Zu Gast auf der Hochzeit bei der Stammzellempfängerin in den USA
Eine Einladung nach Kalifornien hat Stammzellspenderin Lisa Nolte Erinnerungen für die Ewigkeit beschert. „Der 27. April 2024 wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben, weil es für mich nach meiner eigenen Hochzeit und den Geburten meiner Kinder einer der schönsten Tage war“, sagt die 33-Jährige. Gemeinsam mit ihrer Familie hatte Lisa die Hochzeit ihrer Empfängerin Elyse Marsh (31) besucht. „Es war die Reise meines Lebens.“
Aber von vorne: Lisa Nolte aus Gehrden in Niedersachen ist Stammzellspenderin. Im Juli 2015 registrierte sich die Steuerfachwirtin im Rahmen eines Heimspiels von Hannover 96 im Stadion. „Da kam ein junger Mann von der DKMS auf mich und meinen Mann Martin, mit dem ich damals schon zusammen war, zu. Wir haben nicht lange überlegt und die Gelegenheit genutzt“,sagt Lisa.
Nur neun Monate später, im April 2016, wurde Lisa bereits für eine Spende angefragt und schenkte der Kalifornierin Elyse mit ihrer Knochenmarkspende ein neues Leben. Lisa erinnert sich noch sehr gut an den Tag vor ihrer Spende, als sie bereits stationär im Krankenhaus aufgenommen worden war. Sie war sehr aufgeregt und emotional, da sie eine große Angst vor Nadeln, Blutabnehmen und vor allem dem operativen Eingriff hatte. Die Krankenschwester und ihr Mann Martin standen ihr bei und bestärkten sie, die Spende durchzuziehen. Heute ist sie froh und dankbar, dass sie ihre Angst damals überwinden und ein Menschenleben retten konnte. „Es hat dann alles wunderbar geklappt und spätestens als ich erfuhr, wohin meine Stammzellen gingen, und mir dann bewusst wurde, dass dadurch ein Mensch, der sonst sterben würde, vielleicht überlebt, kamen mir meine Sorgen im Vorfeld recht albern vor“, sagt sie.
Lisa gehört zu den zehn Prozent der Spender:innen bei denen die Stammzellen operativ aus dem Beckenkamm gewonnen wurden. Bei 90 Prozent hingegen können die Zellen ambulant über ein Blutwäsche ähnliches Verfahren aus der Armvene herausgefiltert werden. Die Bedürfnisse der erkrankten Person entscheiden über die Entnahmeform – für Elyse, die unter AML, einer akuten myeloischen Leukämie litt, wünschten die behandelnden Ärzten die Stammzellen aus dem Hüftknochen.
Ein besonderer Hochzeitsgast
2018 lernten sich die beiden Frauen persönlich kennen. Anlass war Lisas Hochzeit, zu der ihr zukünftiger Mann Martin (34) Elyse und ihre Familie als Überraschungsgäste einlud. Am Abend ihres Polterabends erhielt Lisa eine Videobotschaft, die ihre Aufregung noch stärker werden ließ. Darin teilt ihr die bis dahin fremde Elyse mit, dass es ihr wieder gut geht, und sie sich gerade auf dem Weg nach Hannover befindet, um mit Lisa und Martin den schönsten Tag ihres Lebens gemeinsam zu feiern. „Das war unfassbar“, sagt Lisa. Lesen Sie hier die ganze Geschichte!
Acht Jahre später erhielt Lisa in diesem Jahr eine Gegeneinladung zur Hochzeit von Elyse und ihrem Partner Ian – diesmal ohne Überraschung, vielmehr mit riesiger Vorfreude auf ein Wiedersehen in den USA. Zwischenzeitlich hatten sie sich immer wieder geschrieben und ausgetauscht, aber noch nicht wieder persönlich getroffen. Jetzt war Lisa Elyses‘ ganz besonderer Hochzeitsgast. Gemeinsam mit ihren Eltern reisten Lisa und Martin im Frühjahr in die USA. Mit dabei waren auch ihre beiden Kinder, Toni (5) und Luna (1). „Das Hochzeitsambiente war wie in einem Film. Eine super tolle Location. Es war so schön mit anzusehen, wie glücklich alle sind. Das große Wiedersehen und das Gefühl der tiefen Verbundenheit war immer noch da. Es waren sehr viele besondere Momente dabei, in denen ich die Dankbarkeit und die Liebe der einzelnen Menschen spürte“, sagt Lisa.
Und weiter: „Ich danke Elyse und ihrer Familie sehr für die Einladung und für die Herzlichkeit und Liebe, die uns zuteilwurde. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Auf welchem Kontinent auch immer. Ich hoffe, dass sich noch mehr Menschen registrieren und Leben gerettet werden können. Ich würde es jederzeit wieder tun!“ appelliert Lisa.
Übrigens, aus der Stadionaktion bei Hannover 96 sind bis heute mit Lisa insgesamt vier Spender:innen hervorgegangen. Vier Lebenschancen für Patientinnen und Patienten weltweit. Eine davon erhielt Elyse.