Warum Europa handeln muss, um den Zugang zu Medikamenten zu sichern
Eine aktuelle Analyse von Teva Pharmaceuticals Europe zeigt, dass 46 % der Generika auf der EU-Liste kritischer Arzneimittel nur von einem einzigen Anbieter bereitgestellt werden. Diese Zahl verdoppelt sich auf fast 83 %, wenn man Anbieter mit einem Marktanteil von über 60 % betrachtet. Die Studie „Generic Health Check Europe 3.0“ zeigt, dass die Marktkonzentration bei kritischen Generika dreimal schneller voranschreitet als bei anderen Generika – ein ernsthaftes Risiko für die Versorgungssicherheit mit kritischen Medikamenten in Europa.
Um eine stabile Arzneimittelversorgung zu gewährleisten, ist eine diversifizierte Lieferkette mit mehreren Herstellern notwendig. Doch die Studie zeigt, dass dies gerade bei lebenswichtigen Medikamenten, etwa in den Bereichen Kardiologie, Onkologie, psychische Gesundheit und Antibiotika, nicht gegeben ist. Die zunehmende Marktkonzentration sowie das Verschwinden kritischer Generika vom Markt erhöhen die Unsicherheit. Diese Entwicklung wurde in den letzten Jahren durch geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Herausforderungen und neue regulatorische Anforderungen verstärkt – mit gravierenden Folgen für die Patientenversorgung.
Während die Verbraucherpreise in Europa in den letzten zehn Jahren um 30 % gestiegen sind, sanken die Durchschnittspreise für verschreibungspflichtige Generika um fast 8 %. Die fehlende Preisflexibilität, kombiniert mit steigenden regulatorischen und ökologischen Anforderungen, gefährdet die wirtschaftliche Tragfähigkeit kritischer Generika. Dies zwingt Hersteller dazu, Medikamente vom Markt zu nehmen und Investitionen in Produktionskapazitäten zu reduzieren.
Michal Nitka, Senior Vice President, Generics Head Europe & OTC Global Head bei Teva, warnt:
“Patienten sind auf eine zuverlässige Versorgung mit hochwertigen und erschwinglichen Behandlungen angewiesen. Doch die zunehmende Marktkonzentration und der Wegfall kritischer Medikamente bedrohen diesen Zugang. Es ist entscheidend, den wirtschaftlichen Druck auf Generikahersteller zu verringern, um die Patientenversorgung zu sichern und die langfristige Stabilität der europäischen Gesundheitssysteme zu gewährleisten. Gerade bei kritischen Generika braucht es eine widerstandsfähige, diversifizierte Lieferkette.”
Entwicklungen in Deutschland
Der „Generic Health Check Europe 3.0“ verdeutlicht, dass der Rückgang kritischer Generika in Deutschland besonders stark ausgeprägt ist: Während im europäischen Durchschnitt seit 2014 rund 30 % der kritischen Generika vom Markt verschwunden sind, liegt der Rückgang in Deutschland bei alarmierenden 39 %. Gleichzeitig stieg der Anteil kritischer Generika mit nur einem oder zwei Anbietern um 13 % – im europäischen Vergleich sind es sogar 15 %.
Die Analyse zeigt zudem, dass im Jahr 2024 bereits 33 % der kritischen Generika ausschließlich von einem Anbieter bereitgestellt wurden. Besonders betroffen sind hierbei die Bereiche Kardiologie (84 %), Onkologie (65 %), psychische Gesundheit (71 %) und Antibiotika (57 %). Besorgniserregend ist zudem, dass bei 72 % der kritischen Generika ein einzelner Anbieter über 60 % des Marktanteils hält. Ein Ausfall dieses Anbieters könnte daher unmittelbar die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten gefährden.
„In Deutschland spüren wir die Auswirkungen der zunehmenden Marktkonzentration und der wirtschaftlichen Belastung für Generikahersteller ganz besonders stark”, betont Andreas Burkhardt, General Manager von Teva Deutschland. “Wir müssen jetzt handeln, um eine stabile und verlässliche Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten sicherzustellen. Eine widerstandsfähige Lieferkette und faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind essenziell – nicht nur für die Unternehmen, sondern vor allem für die Patientinnen und Patienten, die tagtäglich auf diese Medikamente angewiesen sind.“
Teva fordert daher dringend folgende Maßnahmen:
- Entwicklung eines Europäischen Solidaritätsmechanismus, um vorhandene Marktbestände besser auf nationale Engpässe zu verteilen.
