Berlin – Auf Einladung des Deutschen Ethikrates (DER) kamen am gestrigen Donnerstag Vertreter der Ethikräte Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zu einem trilateralen Treffen in Berlin zusammen.
Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, sowie die Botschafter Großbritanniens und Frankreichs in Deutschland, Sir Michael Arthur und Bernard de Montferrand, begrüßten die Teilnehmer zu Beginn dieser öffentlichen Veranstaltung. Sie betonten übereinstimmend die Bedeutung der Arbeit der Ethikräte für die bioethische Debatte in den jeweiligen Ländern und – mit Blick auf eine gemeinsame europäische Wertekultur – auch auf europäischer Ebene.
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Beratungen standen Themen, mit denen sich die drei Ethikgremien derzeit befassen. Rhona Knight berichtete über die kürzlich veröffentlichte Stellungnahme des britischen Nuffield Council on Bioethics zu ethischen Aspekten der Demenz. Jean-Claude Ameisen vom französischen Comité Consultatif National d’Éthique stellte die den Prozess zur Überprüfung der Bioethik-Gesetzgebung vor, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben alle fünf Jahre zu erfolgen hat. Wolf-Michael Catenhusen, Jochen Taupitz und Michael Wunder vom Deutschen Ethikrat berichteten über die Änderungen in der deutschen Gesetzgebung im Bereich der Bioethik innerhalb der letzten ein bis zwei Jahre.
Im weiteren Verlauf des Treffens tauschten sich die Mitglieder der drei Ethikräte über ihre gegenwärtigen Arbeitsprogramme aus. Der britische Ethikrat erarbeitet derzeit Stellungnahmen zu neuen Ansätzen bei der Entwicklung von Biokraftstoffen sowie zur personalisierten und Online-Medizin. Aktuelle Fragen der Embryonenforschung sowie Möglichkeiten der Interaktion mit der Öffentlichkeit sind Themen, mit denen sich der französische Ethikrat beschäftigt. Auf der Agenda des Deutschen Ethikrates stehen die Themen Biobanken, Chimären-/Hybridforschung sowie Allokation im Gesundheitswesen. Darüber hinaus wird der DER im kommenden Jahr neue Arbeitsgruppen zu Fragen der Demenz und zur Reproduktionsmedizin einrichten.
Zum Abschluss der Tagung diskutierten die Teilnehmer über die derzeitige Debatte in den drei Ländern zum Umgang mit Zell-, Gewebe- und Organspenden. Dabei wurde insbesondere erörtert, wie die Spendenbereitschaft der Bevölkerung erhöht und die Zell-, Gewebe- und Organspenden gerecht verteilt werden können.
Mit diesem Treffen setzt der Deutsche Ethikrat die Tradition des früheren Nationalen Ethikrates fort, mit Ethikräten und vergleichbaren Einrichtungen anderer Staaten und internationaler Organisationen zusammenzuarbeiten. Die internationale Kooperation zählt neben der Förderung des gesellschaftlichen Diskurses und der Erarbeitung von Stellungnahmen und Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln zu den drei Aufgaben, die dem Ethikrat laut Ethikratgesetz vom 16. Juli 2007 aufgetragen sind.
Weitere Informationen sind unter http://www.ethikrat.org abrufbar.