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Die DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V.) organisiert Internationale Arbeitsschutzkonferenz in Deutschland – Probleme der Asbestopfer durften nicht Thema werden

Pressemitteilung

Garstedt – Warum durfte die Lage der Asbestopfer nicht zum Thema auf dem „XX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2014“ diese Woche in Frankfurt werden, fragt sich nicht nur der Bundesverband der Asbestose-Selbsthilfegruppen.

Der wenig rühmliche Umgang der Berufsgenossenschaften bzw. DGUV mit den Asbestopfern im eigenen Land würde wohl das Bild der international vorbildlichen DGUV in Sachen Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und Prävention ankratzen, das der Welt präsentiert werden soll. Internationale Vertreter von Asbestopferorganisation sind hingegen eingeladen und erzählen über Erkrankungsraten und dem Umgang mit Asbest in Amerika – das ist gut für das Image der DGUV und tut nicht weh, weil es für die DGUV keine Folgekosten auslöst. Eine Session, in dem es um die soziale Lage und Probleme auch der deutschen Asbestopfer geht, war nicht gewollt. Scheut die DGUV hier die Diskussion und den internationalen Vergleich bei diesem sozialpolitischen Thema?

Der steigende Asbestverbrauch in Asien führt zur Wiederholung der Asbesttragödie, die die Industrienationen, die in der Vergangenheit Asbest in großem Umfang eingesetzt haben, heute erfahren. Von einem internationalen Arbeitsschutzkongress wäre doch eigentlich auch zu erwarten, dass dieser sich mit dieser Bedrohung auf breiter Ebene auseinandersetzt.

Zum Hintergrund:
Die DGUV bzw. mitveranstaltende ISSA (International Social Security Organisation) lehnten einen Workshop an dem IALI (International Asscociation of Labour Inspection); Gewerkschaften, Opferverbände usw. teilnehmen sollten zu einem sehr frühen Zeitpunkt aus vermeintlich organisatorischen Gründen für die Internationale Arbeitsschutzkonferenz ab. Alternativ wurde auf den anschließenden traditionellen deutschen Kongress „Arbeitsschutz Aktuell“ der FASI (Fachvereinigung Arbeitssicherheit) verwiesen, doch auch hier scheiterte das Vorhaben, die Lage der Asbestopfer zu thematisieren, berichtet Gerd Albracht. Albracht leitete fast 20 Jahre die hessische Arbeitsschutzverwaltung, bevor er 2002 zur ILO (Internationale Arbeitsorganisation) wechselte und dort weltweit für die Arbeitsinspektion verantwortlich war. Als ehemaliger langjähriger IALI Präsident sowie Vorsitzender des VDGAB (Verein Deutscher Gewerbeaufsichtsbeamter e.V.) kämpft er als profunder Fachmann seit Jahrzehnten in vorderster Front gegen Asbest und für die Rechte der Asbestopfer.

„Das Konzept stieß zunächst bei dem FASI-Vorsitzenden und dann beim VDAGB-Vertreter auf große Begeisterung. Nach drei Wochen bekam ich eine Absage…man würde bei der FASI alles einstimmig beschließen, nachdem er wohl mit dem DGUV-Vertreter in der FASI gesprochen hatte. Sie würden alles einstimmig beschließen und eine Veranstaltung mit Opferverbänden käme für die FASI nicht in Frage, da sie sich und der Weltkongress mit Prävention beschäftigen. Ich habe einen Moment überlegt aus dem VDGAB auszutreten, von dem ich 10 Jahre Vorsitzender war. Dann hat man das Thema Asbest als Alibithema auf den Kongress gebracht. Der Weltkongress hat eine große Chance vertan, erstmals die Asbestopferverbände, die staatlichen Kontrollinstanzen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer und Ban-Asbestos-Initiativen an einen Tisch zu bringen. Deutschland hatte den höchsten Asbestverbrauch in Europa und heute noch jährlich über 1500 offizielle anerkannte Asbesttote, die reale Zahl ist epidemiologisch ableitbar mindestens doppelt so hoch.
In China, Indien und Russland explodiert der Umgang und der Verbrauch von Asbest. Eine Entschädigung der Asbestopfer findet hier oftmals überhaupt nicht statt. Ein offener Dialog mit allen Vertretern und Gruppen hätte aufzeigen können, wie die tickende Zeitbombe in diesen Ländern verhindert werden kann und ein politisches und soziales Signal für ein weltweites Asbestverbot und zur Unterstützung der Asbestopfer gesetzt. Die WHO schätzt weltweit über 100 000 Asbesttote jährlich.“

Prof. Dr. med. Hans-Joachim Woitowitz (em. Arbeits- und Sozialmedizin Universität Gießen), ein national und international hoch anerkannter Arbeitsmediziner und Wissenschaftler prägt seit Jahrzehnten aufgrund eigener Forschungsergebnisse die Diskussion in Deutschland um Gesundheitsschädigungen durch Asbest und die Lage der Opfer. In Deutschland seien nur 20% der Anträge auf Anerkennung eines asbestbedingten Lungenkrebses erfolgreich. Der weltweit bisher im Wesentlichen durch Asbest ausgelöste Signaltumor „Mesotheliom“ tritt weltweit im Verhältnis zum asbestbedingten Lungenkrebs 1 zu 2,4 auf. In Deutschland ist das Verhältnis jedoch 1 zu 0,8. Dies belege, dass viele der Antragsteller zu Unrecht abgelehnt würden. Er unterstrich, dass Berufsgenossenschaften, die mit ihrer Dachorganisation DGUV e.V. für die Entschädigung von Asbestopfern in Deutschland zuständig sind, angesichts der eigenen beschämenden Bilanz auf dem von ihnen selbst organisierten Weltkongress bei einer breit angelegten Asbestdiskussion wohl wenig reüssieren könnten.