Berlin – Weihnachten ist das Fest der Familien: Verwandte, die über ganz Deutschland, ja sogar die ganze Welt verstreut sind, kommen in diesen Tagen zusammen. In diesem Jahr führt die Corona-Pandemie auch hier zu tiefgreifenden Veränderungen: Laut dem ARD-DeutschlandTrend[1] planen knapp drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland, den Kontakt zu Freunden und Verwandten an Weihnachten einzuschränken. Das trifft vor allem Menschen, die wenige Kontakte haben und sich oft einsam fühlen. Das galt schon im Jahr 2017 für zwölf Prozent der Bevölkerung[2], vor allem in den Altersgruppen zwischen 30 und 34 Jahren und bei den über 65-Jährigen. Im ARD-DeutschlandTrend Anfang November 2020 gaben 30 Prozent der Befragten an, sich seit der Corona-Pandemie häufiger einsam zu fühlen als früher.[3] Daraus können sich Belastungen für die Gesundheit ergeben, denn Einsamkeit erhöht das Risiko für chronischen Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depression und Demenz. Studien zufolge ist sie so schädlich wie Rauchen und Adipositas.[4],[5]
„Einsamkeit ist ein Problem, das alle Altersgruppen betrifft: Junge Menschen durch die Digitalisierung, Berufstätige durch die notwendige berufliche Flexibilität und Mobilität und alle Altersgruppen aufgrund der Anonymität in vielen Wohnumgebungen. Daher fordern wir die Politik auf, Konzepte gegen die wachsende Einsamkeit in Deutschland kurzfristig zu entwickeln und umzusetzen. Gerade in der Weihnachtszeit werden unseren Mitarbeitenden die Folgen der Einsamkeit deutlich, wenn Menschen an den Feiertagen allein bleiben. Auch kranke und pflegebedürftige Menschen, die Besuch von An- und Zugehörigen bekommen, fühlen sich in dieser Zeit oft einsam, da sie diese besonderen Tage nicht wie gewohnt mit ihren Lieben verbringen können. In diesem Jahr wird die Einsamkeit stärker sein denn je, denn in vielen Krankenhäusern werden die Zahl der Besucher und die Besuchszeiten eingeschränkt sein. Für unsere Mitarbeitenden bedeutet dies, dass sie den Patienten in der Weihnachtszeit besondere Aufmerksamkeit schenken. In diesem Jahr ist das eine große Herausforderung, denn alle Mitarbeitenden im Krankenhaus sind durch die Pandemie stark belastet“, erklärt Christoph Radbruch, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV).
Psychische Belastungen für Mitarbeitende
„Mitarbeitende, die über Weihnachten für die Patienten da sind, haben weniger Zeit, sich mit ihrer Familie und Freunden zu treffen. In diesem Jahr tragen sie zudem eine besondere Verantwortung: Viele sorgen sich, dass sie sich bei der Arbeit mit COVID-19 infizieren und nahestehende Menschen anstecken könnten. Aus diesem Grund schränken sie ihre sozialen Kontakte ein oder werden von anderen gemieden. Das ist für die Betroffenen eine außergewöhnliche Belastung, die zu den normalen Anforderungen hinzu kommt. Darüber hinaus müssen unsere Mitarbeitenden mit der Unsicherheit umgehen, dass die Pandemie ihre Arbeit und die Abläufe auf den Stationen immer wieder und oft kurzfristig verändert. Sie müssen sich neuen Aufgaben und Arbeitsabläufen stellen und flexibel auf sich wandelnde Anforderungen reagieren. Bei einigen lösen die Veränderungen durch die Pandemie und fehlenden Kontrollmöglichkeiten Angst und Verunsicherung aus. Unsere Häuser bieten ihren Beschäftigten in dieser Situation Unterstützung an und versuchen, diese Belastungen zu reduzieren: Mitarbeitende können zum Beispiel Beratungsangebote wahrnehmen oder psychologische und seelsorgerische Gespräche. Darüber hinaus gibt es praktische Hilfe für diejenigen, die in Quarantäne sind. Diese psychosoziale Notfallversorgung ist auch an Weihnachten für die Beschäftigten da“, weiß Radbruch.
Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) vertritt mit 201 evangelischen Kliniken an über 270 Standorten jedes achte deutsche Krankenhaus. Die evangelischen Krankenhäuser versorgen jährlich mehr als 2,5 Mio. Patientinnen und Patienten stationär und mehr als 3 Mio. ambulant. Mit über 120.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 10 Mrd. € sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der DEKV ist Branchenverband der evangelischen Krankenhäuser und Mitglied im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. Der DEKV setzt sich insbesondere für eine zukunftsorientierte und innovative Krankenhauspolitik mit Trägervielfalt, verlässliche Rahmenbedingungen für die Krankenhausfinanzierung, eine Modernisierung der Gesundheitsberufe und für eine zukunftsorientierte konsequente Patientenorientierung in der Versorgung ein.
Vorsitzender: Vorsteher Christoph Radbruch, Magdeburg, stellvertr. Vorsitzende: Andrea Trenner, Berlin, Schatzmeister: Dr. Holger Stiller, Düsseldorf, Verbandsdirektorin: Melanie Kanzler, Berlin.
Quelle:
[1] www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-2413.html
[2] www.dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/104/1910456.pdf
[3] www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/ard-deutschlandtrend/2020/november-extra-coronamassnahmen/
[4] Worsley, A. S.: Loneliness is a much more modern phenomenon than you might think, 2018. DOI: 10.1016/j.mhp.2018.11.002
[5] Holt-Lunstad, J., Smith, T. B., Layton B. J.: Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review, 2010. DOI: 10.1371/journal.pmed.1000316