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Die ersten Weihnachtskekse für Fatou
Genießt: Die zehnjährige Fatou probiert mit ihrem kleinen Bruder Moustafa die ersten Weihnachtskekse ihres Lebens.

Die ersten Weihnachtskekse für Fatou

Erfolgreiche Hilfsaktion für Zehnjährige

Bielefeld – Die zehnjährige Fatou aus dem Senegal hat eine massiv verengte Speiseröhre und ernährt sich nur von Milch und Wasser. In ihrer Heimatstadt Touba gibt es für sie keine Hilfe. Fatous Onkel Alex Faal aus Lippstadt und Kinderarzt (i.R.) Dr. Rainer Uhlig haben sich eineinhalb Jahre ins Zeug gelegt, um das Mädchen nach Deutschland holen zu können. Jetzt ist sie in der Klinik für Kinderchirurgie des Evangelischen Klinkums Bethel (EvKB) operiert worden und schlickert erstmals in ihrem Leben Weihnachtskekse.

Der verführerische Adventsteller mit Schokolade, Bonbons und leckeren Keksen zaubert Fatou ein Strahlen ins Gesicht. Leicht zögerlich greift die Zehnjährige zu, hält stolz einen Keks in die Höhe und lacht. Fatous kleiner Bruder Moustafa ist schneller als man schauen kann und steckt sich ratzfatz ein weiches Bonbon in den Mund. Der Zweijährige kann nicht wissen, was seine Schwester seit ihrer Geburt vor zehn Jahren mitgemacht hat. Feste Nahrung zu genießen, war für das aufgeweckte Mädchen eine Qual.
„Von Geburt an gab es beim Essen Probleme. Sie hat nur geschrien“, erzählt Alex Faal, der Onkel von Fatou, der seit über 30 Jahren in Lippstadt lebt. „Und meine Schwägerin Adia wusste nicht mehr, was sie tun sollte.“ Die Kleine kann nur flüssige Nahrung zu sich nehmen und entwickelt sich entsprechend verzögert. „Die Ärzte haben festgestellt, dass Fatou eine starke Verengung der Speiseröhre hat“, übersetzt Alex Faal die Worte von Fatous Mutter Adia Bousso, die mit ihren Kindern in Touba im Senegal lebt.

„Dort gibt es ein Krankenhaus, aber das ist für eine heilende Behandlung meiner Nichte nicht vorbereitet“, erzählt Onkel Alex, der Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um Fatou mit Mama und Bruder nach Lippstadt zu holen. Auf der Suche nach Hilfe hat er totales Glück und lernt die Familie Uhlig kennen.

Der Lippstädter Kinderarzt (i. R.) Dr. Rainer Uhlig engagiert sich seit Jahren bei ‚Archemed Ärzte für Kinder in Not‘, einem gemeinnützigen Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Leben von Kindern in Eritrea entscheidend zu verbessern. Sein Sohn Dennis ist leitender Oberarzt in der Klinik für Kinderchirurgie EvKB. Ein Idealfall: Rainer Uhlig kann mit seiner Auslandserfahrung bei den Bergen an Bürokratie, die aus dem Weg geräumt werden müssen, helfen. Und im EvKB stellt Dennis Uhlig die Weichen und bekommt die Zusage des Klinikums, das Mädchen behandeln zu dürfen. Alex Faal sammelt Geld für Flüge, Visa und Unterlagen, die beglaubigt werden müssen, zu sammeln. Der Start der Hilfsaktion ist mehr als eineinhalb Jahre her.

Vor gut zehn Wochen ist es dann soweit. Die Familie kommt aus dem Senegal in OWL an. Die Kälte macht den Dreien etwas zu schaffen, aktuell liegen die Temperaturen in Touba tagsüber bei 26 Grad. Doch das Wetter ist beim ersten Aufenthalt der Familie in Deutschland Nebensache. Fatou steht im Mittelpunkt. „Wir haben bei dem Mädchen eine Achalasie, so der Fachbegriff, also diese massive Verengung, diagnostiziert, deren Ursache eine bronchiogene Fistel ist. Das ist ein eher seltenes Krankheitsbild“, erklärt Kinderchirurg Dennis Uhlig, der gemeinsam mit Chefarzt Dr. Michael Barthel den komplexen Eingriff durchführt.

Die zarte Fatou, die körperlich wie eine Sechsjährige entwickelt ist, übersteht die OP bestens. Schon wenige Tage später bekommt sie feste Nahrung, die sie gut verträgt. Zwar muss sich der Verdauungstrakt nach zehn Jahren „Nur-Milch“ auf die neue Ernährung einstellen, doch Weihnachtskekse, Schokolade und Bonbons darf Fatou durchaus schon naschen – das erste Mal in ihrem Leben. Bis zum 28. Januar bleibt die Familie noch beim Onkel in Lippstadt. Dann geht es zurück in den Senegal.

Dennis Uhlig, Leitender Oberarzt in der Klinik für Kinderchirurgie am Evangelischen Klinikum Bethel operierte die kleine Fatou aus Senegal.