsame Ziel der Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren der LänderÂ?, sagte Ministerin Malu Dreyer. Sie begrüßte deshalb den gemeinsamen Beschluss, der zahlreiche Änderungen im Transplantationsgesetz vorsehe. Dabei soll auch die heutige Zustimmungslösung durch die sogenannte Erklärungslösung ersetzt werden.
Die GMK ist der Auffassung, dass jeder Bürger, jede Bürgerin wenigstens einmal im Leben bewusst mit der Frage konfrontiert werden soll, ob er oder sie zur Organspende bereit sei. Die Kompetenz und die Entscheidungshoheit des Einzelnen stehen bei dieser Lösung im Vordergrund. Auch nähme diese Lösung die Last von Angehörigen, nach einem plötzlichen Todesfall über Organspenden entscheiden zu müssen, wie es jetzt oft der Fall sei, unterstrich Dreyer.
Die erweiterte Widerspruchslösung, die von einigen Ländern (Hessen, Bayern und Sachsen-Anhalt) favorisiert wurde, fand im Kreis der Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister keine Mehrheit, so Dreyer. Â?Die Widerspruchslösung ist ein Vorschlag, der sehr tiefgreifende ethische Bedenken mit sich bringt. Sie geht von einer generellen Zustimmung zur Organspende nach dem Tod aus, wenn man ihr nicht ausdrücklich widerspricht. Der Eingriff ins Selbstbestimmungsrecht geht ihr und der Mehrheit der GMK zu weitÂ?, so Malu Dreyer. Die Ministerinnen und Minister seien sich aber genauso einig, dass es auch den kranken Menschen gegenüber eine ethische Verantwortung gibt. Die Erklärungslösung nehme diese Verantwortung in sorgfältiger Abwägung mit dem Selbstbestimmungsrecht auf.
Eine zentrale Rolle im Prozess der Organspende nehmen auch die Transplantationsbeauftragten der Krankenhäuser ein, die in Rheinland-Pfalz gesetzlich vorgeschrieben sindÂ?, stellte die Ministerin fest. Die GMK begrüßt die geplante überarbeitung des Transplantationsgesetzes auf Bundesebene in diesem Jahr. Die Transplantationsbeauftragten sollen deutlich gestärkt werden.
Im Jahr 2010 konnte Rheinland-Pfalz die Zahl der Organspenden deutlich steigern. Sie lag gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent höher. Waren es im Jahr 2009 noch 59 Organspender, spendeten im vergangenen Jahr 86 Menschen ihre Organe nach ihrem Tod. Damit haben 21,5 Menschen pro einer Millionen Einwohner ein Organ gespendet. Rheinland-Pfalz, das zur Region Mitte zählt, liegt damit auf einem der vordersten Plätze im Bundesvergleich. Â?Das wünsche ich mir im Interesse der Menschen, die auf eine Organspende angewiesen sind, auch für dieses JahrÂ?, so die Ministerin. Jedoch seien die aktuellen Zahlen für das erste Quartal ernüchternd.