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Die Athleten der deutschen Paralympischen Mannschaft starten ihre Saison in Finnland
Foto: Ruben Elstne

Die Athleten der deutschen Paralympischen Mannschaft starten ihre Saison in Finnland

Saisonstart für Team Ski nordisch

Frechen – „Der Wintersportler wird im Sommer gemacht“. Dieser schon legendäre Satz stammt vom leider viel zu früh verstorbenen Bundestrainer der deutschen Skispringer, Reinhard Heß. Und dieser Leitsatz des einstigen Erfolgscoach trifft übergreifend auch auf andere Sportarten zu. Während der Start in den Olympiawinter mit den ersten Weltcups in zahlreichen Disziplinen schon erfolgt ist, fiebern auch die Sportler mit Behinderung ihrem Saisonstart entgegen. Saisonhöhepunkt sind zweifelsohne die Paralympischen Winterspiele in Sotschi (Russland) vom 7.-16. März 2014.

„Der Erfolg muss langfristig aufgebaut werden, im Sommer werden die Grundlagen gelegt“, weiß auch Ralf Rombach. Der 45-jährige ist seit dem 1. Juli 2011 als Bundestrainer des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) für den Bereich Ski nordisch verantwortlich.

Klein, aber fein präsentiert sich das nur sechs Athleten und zwei Begleitläufer umfassende Team. Akribisch haben sich die Sportler in umfangreichen, schweißtreibenden Trainingseinheiten seit Mitte Mai auf die Weltcups und die Paralympischen Spiele vorbereitet. Durchschnittlich etwa 500 Stunden an Training werden die sehbehinderten Willi Brem und Vivian Hösch (beide Ring der Körperbehinderten Freiburg) sowie die Schlittenfahrer Martin Fleig (Gundelfingen), Andrea Eskau (Bergheim), Anja Wicker (MTV Stuttgart) sowie Einstockläufer Tino Uhlig (VSG Mittel-Obertal) bis zum ersten Weltcup in Armen und Beinen haben. Dabei sind Trainingseinheiten „sportartspezifisch und individuell für jeden Athleten unterschiedlich“, erklärt Ralf Rombach.

Ein Schwerpunkt der Trainingsarbeit ist der koordinative Bereich, „um den Gleichgewichtsbereich zu schulen, das Gefühl dafür zu bekommen, den Ski optimal gleiten zu lassen“. Der Weg ist das Ziel, „den Sport derart zu beherrschen, um dann die konditionellen Fähigkeiten optimal einsetzen zu können“. Der Diplomtrainer, der zuvor als Heimtrainer von Olympiasieger Georg Hettich (Schonach) als verantwortlicher Stützpunkttrainer am Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald für die Nordische Kombination verantwortlich zeigte, weiß von was er spricht. Denn die Trainingseinheiten und Inhalte sind mit der Vorbereitung der Sportler ohne Behinderung kaum zu vergleichen.

Fünf Jahre dauert es in etwa, bis ein Athlet in die Nähe der Medaillenränge kommt. Die Trainingsumfänge wurden im Hinblick auf Sotchi individuell erhöht. Über 5.000 Trainingskilometer auf Skirollern dürfte der mehrfache Medaillengewinner bei Paralympics und Weltmeisterschaften, Willi Brem (36) bis zum Saisonstart in den Knochen haben, „etwa so viel wie ein Weltklasse-Athlet in der Nordischen Kombination – „nur muss man wissen, dass die Behindertensportler alle berufstätig sind“, sagt Rombach.

Schwerpunktmäßig haben die Olympiakandidaten vier Vorbereitungslehrgänge in Oberhof absolviert, „weil es dort am Stützpunkt ein Laufband gibt, welches für das Techniktraining enorm wichtig ist“, so der Bundestrainer. Ein Teil der Saisonvorbereitung mit Leistungsdiagnostik wurde am Notschrei und am Olympiastützpunkt abgewickelt. Dieser, so die Hoffnung von Rombach, „soll noch in diesem Jahr ebenfalls ein derartiges Laufband erhalten, was die Trainingsarbeit verbessern und erleichtern würde“.

Wie viele andere Sportverbände, sind auch die nordischen Behindertensportler finanziell nicht auf Rosen gebettet. „Beim Kader haben wir uns auf die vermeintlichen Sotschi-Kandidaten konzentriert“, ergänzt der sportliche Leiter. Den Start der nordischen Behindertensportler beim Weltcup-Auftakt vom 8. bis 17. Dezember in Canmore (Kanada) hat das Budget mit Blick auf die Paralympics nicht hergegeben.

So gilt es dann bei den weiteren Weltcups in Vuokatti (Finnland 7. – 12. Jan. 2014), in Oberstdorf (15. – 19. Januar 2014) sowie beim „Heimspiel“ in Oberried mit den Wettkämpfen am Notschrei (22. – 26. Januar 2014) die Qualifikation für die Paralympics zu schaffen. Die Norm gilt als erfüllt, wenn der Athlet oder die Athletin in einem Wettkampf nicht mehr als fünf Prozent über der Zeit von Rang drei liegt.

Fast selbstredend werden den Behindertensportlern von Gastgeber Russland sowie der Ukraine die größten Medaillenchancen eingeräumt. Dahinter balgen sich Weißrussland, Norwegen und Deutschland darum in die Phalanx der beiden führenden Nationen eindringen zu können. Und wie stehen die Medaillenchancen der DBS-Athleten? „Wenn wir den vergangenen Winter nehmen, dann sind drei Medaillen machbar – aber Garantie gibt es keine, auch wenn wir uns optimal vorbereitet haben. Denn auf die Entwicklung anderer Nationen haben wir keinen Einfluss, alle Athleten haben sich deutlich gesteigert“, weiß Ralf Rombach um die schwere Aufgabe in Sotschi.