Bonn – Immer mehr Rheumabetroffene entscheiden sich früher oder später für ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk. 340.000 Operationen wurden 2006 durchgeführt, mehr als je zuvor. Weniger als 10% der modernen Gelenkendoprothesen müssen innerhalb der ersten 15 Jahre gewechselt werden. Bei aller Routine, die inzwischen in den Kliniken herrscht: Jede Operation birgt Risiken, und auch im Alltag muss manches beachtet werden. Denn Gelenkendoprothesen sind nicht vergleichbar mit natürlichen, gesunden Gelenken, darauf weist die Deutsche Rheuma-Liga hin.
Eine Entscheidung für die Operation und das künstliche Gelenk (TEP) sollte gut überlegt werden. Häufig lassen sich die Bewegungsschmerzen durch gezieltes Muskelaufbautraining und Bewegungstherapie vermindern. Bei ungünstiger Prognose aber sollte man die Gelenk-OP nicht unnötig hinaus zögern, um Folgen durch Bewegungsarmut und Nebenwirkungen durch Schmerzmittelkonsum zu vermeiden.
“Erkundigen Sie sich bei der Wahl der Klinik, wie viele Operationen dieser Art dort im Jahr durchgeführt werden. Krankenkassen halten hierzu Listen bereit. Auch Mund-zu-Mund-Propaganda und die Beratung in den Selbsthilfegruppen helfen weiter. Man sollte zudem sichergehen, dass ein erfahrener Operateur den Eingriff durchführt”, rät Rotraut Schmale-Grede, Vizepräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga.
Verschiedene Prothesenmodelle und Verankerungstechniken (zementfrei oder zementiert) sind üblich. “Keine hat bisher gegenüber konkurrierenden Modellen oder Verfahren eine eindeutige Überlegenheit bewiesen”, sagt Orthopäde Dr. Martin Quarz, ärztlicher Berater der Rheuma-Liga. Er rät daher zu Prothesen, die über Jahre erprobt sind. “Innovationen bergen Risiken, da sie sich erst noch beweisen müssen.”
Wie eine Gelenk-OP verläuft, warum die Anschluss-Reha so wichtig ist und was man im Alltag beachten sollte, darüber informiert ein zweiseitiges Merkblatt “Gelenkendoprothesen bei Rheuma”. Es ist kostenlos bei den Verbänden und im Internet erhältlich: http://www.rheuma-liga.de