Berlin – Bei der Versorgung von Corona-Patienten im Krankenhaus empfiehlt das Robert Koch-Institut den Einsatz von geschultem Personal und die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung bestehend aus Schutzkittel, Einweghandschuhen, dicht anliegender Atemschutzmaske und Schutzbrille.1 Die Empfehlung und das Bestreben, Patienten und Personal zu schützen, führen dazu, dass der Verbrauch dieser Materialien zum Teil drastisch gestiegen ist: bei Atemschutzmasken und Schutzbrillen auf über 600 Prozent des monatlichen Verbrauchs vor der Corona-Pandemie. Selbst der Verbrauch der im Patientenkontakt regel- und routinemäßig genutzten Handschuhe ist auf 150 Prozent gestiegen. Zugleich haben die Hersteller und Großhändler die Kosten zum Teil drastisch erhöht: bei Schutzkitteln auf 200 Prozent, bei Atemschutzmasken auf rund das 15-Fache und bei OP-Mundschutz auf das 19-Fache.
„Eine Modellrechnung unserer Mitgliedskrankenhäuser der AGAPLESION gAG zeigt, dass sich daraus monatliche Mehrkosten für die Krankenhäuser in Höhe von etwa 1,1 Millionen Euro ergeben. Diese Kosten werden durch die Vergütung über die DRG für die Behandlung dieser Patienten definitiv nicht gedeckt. Darüber hinaus fallen für viele Krankenhäuser Einnahmen weg, da Patienten geplante, aber verschiebbare Operationen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus absagen. Daher fordert der DEKV Politik und Krankenkassen auf, eine pragmatische Lösung für die Krankenhäuser zu finden, um mit dieser außerordentlichen Belastung umzugehen. Denkbar wäre, dass wie bei der EHEC-Epidemie 2011, eine Bezahlung zusätzlicher Leistungen durch die Krankenkassen erfolgt. Alternativ wäre die Bereitstellung von Sondermitteln über den Katastrophenschutz oder einen Sonderfond denkbar.
Aktuelle Bestrebungen des Bundesgesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Schutzausrüstung zentral zu beschaffen und an die Krankenhäuser und Arztpraxen zu verteilen, müssen schnell umgesetzt werden, um die Kostenexplosion einzudämmen. Auch fordern wir die Hersteller und Großhändler von persönlicher Schutzausrüstung auf, die Situation nicht weiter durch enorme Preissteigerungen zu verschärfen. Steigen die Preise weiterhin zu Lasten der zur Behandlung verpflichteten Krankenhäuser und damit zu Lasten der Solidargemeinschaft, ist hier die Politik zur Handlung aufgerufen“, erklärt Christoph Radbruch, Vorstandsvorsitzender des DEKV.
Quellen:
1. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Hygiene.html
Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) vertritt mit 201 evangelischen Kliniken an über 270 Standorten jedes achte deutsche Krankenhaus. Die evangelischen Krankenhäuser versorgen jährlich mehr als 2,5 Mio. Patientinnen und Patienten stationär und mehr als 3 Mio. ambulant. Mit über 120.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 10 Mrd. € sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der DEKV ist Branchenverband der evangelischen Krankenhäuser und Mitglied im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. Der DEKV setzt sich insbesondere für eine zukunftsorientierte und innovative Krankenhauspolitik mit Trägervielfalt, verlässliche Rahmenbedingungen für die Krankenhausfinanzierung, eine Modernisierung der Gesundheitsberufe und für eine zukunftsorientierte konsequente Patientenorientierung in der Versorgung ein.
Vorsitzender: Vorsteher Christoph Radbruch, Magdeburg, stellvertr. Vorsitzende: Andrea Trenner, Berlin, Schatzmeister: Dr. Holger Stiller, Düsseldorf, Verbandsdirektorin: Melanie Kanzler, Berlin.