Leipzig – Das war nicht wirklich zu übersehen, denn nach etwa 5000 Anmeldungen zur ersten von vier Demonstrationen der Apotheker und deren Angestellten deutschlandweit fanden sich fast doppelt so viele Teilnehmer ein. Dass fast 10.000 Apothekenangestellte und Apotheker aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin den Weg nach Leipzig auf den Nikolaikirchhof fanden hat einen sehr ernsten Hintergrund. Als “A-pothekenvernichtungsgesetz” bezeichnete Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes die aktuell diskutierten gesundheitspolitischen Vorhaben der Großen Koalition und nahm damit die Stimmung auf, welche die vielen tausend anwesenden Apothekenmitarbeiter mit nach Leipzig gebracht hatten.
Doch es sind nicht nur neue hochqualifizierte Arbeitslose, die die aktuelle Gesundheitsreform produzieren wird. Auch im kostenlosen Service werden sich die Apotheken einschränken müssen, um, durch die Gesundheitspolitik zum Arzneimittelhändler degradiert, am Markt weiter bestehen zu können. “Die Leidtragenden werden in erster Linie unsere Patienten sein.” so Koch.
“Diese Reform ist eine gute Reform.” lässt sich die Bundesgesundheitsministerin zitieren. “Für wen?” fragte Rosmarie Johannes, Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes in Sachsen-Anhalt, in ihrem Redebeitrag als Patientenvertreterin. Oft verschafften erst Beratungen in der Apotheke wirklich Aufschluss über eine Arzneimitteltherapie. Der akut kranke Mensch brauche seine Apotheke wie der eigentlich gesunde Mensch, welcher Apothekenangebote für Screening und Prävention nutzen sollte.
Sehr eindringlich zeichnete Monika Oppenkowski, Bundesvorsitzende der Apothekengewerkschaft ADEXA, die Sorgen der mehr als 120.000 Angestellten in den deutschen Apotheken und machte deutlich, dass Apotheken keinesfalls alle Goldgruben seien. “Nach GSG, GMG, BSSichG, AVWG und wie die Kürzungsgesetze alle heißen, lässt sich feststellen, dass die Aufgaben in der Apotheke immer mehr werden, die Angestellten aber immer weniger.” führt Oppenkowski aus.
Als letzter Redner fasste Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerver-bände, die Forderungen der Apotheker zusammen. Heute haben die Apotheker und ihre Angestellten ein erstes Zeichen gesetzt. In den kommenden drei Wochen folgen, jeweils am Mittwoch, Demonstrationen in München, Düs-seldorf und Hamburg. Die Apotheker demonstrieren
– für ein Gesundheitswesen, bei dem die Gesundheit der Patienten im Mittelpunkt steht! – für den freien Heilberuf des Apothekers und die inhabergeführte Apotheke! – für die preisneutrale Apothekenvergütung als Grundlage unabhängiger Beratung! – für die flächendeckende wohnortnahe Arzneimittelversorgung rund um die Uhr! – für qualifizierte Arbeitsplätze und eine sichere Arzneimittelversorgung!
Es gibt viele gute Gründe für ein besseres Gesetz! Die Vorschläge der Apotheker liegen auf dem Tisch und die Politik ist gut beraten, das gesundheitspolitische Porzellan in die Vitrine zurückzustellen.