Heidelberg – Hohe Personal- und Sachkostensteigerungen konnten nur durch die Behandlung von mehr schwerkranken Patienten ausgeglichen werden
Das Universitätsklinikum Heidelberg hat im vergangenen Jahr mit 2,6 Millionen Euro Gewinn ein leicht positives Ergebnis erzielt und seinen Umsatz in der Krankenversorgung um rund 5,6 Prozent auf 602 Millionen Euro gesteigert. Dennoch beurteilt der Vorstand des Klinikums die finanzielle Situation als unbefriedigend und riskant. Mit rund 11.700 Mitarbeitern, 2.000 Betten, 63.000 stationären Fällen und mehr als einer Million ambulanter Patientenbesuche im Jahr ist das Universitätsklinikum Heidelberg eines der größten Uniklinika in Deutschland.
„Bei dem Bilanzergebnis handelt sich um eine schwarze Null“, erklärte die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan. Den starken Anstieg der Personal- und Sachkosten im vergangenen Jahr – die Personalkosten allein stiegen 2012 um 6,6 Prozent – konnte man nur durch erhebliche Leistungssteigerungenausgleichen. „Wir haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Patienten behandelt, die an schweren Erkrankungen litten“, sagte der Leitende Ärztliche Direktor, Professor Dr. Guido Adler. Diese Steigerung beträfe alle Bereiche der medizinischen Versorgung, insbesondere die Behandlung und die Operationen von krebskranken und herz- und gefäßkranken Patienten sowie das gesamte Spektrum der Kinderheilkunde. Dafür wurden, wie bereits in den vergangenen Jahren, mehr Ärzte und Pflegekräfte eingestellt.
Klinikumsvorstand fordert nachhaltige Finanzierung und auskömmliche Investitionen
Das Universitätsklinikum Heidelberg gehört zu den wenigen der 32 Uniklinika in Deutschland, die für 2012 eine ausgeglichene Bilanz vorlegen konnten. Von der zunehmenden Last der Kosten bei wenig flexiblen Budgets der Krankenkassen und sinkenden Investitionen der Länder sind alle Kliniken betroffen. Ein Mehrfaches der bundesweiten Finanzhilfe von 1,2 Milliarden, die im Juli vom Bundestag und Bundesrat für die Jahre 2013/2014 beschlossen wurde, sei nötig sowie ein nachhaltiges Finanzierungskonzept, sagte Irmtraut Gürkan. Die realen Kostensteigerungen müssten finanziert werden, und dies dauerhaft.
Uniklinika bräuchten eine zusätzliche Finanzierung, um ihren besonderen Auftrag der Forschung, der Entwicklung und Einführung innovativer Behandlungen sowie der Lehre und Weiterbildung erfüllen zu können. Dazu sind hochqualifiziertes Personal, moderne Bauten, Geräte und EDV-Infrastruktur nötig; für Investitionen sind derzeit alleine die Bundesländer zuständig, die allerdings nur einen Teil der erforderlichen Investitionen aufbringen. So lag die Investitionsquote in den vergangenen Jahren deutlich unter 10 Prozent des Umsatzes, während 15 Prozent benötigt würden. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen die fehlenden Investitionen durch ihre Leistungen erwirtschaften“, klagte Professor Adler. „Deshalb hoffen wir auf faire Diskussionen mit den Politikern in Land und Bund in den kommenden Monaten.“