Berlin – „Bitte substituieren Sie!“ – Mit diesem Appell tritt ein außergewöhnlich breites Bündnis aus Fachwelt und Politik, der „Initiativkreis Substitutionstherapie“, an Ärztinnen und Ärzte heran, um sie für die Behandlung Heroinabhängiger mit Ersatzstoffen zu gewinnen. Der Grund: Die Versorgungssicherheit ist gefährdet – und damit auch die enormen Erfolge dieser Therapieform für Individuen und Gesellschaft.
Eben weil die Substitutionstherapie so erfolgreich ist, hat sich die Zahl der Patienten in den letzten zehn Jahren verdoppelt, die Zahl der substituierenden Ärzte hingegen stagniert und droht in naher Zukunft erheblich abzunehmen: Nachdem viele die Substitutionsbehandlung mit deren Zulassung zu Beginn der 90er Jahre aufgenommen haben, stehen sie nun kurz vor der Rente, das Durchschnittsalter liegt bei 60.
Versorgungslücke gemeinsam abwenden
Um die Versorgungslücke abzuwenden, haben sich namhafte Akteure aus Medizin, Wissenschaft, Fachverbänden und Politik zusammengeschlossen. Initiatoren des IKS sind die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit, akzept e.V., sowie die Deutsche AIDS-Hilfe. Unterstützung erhält die Kampagne unter anderem von der Bundesärztekammer, der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, sowie Gesundheitspolitikern aller im Bundestag vertretenen Parteien. Ein so vielfältiges Bündnis hat es im Drogenbereich bisher nicht gegeben.
Der Nutzen der Behandlung mit Stoffen wie Methadon, Polamidon oder Buprenorphin steht wissenschaftlich außer Zweifel und ist in der Praxis erprobt. Substitution ist heute bei Opiatabhängigkeit die Standardtherapie, die viele Gesundheitsrisiken des Drogenkonsums ausschaltet. Sie ermöglicht den Ausstieg aus dem unhygienischen und riskanten Konsum auf der Straße und aus der Beschaffungskriminalität sowie einen Wiedereinstieg in einen geregelten Alltag.
Substitution ist HIV-Prävention
„Die Substitution ist nicht nur eine erfolgreiche Behandlung für Suchtkranke, sondern im Drogenbereich auch die wirksamste Präventionsmethode gegen HIV und Hepatitis C“, erklärt Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe. „Die Versorgung gilt es nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen. Tausende von Patientinnen und Patienten sind schon heute nicht versorgt.“
Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe, appelliert: „Wir bitten Ärztinnen und Ärzte, diese medizinische und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“
„Wir brauchen Sie, liebe Kollegen“, heißt es in Anzeigen, die in medizinischen Fachmedien erscheinen. Außerdem gibt es ein Dankmotiv für die bereits substituierenden Ärzte. Beide Motive stehen auf der Kampagnenwebsite www.bitte-substituieren-sie.de zum Download bereit.
Ausführliche Informationen finden Sie zudem in der Pressemitteilung des Initiativkreises Substitutionstherapie. Wir unterstützen Sie außerdem gerne bei der Suche nach Interviewpartnern wie substituierenden Ärzten oder Patienten.