Bonn – 30. November 2016. In Deutschland leben laut Robert Koch-Institut (RKI) geschätzt 84.700 Menschen mit HIV oder AIDS. Ein Großteil dieser Menschen hat Diskriminierung erfahren. Aufgrund von Vorurteilen werden in Deutschland immer noch HIV-positive Menschen von Mitmenschen gemieden und ausgegrenzt.
Die Deutsche AIDS-Stiftung hilft im Jahr über 2.000-mal HIV-positiven Menschen finanziell im Einzelfall. Darunter sind auch Hilfesuchende, die Diskriminierung erlebt haben. „Die Schicksale der Menschen, denen wir helfen müssen, sind berührend.“ sagt Elisabeth Pott, Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung.
Diskriminierung HIV-infizierter Menschen hat neben der emotionalen, kränkenden noch eine weitere Dimension: Es kostet HIV-positive Menschen oftmals Geld, sich dieser Diskriminierung zu entziehen. Da sie in der Regel nur über Einkommen auf Hartz-IV-Niveau verfügen, kommt die Deutsche AIDS-Stiftung bei Hilfesuchenden für diese Kosten auf. „Es ist erschütternd, mit welchen Ausgrenzungserfahrungen diese Menschen umgehen müssen. Die Stiftung gibt ihnen neue Hoffnung und hilft ihnen finanziell. Im Gespräch über die Telefonberatung tragen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu bei, die Hilfesuchenden emotional zu stabilisieren“, so Elisabeth Pott.
Zwei Beispiele zeigen, wie die Deutsche AIDS-Stiftung im Einzelfall bei Diskriminierung helfen musste:
Die Studentin Kira A. (Name geändert) wurde aus ihrer Wohngemeinschaft geworfen, weil die Mitbewohner von ihrer HIV-Infektion erfuhren. Die Infektion wurde in der WG bekannt, weil eine Mitbewohnerin Kiras Post las. Daraufhin wollten die Mitbewohner nicht mehr mit Kira zusammenleben und schlossen sie aus der WG aus. Kira musste sich binnen kürzester Zeit um eine neue Wohnung bemühen. Da sie keinen Kontakt zu ihren Eltern hat und über geringe Rücklagen verfügte, wandte sie sich an die Deutsche AIDS-Stiftung. Mit 240 Euro der Stiftung konnte sie einen Teil der Kaution für die neue Wohnung zahlen und Möbel kaufen.
Moritz P. (Name geändert) musste aus der Wohnung seiner Eltern ausziehen, als diese von der HIV-Infektion des Sohnes erfuhren. Da Moritz am Anfang seiner Ausbildung stand und über kein Geld verfügte, bat er die Deutsche AIDS-Stiftung um Hilfe. Mit 400 Euro konnte er sich Einrichtungsgegenstände für sein neues Appartement kaufen.
Neben individuellem Leid und Kosten verursacht die Diskriminierung HIV-Positiver aber auch gesellschaftliche Kosten. Die Angst vor Diskriminierung hält HIV-infizierte Menschen vom HIV-Test ab. Fast 15 Prozent der HIV-Positiven in Deutschland haben sich nach Angaben des RKI noch nicht testen lassen, etliche aus Angst vor Diskriminierung. Insoweit ist der Abbau von Diskriminierung auch ein wesentlicher Bestandteil von Prävention.
„In vielen Ländern sind Diskriminierung und Stigmatisierung weit ausgeprägter als bei uns. Sie sind die stärksten Hemmnisses für Erfolge in der Primär-Prävention und behindern den Ausbau der Therapie“, so Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung.
Neben der finanziellen Unterstützung HIV-positiver Menschen mit Diskriminierungserfahrung müssen die Ursachen von Diskriminierung bekämpft werden. Vorurteilen muss Aufklärung entgegengestellt werden. Obwohl die HIV-/AIDS-Aufklärungsarbeit in den letzten dreißig Jahren sehr erfolgreich war, was sich unter anderem auf die relativ niedrige Neu-Infektionsrate von HIV auswirkt, muss unvermindert intensiv weiter über HIV aufgeklärt werden. Die Deutsche AIDS-Stiftung beteiligt sich aus diesem Grund an der Solidaritäts-Kampagne „#positivzusammenleben“ zum Welt-AIDS-Tag, zusammen mit dem Bundesministerium für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Deutschen AIDS-Hilfe. Die bundesweite Kampagne vermittelt der Bevölkerung Wissen zu HIV/AIDS und ruft zur Solidarität mit HIV-Positiven auf.
Spendenkonto der Deutschen AIDS-Stiftung
IBAN: DE85 3705 0198 0008 0040 04
Die Deutsche AIDS-Stiftung ist die größte AIDS-Hilfsorganisation in Deutschland, die betroffenen Menschen materielle Unterstützung bietet. Sie hilft seit fast 30 Jahren bedürftigen Menschen mit HIV und AIDS in Deutschland durch Einzelhilfen und durch die Unterstützung von Projekten wie beispielsweise Betreutes Wohnen. Darüber hinaus fördert die Stiftung seit dem Jahr 2000 ausgewählte Hilfsprojekte, etwa für Aidswaisen, Jugendliche, Mütter und ihre Kinder, vor allem im südlichen Afrika. Die Urstifter 1987 waren Rainer Ehlers, der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) und das Deutsche Rote Kreuz.