Bielefeld – Vor 20 Jahren entwickelte das Krankenhaus Mara in Bethel (Bielefeld) bundesweit erstmals ein Rehabilitations-Angebot ausschließlich für Menschen, die an einer Form von Epilepsie erkrankt sind. Diese Einmaligkeit ist bis heute geblieben. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben jetzt vier Millionen Euro in einen Neubau investiert, in dem die weitreichenden Therapieangebote der Klinik für medizinische und medizinisch-berufliche Rehabilitation unter einem Dach sind. Die offizielle Einweihung für Mitarbeitende und Kooperationspartner findet in dieser Woche statt.
Noch vor knapp 40 Jahren wurde ein Patient mit einer Epilepsie sofort verrentet – ganz egal wie alt, das Arbeitsleben war vorbei – eine psychische und soziale Katastrophe vorprogrammiert. „Im Epilepsie-Zentrum Bethel wussten wir, dass durch eine gezielte Rehabilitation, Patienten wieder arbeiten können“, erinnert sich Rolf Eickholt, kaufmännischer Direktor des Krankenhauses Mara, in dem das Epilepsie-Zentrum Bethel untergebracht ist. Er war vor 20 Jahren einer der Gründerväter der bundesweit ersten spezialisierten Rehaklinik für an Epilepsie erkrankte Menschen, die mit damals zehn Plätzen eröffnet wurde. „Unser Spitzname damals hieß: Die wahrscheinlich kleinste Rehaklinik der Welt.“
Die Klinik ist bis heute einzigartig geblieben, führt aber mittlerweile 35 Plätze. In dieser Woche wird der Neubau dieser besonderen Einrichtung eingeweiht. Auf 1700 Quadratmeter sind alle Therapie-, Wohn- und Freizeitangebote sowie Büroübungsplätze und Werkräume unter einem Dach vereint. Die Investitionssumme liegt bei vier Millionen Euro. „Wir haben dank des exzellenten Rufs der Klinik, und der Nachfrage aus dem gesamten Bundesgebiet 10 Plätze mehr schaffen können, denn es gab Wartelisten“, erklärt Dr. Rainer Norden, Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen und Geschäftsführer der Krankenhäuser in Bielefeld Bethel (Evangelisches Klinikum Bethel und Krankenhaus Mara).
„Im Epilepsie-Zentrum Bethel ist die Rehaklinik ein bedeutender Baustein im weitgefächerten Angebot, das wir den Patienten machen können. In der Rehabilitation erkennen und fördern wir die Ressourcen der Patienten, die wieder lernen müssen, sich zu vertrauen“, erklärt Prof. Dr. Christian Bien, Chefarzt des Epilepsie-Zentrums Bethel.
„Der Erfolg der Angebote gibt uns Recht. Durch die gezielten Maßnahmen kann bei etwa 60 Prozent der Rehabilitanden eine frühzeitige Berentung verhindert werden“, weiß Dr. Ulrich Specht, leitender Arzt der Klinik für medizinische und medizinisch- berufliche Rehabilitation. Die speziell ausgebildeten Mitarbeitenden in der Pflege übernehmen stärker die Rolle von Trainern für die Rehabilitanden. Wie gehe ich mit meiner Krankheit um? Oder kann ich mich noch belasten? Zum Beispiel am Arbeitsplatz. „Wir haben mit Bielefelder Unternehmen ein enges Netzwerk geknüpft, durch diese können Rehabilitanden extern in der Praxis für einige Wochen arbeiten und austesten“, erklärt Specht, der mit einem multiprofessionellen Team gezielte Pläne für jeden Rehabilitanden entwickelt. Zwischen drei und sechs Wochen dauert ein Aufenthalt. Finanziert wird die Reha je nach Schwerpunkt (medizinisch oder medizinisch-beruflich) im Wesentlichen von der Rentenversicherung, aber auch von Krankenkassen oder gesetzlichen Unfallversicherungen.
Epilepsie-Zentrum Bethel: Zahlen – Daten – Fakten
Das Epilepsie-Zentrum Bethel im Krankenhaus Mara, in das die Reha-Klinik mit 17 Mitarbeitenden eingebettet ist, gehört durch die ausgewiesene Kompetenz in Diagnose, Therapie, Rehabilitation und Forschung zu Epilepsieerkrankungen zur Spitze in Europa. Konzentriertes Fachwissen, jahrzehntelange Erfahrung, aktueller Forschungsstand, die Entwicklung von speziellen Angeboten für epilepsiebetroffene Menschen und die direkte Nähe zu den Fachdisziplinen im Evangelischen Klinikum Bethel, zeichnen das Zentrum aus. Jährlich werden im Krankenhaus Mara insgesamt 4000 stationäre und ambulante Patientinnen und Patienten mit einer Epilepsie behandelt (inklusive Reha-Klinik). In der Rehaklinik waren es 2016 rund 250 Patienten. Durch die Erweiterung der Behandlungsplätze wird in den nächsten Jahren eine Behandlungszahl von etwa 350 Patienten (+100) jährlich erwartet.
Neubau: Zahlen – Daten – Fakten
Baubeginn Mai 2015
Inbetriebnahme Oktober 2016
Einweihung April 2017
Investitionssumme 4 Millionen Euro, davon 1,2 Millionen Euro durch Spenden
Haupthaus 3-stöckig
Patientenzimmertrakt 2-stöckig
Kapazität: 35 Patientenzimmer (vor demUmzug 25)
Quadratmeter innen: 1700