München – Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat für eine breite Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) geworben und den Bund zu notwendigen Nachbesserungen aufgerufen. Zum ersten bayerischen E-Health-Kongress am Mittwoch in Augsburg sagte Holetschek: „Digitalisierung ist die Jahrhundertbaustelle des Gesundheits- und Pflegesektors. Die elektronische Patientenakte – kurz ePA – ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Potenzial in der digitalen Vernetzung liegt, und wie wir dieses Potenzial noch stärker nutzen könnten.“
Der Minister erläuterte: „Die elektronische Patientenakte wird seit ihrer Einführung vor anderthalb Jahren von weniger als einem Prozent der gesetzlich Versicherten genutzt – also nur von knapp 500.000 Patienten. Das ist zu wenig. Wir sollten so schnell wie möglich auf 80 Prozent oder mehr kommen, damit wir ihre Vorteile nutzen können. Denn über die ePA sind Daten im Notfall schneller verfügbar. Auch außerhalb der Akutversorgung können medizinische und pflegerische Fachkräfte auf wichtige Daten zugreifen. Das ermöglicht eine bessere Behandlung und hilft, Doppeluntersuchungen zu vermeiden.“
Holetschek erklärte: „Aktuell müssen sich die Versicherten aktiv für die Bereitstellung der ePA entscheiden. Stattdessen sollte der Bund das System auf eine Opt-Out-Lösung umstellen: Das bedeutet, dass die Patientinnen und Patienten automatisch eine ePA eingerichtet bekommen, die dann befüllt werden kann. Nur wer aktiv widerspricht, bekommt keine digitale Akte. Denn eins ist doch völlig klar: Das beste Werkzeug bringt nichts, wenn es ungenutzt herumliegt. Deshalb fordere ich die konsequente Umstellung der ePA-Nutzung vom Opt-In hin zum Opt-Out.“
Der Minister ergänzte: „Erfreulich ist, dass unsere Forderung im Koalitionsvertrag auf Bundesebene aufgegriffen wurde. Ich appelliere an den Bund, die Verbesserung jetzt unverzüglich umzusetzen! In den vergangenen Monaten ist viel zu wenig vorangegangen.“
Der E-Health-Kongress bringt rund 400 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in Augsburg zusammen und wird künftig einmal im Jahr stattfinden. Etliche Vertreter nutzen aber auch das Angebot des Livestreams. Zum Auftakt des Kongresses hielt Holetschek eine Keynote. Mit Staatssekretärin Sabine Dittmar als Vertretung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach war neben anderen Fachexperten aus Berlin auch die Bundesebene auf dem Kongress vertreten.
Die Podien zu verschiedenen Themen wurden auch im Internet live aus dem Kongress am Park in Augsburg übertragen und sind nachträglich unter folgendem Link zu sehen: www.s.bayern.de/e-health-kongress.
Holetschek warb zudem dafür, den öffentlichen Forschungseinrichtungen und der forschenden Industrie die Nutzung von Daten zu ermöglichen, um Forschung auf Basis dieser Daten am Standort Bayern und Deutschland voranzutreiben. So könnten beispielsweise forschende Pharmaunternehmen Zugang zu Daten des Forschungsdatenzentrums bekommen. Auch die Möglichkeit der Datenspende würde Bayern im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte begrüßen. Der Minister betonte: „Die Pandemie war ein Booster für die Digitalisierung. Sie hat uns gezeigt, dass wir bei diesem Megathema in Deutschland noch aufholen müssen, und wir haben die Weichen in die richtige Richtung gestellt. Jetzt muss der Zug schnell Fahrt aufnehmen. Wenn wir es richtig anstellen, können Gesundheitsdaten Leben retten.“
Grundsätzlich betonte Holetschek: „Digitalisierung ist der Schlüssel zu einer zukunftsfesten und bürgernahen Gesundheitspolitik. Der E-Health-Kongress bringt nun erstmals Stakeholder aus allen Bereichen zusammen und schafft somit Raum für Austausch, Zusammenarbeit und Synergien. Bayern ist mit diesem Format Taktgeber beim Thema Digitalisierung.“