Neu-Isenburg – Rund 100.000 Menschen sind in Deutschland auf die lebensnotwendige Dialysebehandlung angewiesen. Davon hoffen mehr als 6.500 Patientinnen und Patienten nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) auf eine Nierentransplantation; die Wartezeit liegt im Durchschnitt bei sechs bis acht Jahren. Die Zahlen der DSO zum ersten Quartal 2022 weisen auf einen massiven Einbruch der Organspende hin. Der Tag der Organspende will zu einer Verbesserung der Situation beitragen.
Um zu überleben sind chronisch nierenkranke Patientinnen und Patienten auf ein Nierenersatzverfahren, also Dialyse oder Nierentransplantation, angewiesen. Welche Nierenersatztherapie in Frage kommt, entscheiden Betroffene gemeinsam mit ihrer Fachärztin bzw. ihrem Facharzt für Nephrologie. Eine Nierentransplantation ist für viele die bessere Nierenersatztherapie, sie führt zu weniger Folgeerkrankungen und im Durchschnitt zu einer höheren Lebenserwartung und steigert insgesamt die Lebensqualität. Aber nur für wenige geht der Wunsch nach einer Nierentransplantation als Alternative zur lebenslangen Dialyse in Erfüllung: Grund hierfür ist insbesondere der Organmangel. Es ist deshalb damit zu rechnen, dass die Wartezeit von derzeit sechs bis acht Jahren weiter zunehmen dürfte. Verbunden damit ist die ansteigende Sterblichkeit auf der Warteliste. Neben dem Organmangel können aber auch medizinische Gründen gegen eine Transplantation sprechen. So können z. B. Komorbiditäten im hohen Alter ein Ausschlusskriterium sein oder aber auch vorübergehend z. B. eine Krebserkrankung oder Infektion. Dann ist die Dialyse die einzige, lebensrettende Therapie. Im KfH sind etwa 10 Prozent der Dialysepatientinnen und -patienten aktuell transplantabel.
Für 475 Patientinnen und Patienten des KfH ging der Transplantationswunsch in Erfüllung
Im Jahr 2021 lag die Zahl der durchgeführten Nierentransplantationen nach postmortaler Organspende oder Nierenlebendspende deutschlandweit bei 1.992 gegenüber 1.909 im Jahr 2020. Von den im KfH behandelten Patientinnen und Patienten konnten 475 im Jahr 2021 transplantiert werden; 2020 waren es ebenso viele. Somit beträgt der Anteil der KfH-Patientinnen und -Patienten an den bundesweit durchgeführten Nierentransplantationen 2021 knapp 24 Prozent (siehe Grafik).
Massiver Einbruch bei der Organspende im 1. Quartal 2022
Nachdem sich die Organspende im vergangenen Jahr leicht positiv entwickelt hatte, vermeldet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) für das erste Quartal 2022 einen massiven Einbruch von 29 Prozent gegenüber demselben Vorjahreszeitraum: Die Anzahl der Organspender ist damit in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres auf 176 gesunken (Vergleichszeitraum 2021: 249). Gleichzeitig ging die Anzahl der in Deutschland postmortal entnommenen Organe um 28 Prozent auf 562 Organe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Insgesamt konnten in deutschen Transplantationszentren im ersten Quartal 600 Organe übertragen werden, die über Eurotransplant an die Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten vermittelt wurden. Das sind 194 Transplantationen weniger gegenüber dem Vorjahreszeitraum, was einem Rückgang von 24 Prozent entspricht.
Tag der Organspende: Entscheiden und dokumentieren
Umso wichtiger ist der diesjährige Tag der Organspende: Am ersten Samstag im Juni sollen durch Information und Aufklärung möglichst viele Menschen motiviert werden, eine eigene Entscheidung zur bzw. im besten Fall pro Organspende zu treffen und diese zu dokumentieren. Antworten auf wichtige Fragen zur Organspende und Organspendeausweise finden Interessierte unter anderem auf www.tagderorganspende.de/informationen-ueber-organspende.
Hintergrundinformation:
Das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. steht für eine qualitativ hochwertige und integrative nephrologische Versorgung nierenkranker Patientinnen und Patienten. Es wurde im Jahr 1969 gegründet und ist damit zugleich der älteste und größte Dialyseanbieter in Deutschland. In über 200 KfH-Zentren werden über 18.000 Dialysepatientinnen und -patienten sowie aktuell rund 72.000 Sprechstundenpatientinnen und -patienten umfassend behandelt.