Berlin – Innovationspotenziale im deutschen Gesundheitswesen: Das war das Thema des heutigen Reformtages, zu dem Bundesministerin Ulla Schmidt Gesundheitsfachleute aus verschiedenen Disziplinen und aus der Praxis geladen hatte, darunter Ärzte, Ökonomen, Versicherungsfachleute und Kommunikationswissenschaftler.
Unter den rund 250 Gästen waren auch zahlreiche Studierende ins Bundesgesundheitsministerium gekommen. Gemeinsam mit ihnen und den Fachleuten auf dem Podium diskutierte die Ministerin die Zukunftsthemen der gesundheitlichen Versorgung und erörterte die Frage, inwiefern gesundheitspolitische Weichenstellungen Innovationen fördern können, die den Patientinnen und Patienten direkt zugute kommen.
“Gesundheit ist die Wirtschaftsbranche Nummer 1 in Deutschland”, betonte Ulla Schmidt in ihrer Eingangsrede. “Die Gesundheitswirtschaft hat das Potenzial für eine lange wirtschaftliche Wachstumswelle, die grundlegende Innovationen in allen Wirtschaftsbereichen auslösen und eine starke wirtschaftliche Dynamik entfalten kann. Der Gesundheitssektor ist allerdings kein Wirtschaftsbereich wie jeder andere. Die Gesundheit des Menschen ist ein unersetzliches, ein hohes Gut. Daher kann und darf sich die Dynamik im Gesundheitssektor nicht austoben wie sie will. Sie hat ethische und sozialrechtliche Grenzen zu beachten. Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung für 82 Millionen Menschen, der Zugang zur bestmöglichen Versorgung, die Bezahlbarkeit für die Versicherten und nicht zuletzt die berechtigten Gewinn- und Einkommensperspektiven für 4,2 Millionen Beschäftigte und Unternehmen im Gesundheitssektor sind daher die Aufgabe einer verantwortungsvollen Gesundheitspolitik.”
Angesichts der wirtschaftlichen Kraft wandte sich Ulla Schmidt gegen alle, die jede Art der Veränderung ablehnen, um ihren Status quo zu halten: “Ich möchte Sie alle ermuntern, die Dynamik der Gesundheitsbranche und deren Beherrschung als Herausforderung zu begreifen und als Chance für diejenigen, um die es eigentlich geht: die Patientinnen und Patienten.”
Im ersten Teil der Veranstaltung diskutierten Professor Dr. Peter Sawicki, Direktor des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), die Hausärztin Dipl.-Med. Ingrid Pawlick, Landesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes in Sachsen, und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen BKK, Ralf Sjuts, über Innovationen, die den Patienten dienen. So stellte beispielsweise Professor Sawicki das Konzept evidenzbasierter Medizin vor, die wissenschaftlich den Nutzen medizinischer Verfahren nachweist und somit den Patientinnen und Patienten, aber auch den behandelnden Ärzten eine wichtige Orientierung gibt.
Dass Gesundheitspolitik nicht nur eine ernste Angelegenheit sein muss, bewies der Arzt und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen, der das Publikum mit begeisterte. Im anschließenden Teil des Reformtages diskutierten Dr. Felix Cornelius, der als einer der Geschäftsführer des Polikum Friedenau ein Medizinisches Versorgungszentrum mit rund 40 Haus- und Fachärzten in Berlin betreibt, der Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe e.V., Gerd Nettekoven, und die Studentin Kerstin Hoffarth, die an der Universität Bielefeld Gesundheitskommunikation studiert. In der Diskussion ging es vor allem um Prävention und Gesundheitsvorsorge, die in einer älter werdenden Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus wurden die Chancen in den Blick genommen, die der Gesundheitssektor für den Arbeitsmarkt bereithält – nicht zuletzt dank der Liberalisierung des Vertragsarztrechts, das insbesondere jungen Ärzten mehr berufliche Gestaltungsspielräume ermöglicht.
Fotos von der Veranstaltung stehen zum Download unter http://www.die-gesundheitsreform.de bereit.