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Deutsche AIDS-Hilfe: Internationale Aids-Konferenz markiert entscheidende Weichenstellung

Presseinformation

Berlin – In Durban beginnt heute die 21. Internationale AIDS-Konferenz. Unter dem Motto „Access Equity Rights Now“ („Zugang für alle – Gerechtigkeit jetzt!“) soll sie ein Zeichen setzen für den Zugang zu HIV-Medikamenten, Prävention und Versorgung für alle Menschen weltweit.

Besonderes Augenmerk liegt auf Prävention für die besonders stark von HIV betroffenen Gruppen, die vielfältig benachteiligt sind (Männer, die Sex mit Männern haben, Drogenkonsumenten, Sexarbeiter_innen, Trans*-Menschen, Migrant_innen und Menschen in Haft).

Dazu erklärt Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH):

„Das Engagement gegen HIV und Aids steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Es geht um nichts Geringeres als die Frage, ob wir die Erfolge der letzten 20 Jahre erhalten und ausbauen können. Die Welt braucht dringend diskriminierungsfreie Prävention für alle besonders stark betroffenen Gruppen und eine Verstärkung des internationalen finanziellen Engagements. Auch Deutschland muss dazu noch mehr beitragen. Das Leben von Millionen Menschen hängt davon ab!“

UNAIDS warnt vor Kontrollverlust

UNAIDS hat im Vorfeld der Konferenz Alarm geschlagen: Die HIV-Epidemie drohe trotz der Erfolge der letzten 20 Jahre wieder außer Kontrolle zu geraten. Der Rückgang der Neuinfektionen sei zum Erliegen gekommen. In einigen Regionen steige die Zahl wieder – in Osteuropa und Zentralasien seit 2010 um 57 Prozent. 80 Prozent der Neuinfektionen in dieser Region geschehen in Russland.

„Heroinabhängige Menschen bekommen keine sauberen Spritzen, über Homosexualität darf man nicht einmal öffentlich reden. Die Folgen von Verfolgung und Ausgrenzung sind explodierende Infektionszahlen. Mit Medikamenten allein kann man die Epidemie nicht in den Griff bekommen!“, betont Silke Klumb.

Finanzierung in Gefahr

Eigentlich will UNAIDS die Aids-Epidemie „auf der Überholspur“ bis 2030 beenden. Doch in der aktuellen bedrohlichen Situation ist zugleich die Finanzierung des internationalen Engagements gegen HIV/Aids gefährdet:

UNAIDS ist aufgrund gekürzter Beiträge einiger Länder drastisch unterfinanziert: Im laufenden Jahr fehlen 80 von 240 Millionen Dollar.

Erhebliche Kürzungen einiger Geberländer und der ungünstige Wechselkurs vieler Währungen zum Dollar gefährden das Budget des Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria. Dabei soll das Budget für die nächsten drei Jahre eigentlich von 12 auf 13 Milliarden Euro steigen, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Immerhin haben mehrere Länder schon höhere Beiträge angekündigt – weitere wichtige Geber wie Deutschland müssen aber dringend folgen.

Zweite Durban-Erklärung fordert verstärktes Engagement

In der so genannten Zweiten Durban-Erklärung fordern Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt ein verstärktes Engagement in verschiedenen Forschungsfeldern und entschiedene Maßnahmen gegen strukturelle Barrieren, welche die HIV-Epidemie befördern. Die Deutsche AIDS-Hilfe unterstützt diese Erklärung.

Zugang für alle – auch in Deutschland

Auch in Deutschland haben nicht alle Menschen Zugang zu HIV-Medikamenten und bewährten Möglichkeiten, sich vor HIV und anderen Infektionen zu schützen:

  • Menschen ohne Aufenthaltspapiere haben keinen sicheren Zugang zu medizinischer Versorgung. Mehr Informationen
  • Drogen konsumierende Menschen in Haft haben keinen Zugang zu sauberen Spritzen, oft auch nicht zu einer angemessenen HIV-Therapie. Mehr Informationen
  • In zehn Bundesländern gibt es keine Drogenkonsumräume, die nachweislich Leben retten und Infektionen verhindern. Mehr Informationen
  • Aufgrund anhaltender Stigmatisierung von Menschen mit HIV verdrängen viele Menschen ihr HIV-Risiko und gehen nicht zum Test. Mehr als 13.000 wissen nichts von ihrer Infektion und haben deswegen keinen Zugang zu HIV-Medikamenten. Oft mit dramatischen Folgen: Mehr als 1.000 Menschen pro Jahr erkranken an Aids – obwohl sich dies heute vermeiden ließe. Zudem fördern unerkannte HIV-Infektionen die weitere Verbreitung von HIV. Mehr Informationen

„Wir dürfen niemanden von Schutz und Therapie ausschließen“, sagt Silke Klumb. „Politische Hürden gilt es endlich aus dem Weg zu räumen, um die Gesundheit und das Leben der betroffenen Menschen zu schützen. Das ist eine Frage der Menschenrechte.“

Die Deutsche AIDS-Hilfe in Durban

Die Deutsche AIDS-Hilfe ist mit einer achtköpfigen Delegation in Durban vertreten und berichtet auf www.aidshilfe.de und www.magazin.hiv über die Konferenz. Zur Delegation gehören auch Vertreter der Menschen mit HIV in Deutschland sowie Michael Krone, Koordinator des bei der DAH angesiedelten Netzwerks AIDS Action Europe, in dem rund 400 europäische Organisationen organisiert sind. Krone ist Experte für HIV/Aids in Osteuropa.

Newsticker auf www.aidshilfe.de (ab 11 Uhr)

Zweite Durban-Erklärung

UNAIDS-Pressemitteilung