München – Norwegen und die USA sind keine Vorbilder für die Arzneimittelversorgung in Deutschland. Statt patientenorientiertem Verbraucherschutz durch konzernunabhängige Apotheken wird in beiden Ländern umsatzorientiertes Marketing durch vertikal integrierte Apothekenketten betrieben. Dieser Gegensatz wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf dem Deutschen Apothekertag deutlich.
Als Tsunami bezeichnete Anne Markestad, Präsidentin der Norges Farmaceutiske Forening (NFF), die im Jahr 2001 vollzogene Liberalisierung. Wir haben drei vertikal integrierte Ketten, die den Markt dominieren, sagte Markestad: Wir haben niedrigere Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel, die aber nicht auf den Wettbewerb, sondern auf die staatliche Regulierung zurückzuführen sind. Markestad beklagte zudem, dass allzu großer Wert auf höhere Umsätze gelegt werde und kurzfristiges Wall-Street-Denken Einzug gehalten habe. Es gibt mehr als 6.000 Tankstellen, Lebensmittelgeschäfte und Kioske, wo 40 Prozent aller OTC-Arzneimittel verkauft werden ohne Beratung.
Es gibt sehr viel vertikale Integration; wir haben fast nur noch Apothekenketten, beschrieb Prof. Stephen Schondelmeyer von der University of Minnesota ähnliche Zustände in den USA. Dass freier Wettbewerb zu niedrigeren Preisen führt, das glaube ich einfach nicht, kommentierte Schondelmeyer die dortige Liberalisierung. Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, hatte bereits zuvor gewarnt, die deutsche Arzneimittelversorgung zu amerikanisieren.
Diese Pressemitteilung und weitere Informationen finden Sie unter http://www.abda.de.