Berlin – Der Welt-Aids-Tag am 1.12. ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven und von HIV besonders bedrohten Menschen. Wer heute von HIV und Aids spricht, muss von Diskriminierung sprechen. Bundesärzte- und Bundeszahnärztekammer kündigen heute Engagement gegen Diskriminierung an. Zu einer solidarischen Haltung gehört auch niemanden zurückzulassen: Menschen in Haft und viele Drogenkonsumenten sind noch immer von wirksamen Schutzmaßnahmen ausgeschlossen.
Dazu erklärt Manuel Izdebski vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:
„Aids ist heute eine vermeidbare Erkrankung. Trotzdem wird Aids bei jährlich 1.100 Menschen diagnostiziert – weil sie viel zu spät davon erfahren, dass sie HIV-infiziert sind. Dass Menschen früher von ihrer Infektion erfahren und rechtzeitig mit einer Therapie beginnen können, ist eine der großen Herausforderungen dieser Zeit!“
Von Menschen mit HIV geht keine Gefahr aus
Ein Grund für die späten Diagnosen: Manche Menschen gehen aus Angst nicht zum HIV-Test, weil sie wissen, dass Ihnen im Fall eines positiven Testergebnisses Diskriminierung droht.
Dazu Manuel Izdebski: „Wenn wir heute von HIV und Aids sprechen, ist Diskriminierung das wichtigste Thema. Gemeinsam müssen wir alles dafür tun, Diskriminierung von Menschen mit HIV zu beenden. Wir müssen deutlich machen: Mit HIV kann man heute ein langes und erfülltes Leben führen – Diskriminierung macht das Leben schwer und kann tödlich sein.“
Grund für Ausgrenzung von Menschen mit HIV sind oft unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung im Alltag. Die Welt-Aids-Tags-Kampagne „Positiv zusammen leben“ wirkt dem entgegen, indem sie verdeutlicht, dass es im Alltagsleben keinen Grund zur Sorge gibt.
„Die wichtigste Botschaft zum Welt-Aids-Tag lautet: Von Menschen mit HIV geht keine Gefahr aus. Viele Menschen mit HIV, Paare, Familien und ihre Familien und Freunde zeigen schon lange: positiv zusammen leben ist einfacher als man denkt“, so Manuel Izdebski.
Mit der Ärzte- und Zahnärztekammer gegen Diskriminierung
Besonders häufig kommt Diskriminierung im Gesundheitswesen vor. Immer wieder berichten Menschen mit HIV von Zurückweisung in der Arzt- oder Zahnarztpraxis. Manche Unternehmen im medizinischen Bereich fordern bei Neueinstellung von Bewerbern einen HIV-Test. Der Nationale AIDS-Beirat und andere Experten betonen: Für diese Tests gibt es keinen vernünftigen Grund (siehe Dossier der Deutschen AIDS-Hilfe und weitere Pressemitteilung).
Bundesärztekammer und Bundeszahnärztekammer kündigen heute an, sich verstärkt in diesem Bereich engagieren wollen. Die Bundeszahnärztekammer hat gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Hilfe ein Infoblatt für ihre Mitglieder erstellt. Es klärt darüber auf, dass bei Menschen keine Sonderbehandlung erforderlich ist – die normalen Hygienemaßnahmen reichen völlig aus.
„Die Kammern nehmen das Problem jetzt gemeinsam mit uns in Angriff. Das ist ein wichtiger Schritt bei der Beseitigung von Diskriminierung im Alltag“, sagt DAH-Vorstand Manuel Izdebski. „Wir bedanken uns für dieses Engagement und freuen uns auf die weitere Kooperation.“
Niemanden zurücklassen
Nicht zuletzt: In Deutschland sind noch immer Menschen vom Schutz vor HIV und einer angemessenen Behandlung ausgeschlossen. Menschen in Haft erhalten noch immer keine sauberen Spritzen, um sich beim Drogenkonsum vor HIV und Hepatitis C zu schützen – so entstehen viele vermeidbare Infektionen. In zehn von 16 Bundesländern gibt es noch immer keine Drogenkonsumräume, obwohl diese Einrichtungen nachweislich Leben retten und Infektionen verhindern. Und Menschen ohne Papiere erhalten in Deutschland keine angemessene Versorgung. Wer Hilfe sucht, muss mit Abschiebung rechnen.
„Zu einer solidarischen Haltung gehört auch, niemanden zurückzulassen“, betont Manuel Izdebski. „Anlässlich des Welt-Aids-Tages fordern wir den uneingeschränkten Zugang zu Prävention und medizinischer Versorgung für alle Menschen!“
Pressekonferenz mit Vertretern der Bundesärzte- und Bundeszahnärztekammer um 13 Uhr im Bundesgesundheitsministerium, Berlin