- Sicherung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit kritischer Generika , indem Mehrfachvergabesysteme mit mehreren Gewinnern und Kriterien eingeführt werden. Diese Systeme sollten in Zusammenarbeit mit der Industrie entwickelt werden, um von reinen Niedrigstpreis-Ausschreibungen abzurücken. Stattdessen sollte der größte Mehrwert für das europäische Gesundheitssystem und die Wirtschaft berücksichtigt werden.
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktionskapazität der europäischen Medikamentenherstellung – durch flexible Finanzierungsprogramme, die strategische Investitionen beschleunigen und Innovationen, einschließlich solche in der Produktion, gezielt unterstützen.
Der „Generic Health Check Europe 3.0“ ist unter diesem Link verfügbar: https://www.tevapharm.com/globalassets/tevapharm-vision-files/teva-generics-health-check-2025.pdf
Über Teva Deutschland
Rund 2.900 Mitarbeitende kümmern sich tagtäglich darum, den Zugang zu Arzneimitteln für Millionen von Menschen zu vereinfachen und den Patientinnen und Patienten ein Stück Unabhängigkeit zurückzugeben. Sei es über unsere Medikamente – innovative Spezialmedikamente, Generika und freiverkäufliche Arzneimittel -, einen günstigen Preis oder einen besonderen Service.
Deutschlands bekannteste Arzneimittelmarke ratiopharm gehört zu Teva Deutschland. ratiopharm steht seit über 50 Jahren für Arzneimittel von höchster Qualität zu einem günstigen Preis. Die Werbung mit den Zwillingen hat mittlerweile den Status eines Klassikers erreicht.
Der Deutschlandsitz von Teva ist in Ulm. Ein weiterer Produktionsstandort ist in Blaubeuren/Weiler.
Tevas Ziel ist es, dass die Patientinnen und Patienten die benötigte Medizin erhalten, wo und wann sie sie brauchen. Dafür arbeiten 37.000 Mitarbeitende rund um den Globus. Teva stellt mehr als 3.500 verschiedene Produkte in über 60 Ländern zur Verfügung.
Anhang – Wichtige Informationen aus Tevas “Generics Health Check 3.0”:
Was sind generische Medikamente?
Generische Medikamente werden hergestellt, sobald das Patent des Originalherstellers abgelaufen ist. Sie bieten die gleiche Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit wie das Originalprodukt, sind jedoch eine kostengünstige Alternative für Patienten und Gesundheitssysteme. 67 % der verschriebenen Medikamente in Europa sind generisch (https://www.medicinesforeurope.com/generic-medicines/our-5-pillars/).
Was sind kritische generische Medikamente?
Die EU-Liste der kritischen Medikamente bestimmt Medikamente für den Einsatz beim Menschen, bei denen die kontinuierliche Versorgung in der EU Priorität hat. Das bedeutet, dass Engpässe bei diesen Medikamenten vermieden werden sollten, da sie für das Funktionieren der Gesundheitssysteme in der EU entscheidend sind. Ein kritisches Medikament wird anhand zweier Kriterien identifiziert: der Schwere der Krankheit, die es behandelt, und der Verfügbarkeit geeigneter Alternativmedikamente. Generische Medikamente auf dieser Liste gelten als kritische generische Medikamente. (https://www.ema.europa.eu/en/documents/other/questions-answers-union-list-critical-medicines_en.pdf)
Was ist die Liste der kritischen Arzneimittel der EU?
Die Liste der kritischen Arzneimittel der EU, offiziell bekannt als die Unionsliste kritischer Arzneimittel, bestimmt Arzneimittel, die für die Gesundheitssysteme in der EU/EEA unerlässlich sind. Diese Arzneimittel werden priorisiert, um ihre kontinuierliche Versorgung sicherzustellen und Engpässe zu vermeiden.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Berichts?
Zwischen 2014 und 2024 ist die Anzahl der kritischen Generika mit nur einem oder zwei Lieferanten dreimal so stark gestiegen wie bei allen Generika.
- 83 % der kritischen Generika werden von einem Anbieter mit über 60% Marktanteil geliefert, was die Versorgungsvielfalt gefährdet.
- 30 % der 2014 vermarkteten kritischen Generika sind 2024 nicht mehr verfügbar.
Wie schnell verschwinden kritische Generika?
Der Anteil kritischer Generika mit nur einem oder zwei Herstellern stieg um 15 %, während dieser Anteil bei anderen Generika um 5 % zunahm. Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass 30 % der in der Region vermarkteten kritischen Generika zurückgezogen wurden. Diese Zahl steigt auf 37 % in der Onkologie und Kardiologie sowie 33 % bei Antibiotika.