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“Demenz im Blick”: Ausbau des Versorgungssystems für Demenzpatienten ist dringend notwendig – Ärztekammern in NRW starten Aktionsjahr

G E M E I N S A M E P R E S S E M I T T E I L U N G Ärztekammer Westfalen-Lippe – Ärztekammer Nordrhein – Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW

Münster – Die Versorgung von demenzerkrankten Menschen muss nach Ansicht der nordrhein-westfälischen Ärztekammern verbessert werden. Derzeit sind schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt. 2050 wird es voraussichtlich drei Millionen demenzkranke Menschen in Deutschland geben. Der Anteil der Erkrankten in der Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen steigt bis dahin auf 15,7 Prozent, bei den Über-90-Jährigen sind es dann 41 Prozent.

Die Ärztekammern Westfalen-Lippe (ÄKWL) und Nordrhein (ÄKNo) wollen vor diesem Hintergrund die Strukturen des Gesundheitswesens ausbauen und optimieren, so dass diese hohe Zahl an pflegebedürftigen Patienten wohnortnah versorgt werden kann. Ziel des gemeinsamen Aktionsjahres „Demenz im Blick“, das unter der Schirmherrschaft des NRW-Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pfle­ge und Alter steht, ist der Aufbau einer professionsübergreifenden Versorgung mit institutionalisierten Netzen. Vielfach existierten zwar gute Versorgungsmodelle, die aber nicht flächendeckend zur Verfügung stünden. Durch die fehlende Vernetzung der einzelnen Angebote komme es häufig zu Brüchen in der Versorgungskette. Auch seien derzeit viele Einrichtungen noch nicht genügend auf die besonderen Bedürfnisse in der pflegerischen und medizinischen Versorgung von Menschen mit Demenz vorbereitet.

„In unserem Gesundheitswesen fehlen die entsprechenden Strukturen und auch finanziellen Rahmenbedin­gungen, Patienten mit Demenz würdevoll und adäquat versorgen zu können. Doch es fehlt nicht nur am Geld, es fehlt auch an Zuwendung. Die Gesellschaft entledigt sich hier auf oft würdelose Art eines für sie unbequemen Themas“, sagt Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Auch die Vernetzung der an der Versorgung von Patienten mit Demenz beteiligten Berufsgruppen müsse noch optimiert werden. Das Erkennen und Behandeln von Demenzerkrankungen solle stär­ker als bisher zu einem Schwerpunkt in der Gesundheitspolitik werden. „Dafür wollen wir vorrangig regionenspezifische Strukturen und Angebote sowie eine optimierte medizinische Frühversorgung etab­lieren“, so Windhorst.

Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, sagt: „Unser Ziel ist die Weiterentwicklung von Hilfen und Unterstützung für Betroffene sowie die Förderung von Verständnis und Sensibilität für Demenzerkrankungen, um so gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegenzuwirken. Gleichzeitig sollen Hilfenetzwerke im Lebensumfeld Betroffener entstehen, die als ‘Lokale Allianzen’ mehr soziale Teilhabe und Hilfestellung ermöglichen.“

„Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen brauchen noch stärker als andere Patienten und Patientinnen menschliche Zuwendung. Wenn die Erinnerung und Orientierung verloren gehen, kommen Unsicherheit und damit Angst“, erklärt Schirmherrin Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen. „Auf diese Bedarfe ist unser Gesundheitssystem, das stark an technischer Funktionalität ausgerichtet ist, häufig noch nicht vorbereitet. Und eine nicht auf Menschen mit Demenz abgestimmte Versorgung kann den Verlauf der Demenz beschleunigen. Deswegen müssen wir gemeinsam nicht nur im Bereich der Pflege und der gesellschaftlichen Entwicklung, sondern auch in dem Gesundheitssektor die Herausforderung Demenz annehmen und Strategien zur besseren Versorgung entwickeln.“