Berlin – Zur Priorisierungsdebatte im deutschen Gesundheitssystem erklärt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum:
“Ob unfallverletzter Notfall oder planbare Hüftoperation: Die stationäre medizinische und pflegerische Versorgungsleistung der Krankenhäuser stellt den Patienten in den Mittelpunkt – ohne zeitliche Verzögerung. In einem modernen und innovativen Krankenversicherungssystem hilft die Priorisierungsdebatte für das Leistungsspektrum der stationären Medizin nicht weiter. Die Krankenhäuser wollen nicht darüber debattieren, ob Patienten auf später zu vertrösten sind. Wir brauchen keine Diskussion über die Priorisierung, wohl aber eine Priorität in der Gesundheitspolitik, die finanziellen Mittel bereit zu stellen, die das hohe Niveau der medizinischen Versorgung sichern. Dafür notwendig ist vor allem eine berechenbare, ausreichende und stabile Finanzierung der Leistungen und ein Verzicht der Gesundheitspolitik auf permanente Kürzungsandrohungen. Jüngstes Beispiel für eine gesundheitspolitische Fehlentwicklung ist die im Parlament zur Beratung stehende Novelle zum Arzneimittelgesetz, die Regelungen enthält, die aus den ambulanten Krebsabteilungen der Krankenhäuser viele Million Euro herauskürzen würden. Die Behandlung krebskranker Patienten sollte absolute Priorität haben, sie duldet keinen Aufschub.
Die Defizite der Krankenkassen infolge des Konjunktureinbruches sind deshalb auch nicht als Kürzungslast von Kassen und Leistungserbringern in den nächsten Jahren zu tragen. Die Unterfinanzierung der Krankenkassen muss durch den Bundeshaushalt ausgeglichen werden.”
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundespolitik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 2.104 Krankenhäuser versorgen jährlich über 16,8 Mio. Patienten mit 1,1 Mio. Mitarbeitern. Bei 60,4 Mrd. Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.