Düsseldorf – Auf der einen Seite Online-Sprechstunden zur Überbrückung medizinischer Versorgungslücken und mehr Patientensicherheit durch die elektronische Erfassung eingenommener Arzneimittel ─ auf der anderen Seite zweifelhafte Diagnosen von “Dr. Google” und das Abgreifen persönlicher Fitness-Daten durch soziale Netzwerke. “Die zunehmende Durchdringung aller Lebensbereiche mit digitalen Technologien stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Vor allem für unser Gesundheits- und Pflegesystem birgt diese Transformation sowohl Chancen, aber auch Risiken”, sagte der Vorsitzende des Sozialverbands VdK Nordrhein-Westfalen, Karl-Heinz Fries, heute im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft.
Gemeinsam mit Verbrauchern diskutierten dort rund 80 prominente Vertreter aus Politik, Verbänden und Wissenschaft ─ unter ihnen NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens ─ über die Frage “Digitale Gesundheit ─ Technik die begeistert?”. Beim 10. Sozialen Forum des Sozialverbands VdK Nordrhein-Westfalen bezeichnete Fries die Telemedizin mit Blick auf unsere älter werdende Bevölkerung und den zunehmenden Ärztemangel als wichtigen Beitrag, um etwa die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Bereich zu verbessern: “Insbesondere schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen profitieren, wenn sie wohnortnah behandelt und zugleich von Intensivmedizinern aus der Ferne überwacht werden. In komplizierten Fällen kann dank moderner Informations- und Kommunikationstechniken zum Beispiel auch ein führender Spezialist aus dem Ausland hinzugezogen werden.”
Nichtsdestotrotz könne E-Health den direkten Draht zum Arzt allenfalls ergänzen, jedoch niemals ersetzen, betonte der VdK-Landesvorsitzende. “Analog zu konventionellen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden muss auch bei digitalen Gesundheitsleistungen immer der Mensch im Vordergrund stehen! Demnach ist es dringend erforderlich, Fragen zum jeweiligen Nutzen für den Anwender, des Datenschutzes sowie des barrierefreien Zugangs zu klären”, forderte Karl-Heinz Fries. “Letzteres gilt speziell für Ältere, Menschen mit kognitiven Einschränkungen sowie Pflegebedürftige. Aber auch sozial schwache Patienten, die sich beispielsweise keinen PC leisten können, dürfen nicht von der Teilhabe abgeschnitten werden.”
“Technik braucht Ethik ─ gerade im Pflege- und Gesundheitssektor”, so der Vorsitzende des Sozialverbands VdK Nordrhein-Westfalen abschließend. “Letztlich sind entsprechende Geräte und Anwendungen, die Digitalisierung insgesamt und auch unsere Daten Werkzeuge: Wir entscheiden, wozu wir sie verwenden.”
verantwortlich: Andrea Temminghoff
Hinweis für Medienvertreter:
Fotos vom 10. Sozialen Forum des VdK NRW stellen wir Ihnen auf Anfrage gerne zur Verfügung.
Programm:
Digitalisierung des Gesundheitssystems ─ Chancen und Risiken
Karl-Heinz Fries, Landesvorsitzender des Sozialverbands VdK Nordrhein-Westfalen
Telemedizin und Telematik in NRW
Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
Grußwort
Günter Karen-Jungen, Bürgermeister der Stadt Düsseldorf
Technik für mehr Teilhabe?! NutzerInneninteressen formulieren und einbinden
Beatrix Reiß, Prokuristin des Zentrums für Telematik und Telemedizin (ZTG)
Fachforen: Was ist möglich und was nicht? Telemedizin in der Versorgung
1. Telemedizin ─ eine sektorenübergreifende Aufgabe
Input: Marcel Frischkorn, Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Westfalen-Lippe
2. Telemedizin in der Pflege aus Nutzersicht
Input: Manuela Anacker, Abteilung Sozialpolitik des Sozialverbands VdK Nordrhein-Westfalen
3. Möglichkeiten praktischer Patientenbeteiligung und -teilhabe
Input: Beatrix Reiß, Prokuristin des Zentrums für Telematik und Telemedizin (ZTG)
4. Der digitale Patient ─ Datenschutz und Datensicherheit
Input: Wolfgang Schiemann, Ministerialrat, Referat 3 des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen
Abschlussdiskussion
Thomas Zander, Landesgeschäftsführer des Sozialverbands VdK Nordrhein-Westfalen
Der Sozialverband VdK ist mit 1,7 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. Im Sozialverband VdK NRW e. V. sind mittlerweile 300.000 Mitglieder organisiert. Sie werden in 43 Kreisgeschäftsstellen und acht Rechtsabteilungen in sozialrechtlichen Fragen beraten und vertreten. Der Sozialverband VdK setzt sich ein für die Rechte von Rentnern, Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten, Sozialversicherten, Pflegebedürftigen, Kriegs-, Wehrdienst- und Zivildienstopfern, Hinterbliebenen, Empfängern von Arbeitslosengeld II sowie Opfern von Unfällen, Gewalt und Umweltschäden. Weitere Informationen im Internet: www.vdk.de/nrw